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  3. Züge statt Autos? Die neuen Bahntrassen
Die Reaktivierung verlassener Bahntrassen: ein wichtiger Teil der Verkehrswende.
Ein Ende des Wildwuchs ist in Sicht: Ende 2024 sollen auf der Weststrecke in Trier wieder Züge rollen.
© 123rf

Verkehrswende

Züge statt Autos? Die neuen Bahntrassen

von Annette Lübbers
Reporterin
17. Juli 2024
Jahrzehntelang wurden in Deutschland unrentable Bahntrassen stillgelegt. Auch in Trier. Nun sollen nach 40 Jahren Stillstand - und am Ende eines langen Planungsprozesses - im Dezember 2024 neue Züge rollen.

Die neuen Züge sollen bald schon nach jahrzehntelangem Stillstand auf der sogenannten Weststrecke - etwa 12 Kilometer lang - von Ehrang nach Igel im Landkreis Trier fahren. Schon vor fünf Jahren wurde für dieses Ziel eigens eine Stabsstelle mit Schwerpunkt Projektmanagement in Zusammenarbeit mit der DB Netz und der DB Station & Service eingerichtet. Mit im Boot: Wilko Kannenberg, zuständig für die konzeptionelle Verkehrsplanung und Sandra Klein von der Stabsstelle Stadtumbau. Das Ziel: Auf der vor 40 Jahren stillgelegten Strecke ein neues Angebot zu machen: modern, elektrisch, barrierefrei, gut angebunden, komfortabel und zeitsparend durch gute Umsteigemöglichkeiten.

Bahntrassen sollen reaktiviert werden

Die Stadt Trier ist zuständig für die Bushaltestellen und die Maßnahmen im Umfeld der Haltestellen wie Park&Ride-Plätze, Verbesserungen im Radwegenetz und Umbau von Straßenführungen. 9,5 Millionen Euro, davon 90 Prozent Fördergelder, werden nach Abschluss des Projektes eingesetzt worden sein. Wilko Kannenberg erläutert: "Dieses Projekt ist für uns ein wichtiger Baustein beziehungsweise so etwas wie das Rückgrat unseres Mobilitätskonzeptes Trier 2025, das der Stadtrat schon 2013 beschlossen hat." Eines der Ziele: Den Anteil des ÖPNV am städtischen Verkehr auf 20 Prozent zu heben. 2018 ergab eine Haushaltsbefragung einen tatsächlichen Anteil von derzeit elf Prozent. Ein Beitrag für die angestrebte Verdoppelung der Zahlen: Die Westtrasse.

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Reaktivierung: die Planungen haben gedauert

Vorhergegangen ist eine Art Ping-Pong-Spiel mit der Deutschen Bahn. Schon 2008 habe der Zweckverband SPNV-Nord den sogenannten "Rheinland-Pfalz-Takt 2015" beschlossen, mit dem der regionale Schienenverkehr neu aufgestellt werden sollte. Teil des Maßnahmenkatalogs sei schon damals die Reaktivierung der Weststrecke gewesen. "Allerdings hat es dann noch einmal fünf Jahre gedauert, bis im Herbst 2013 ein Lenkungskreis mit allen Beteiligten - auch der Stadt Trier - seine Arbeit aufgenommen hat." Und Sandra Klein von der Stabsstelle Stadtumbau ergänzt: "Um zu verstehen, warum das alles so lange gedauert hat, muss man berücksichtigen, dass mit der Reaktivierung sehr viele Baumaßnahmen verbunden sind. Unter anderem müssen neben fünf komplett neuen Haltepunkten zwei Brücken und ein etwa 1,7 Kilometer langer Streckenabschnitt neu gebaut werden."

Das Ziel: eine erhebliche Entlastung der Stadt

Was erhofft sich die Kommune von den Maßnahmen? Thilo Becker, Dezernent für Planen, Bauen und Gestalten in Trier, verweist auf die zukünftig autofreie Verbindung wesentlicher regionaler Anziehungspunkte im Stadtgebiet: große Gewerbegebiete, die Hochschule, das Berufs- und Ausbildungszentrum sowie zwei Krankenhäuser. "Wir sind davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, auch unterstützt durch die Einführung des Deutschlandtickets, eine erhebliche Entlastung des städtischen Kfz-Verkehrs zu erreichen. Zum Gesamtkonzept gehört aber auch, dass wir die Fußgängerzone erweitert haben und schon seit Jahren - in kleinen Schritten - die straßenseitigen Parkplätze in der Innenstadt reduzieren und gleichzeitig die Erreichbarkeit zu Fuß, mit dem Rad und dem ÖPNV verbessern."    

Auch in der Stadt wird fleißig gebaut.

Thilo Becker weiter: „Wir freuen uns sehr auf den Neustart und nutzen dies, um den gesamten Umweltverbund rund um die Haltepunkte und entlang der Strecke zu stärken. Das war schon seit Beginn der Planungen ein wichtiges Anliegen der Stadt Trier. Ohne die Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr wäre das so gar nicht möglich gewesen. Um die Zielvorgaben in den Bereichen Klimaschutz und Verkehr zu erreichen, bedarf es aber auch eines entsprechend attraktiven und dichten Fahrplanangebots auf der West- und Oststrecke. Beides wollen wir sicherstellen.“

Teures Benzin - Bahnstrecken wirtschaftlicher?

 Der Dezernent zeigt sich davon überzeugt, dass es bundesweit weitere Projekte dieser Art brauchen wird, denn die Verkehrswende und die Erreichung der Klimaziele seien nur mit einem besseren Bahn-Angebot zu schaffen. Aber er schränkt ein: "Die entsprechenden Fahrgastpotenziale müssen natürlich gegeben sein, damit die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung sichergestellt werden kann. Allerdings sollte man bei der Bewertung derselben auch geänderte Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel höhere Energiekosten im Blick haben." Und er fügt an:  "Die Antwort auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit reaktivierter Bahntrassen fiele sofort anders aus, wenn der Liter Kraftstoff fünf Euro kosten würde.“

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