Mobilität
Die Vorreiter beim autonomen Fahren
Autonom fahrende Busse in Birnbach seit 2017
In immer mehr Kommunen in Deutschland wird das autonome Fahren zur Realität. Zum Beispiel im bayerischen Bad Birnbach. Hier verkehren seit dem Jahr 2017 bereits selbstfahrende Busse im Testbetrieb. Neben der im Linienverkehr bedienten Strecke zum Bahnhof bedienen die Fahrzeuge in dem Kurort insgesamt 20 Haltestellen, zu denen sie per App als On-Demand-Lösung für die letzte Meile gerufen werden können. Doch aus Sicherheitsgründen muss derzeit noch bei jeder Fahrt ein Busbegleiter an Bord sein, der im Notfall eingreifen kann.
Sensoren reagieren empfindlich
„Unser Projekt HEAL ist das erste autonome Projekt, das tatsächlich in den Regelbetrieb überführt wurde“, sagt Kurdirektor Viktor Gröll. Denn Bad Birnbach hat 85 Ortsteile. „Mit konventionellem öffentlichen Personennahverkehr etwa mit Bussen kommen Sie da nicht weit. „Aber mit autonom fahrenden Bussen, die bei Bedarf angefordert werden können, ließe sich eine Gemeinde wie unsere gut erschließen“, so Gröll. Doch musste die Stadt auch einige Anpassungen vornehmen. „Damit die Busse zurechtkommen, muss unser Bauhof zum Beispiel darauf achten, dass es entlang der Strecke wenig Bewuchs gibt.“ Denn Äste von Bäumen und Sträuchern könnten die Sensoren der Fahrzeuge ablenken. Ähnlich ist es im Winter: „Wenn der Schneepflug gekommen ist, kann der Bus Schneehaufen als Hindernis wahrnehmen, und wird dadurch irritiert“, sagt Gröll. „Die Strecke sieht dann halt anders aus – das müssen die Fahrzeuge erst lernen.“ Auch Lieferfahrzeuge etwa mit Paketen, die auf den Straßen parkten, seien ein Thema, ebenso wie Falschparker.
Monheim am Rhein setzt auf Altstadtstromer
Ähnlich ist die Situation in Monheim am Rhein. Dort verkehren autonome Busse als sogenannte „Altstadtstromer“ seit Februar 2020 zwischen der historischen Altstadt und dem zentralen Busbahnhof Monheim Mitte. Inzwischen kommen sogar Touristen in die Stadt um autonomes Fahren zu erleben, sagt der Geschäftsführer der örtlichen Nahverkehrsbetriebe Frank Niggemeier-Oliva. Ähnlich wie in Bad Birnbach musste auch in Monheim die Kommune einige Voraussetzungen für die autonomen Busse schaffen: So mussten beispielsweise Parkzonen verschoben werden, damit die selbstfahrenden Gefährte gut an ihr Ziel kommen. Und extra für die autonomen Fahrzeuge wurde ganz in der Nähe der von diesen bedienten Strecke auch ein neues Busdepot gebaut, um die Gefährte des „Altstadtstromers“ vor Vandalismus und Diebstahl zu schützen.
Und die Kosten? Die Investitionskosten für die Anschaffung der Busse in Höhe von 2,1 Millionen Euro wurden zu 90 Prozent über ein Förderprogramm des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr zur Erprobung neuer Technologien im öffentlichen Verkehr gedeckt. Die Stadt Monheim am Rhein finanzierte die vorbereitende Planung mit 300.000 Euro. Dazu ist die Stadt bis heute Teil verschiedener bundesweiter und europäischer Förderprogramme, die die Weiterentwicklung des autonomen Bussystems unterstützen. Was zugleich deutlich macht, dass die selbstfahrenden Kleinbusse noch immer einen Exotenstatus haben Noch sind es besonders geförderte Modellprojekte – doch die Erfahrungen in Monheim und Bad Birnbach zeigen, dass das autonome Fahren in Deutschland allmählich aus den Kinderschuhen herauswächst. Und die autonom fahrenden Busse eines Tages vielleicht ja tatsächlich zum Alltag auf der letzten Meile des öffentlichen Nahverkehrs gehören.

