Katastrophenfall
Wenn Landwirte zu Lebensrettern werden
Red Farmer helfen bei Großbränden
„Es wird in ganz Deutschland immer wieder mit Landwirten zusammengearbeitet bei Katastrophenfällen“, sagt Thomas Knecht, der Initiator der Red Farmer. Er ist selbst Landwirt und ehrenamtlich bei der Feuerwehr engagiert. Die Idee zu dem Netzwerk kam ihm, als er 2021 bei einem Großbrand mit dabei war. „Ich bin da als Feuerwehrmann hingekommen und habe gesehen, dass das lichterloh brennt und unser Löschwasser nie im Leben ausreichen wird. Da bin ich nach Hause gefahren und habe Wasser von meinen Beregnungsbrunnen vom Hof geholt“, erzählt Knecht. Was aber wäre gewesen, wenn er nicht im Einsatz gewesen wäre – diese Frage beschäftigte ihn seither.

Überregionale Vernetzung als Ziel
Dass Landwirte bei Notfällen hinzugerufen werden, ist per se keine Neuigkeit. Der Grund: Gerade bei Wald- und Flächenbränden in unwegsamem Gelände mangelt es den Feuerwehren oft an Löschwasser und auch an bestimmten Großgeräten, um den Brand schnell und effektiv bekämpfen zu können. Auch bei der Rettung von Großtieren können Landwirte wichtige Helfer sein. Deshalb gab es in den einzelnen Gemeinden auch bereits eine Aufstellung von möglichen Gerätschaften und Landwirten. „Diese Listen haben sich aber meist nur auf das Gemeindegebiet bezogen und oft wusste man nicht, wie es in der Nachbargemeinde aussieht“, sagt Knecht. Zudem seien die Listen oft analog geführt worden und mussten sie von Mitarbeitern regelmäßig aktualisiert und gepflegt werden.

Online-Datenbank
„Unser Ziel war es, das überregionaler hinzubekommen“, sagt Knecht, damit die Feuerwehren im Brand- und Katastrophenfall möglichst gut koordiniert und effektiv auf die Hilfe der Landwirte zurückgreifen können. 2022 wurden die mittlerweile zum Verein gewordenen „Red Farmer“ offiziell in der Südpfalz gegründet, 2023 wurde schließlich das „Red Farmer Online-Portal“ auf einer Website gestartet, das von Red Farmer und einem IT-Dienstleister entwickelt worden war.
Landwirte und Feuerwehren direkt vernetzt
Konkret funktioniert das Online-Portal folgendermaßen: In einem Account für die Helfer können sich Landwirte mit ihren jeweiligen Fahrzeugen und Geräten, etwa Tankwagen, Zugfahrzeugen und hilfreichen landwirtschaftlichen Maschinen, eintragen. Außerdem geben sie den jeweiligen Standort, besondere Kompetenzen und ihre Kontaktdaten an. In einem zweiten Account sind die verschiedenen Feuerwehren registriert. Bekommt die Feuerwehr nun die Meldung etwa von einem großen Flächenbrand, kann sie sich im Portal einloggen und schauen, welche Landwirte im Umkreis von 40 Kilometern rund ums Feuerwehr-Haus welche Maschinen haben. Bei Großkatastrophen kann die Liste auch darüber hinaus freigeschaltet werden. „Ruft die Feuerwehr einen Landwirt hinzu, ist dieser versichert, wenn der Einsatzleiter ihn für den Einsatz beauftragt. Bei längerem Einsatz gibt es auch die Möglichkeit einer Kostenerstattung“, so Knecht.
Stetige Weiterentwicklung
Was 2022 in der Südpfalz begann, wurde seither Stück für Stück ausgeweitet. Der Grund ist die immer stärkere Nachfrage. „Wir bekommen Anfragen aus ganz Deutschland“, sagt Knecht. Der Schwerpunkt der Red Farmer liegt aktuell noch auf Rheinland-Pfalz und Bayern, doch auch in anderen Bundesländern sind schon erste Regionen erfasst. Aktuell sind im Portal knapp 600 Landwirte mit 636 Maschinen registriert, zudem über 100 Feuerwehren.
Bei der Materialaufstellung gibt es mittlerweile verschiedene Rubriken, etwa für Spezialfahrzeuge oder auch für Drohnen, teilweise sogar mit Wärmebildkameras, die etwa bei Wald- und Vegetationsbränden, aber auch bei der Personensuche hilfreich sein können. „Aus der Südpfalz in die Welt“ lautete zu Beginn des Projekts bereits der Slogan der Red Farmer. „Der Bedarf ist definitiv hoch, aber dass wir so schnell über die Landesgrenzen hinaus gefragt sein würden, hatten wir nicht gedacht“, sagt Knecht. Für die kommenden Jahre ist noch viel geplant.
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