Projekt
Mehr Nachwuchs bei Feuerwehr und Handwerk
Intensive Nachwuchsarbeit
151 Feuerwehren gibt es im Landkreis Passau, in denen sich neben den erwachsenen Ehrenamtlichen 500 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren und 1.400 Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren engagieren. Eine beeindruckende Zahl. „Aktuell haben wir zum Glück kein Nachwuchsproblem bei den Feuerwehren im Kreis, sicher auch deshalb, weil wir den jungen Mitgliedern viel bieten“, sagt Robert Anzenberger, Kreisjugendwart im Landkreis Passau und Bezirksjugendrat im Bezirk Niederbayern. Damit das aber auch in Zukunft so bleibt, müsste man jetzt vorsorgen. „Man muss dann Werbung machen, wenn es einem gut geht“, sagt Anzenberger.

Ehrenamtler für die Zukunft ausbilden
Auch wenn aktuell keine Nachwuchssorgen bestehen, ist es das Ziel der Kreisfeuerwehren, mittelfristig eine noch höhere Personaldichte zu haben, wie Anzenberger sagt. Ein Grund dafür ist die Beobachtung, dass etliche der Jugendlichen, die sich bei der Feuerwehr engagieren und dort in der Pubertät einen wichtigen Halt und Ort finden, im jungen Erwachsenenalter wegziehen und die Feuerwehr verlassen. „Gerade ab dem Alter von 25 Jahren gibt es einen gewaltigen Schwund bei den Mitgliedern“, sagt Anzenberger, und wenn letztlich zehn bis 15 Prozent der engagierten Jugendlichen auch als Erwachsene übrigbleiben würden, sei das eine gute Quote.
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seinem Engagement als Jugendwart ist der ehemalige Berufsschullehrer Anzenberger als Prokurist in einer regionalen Firma tätig und erlebt dort tagtäglich den Fachkräftemangel. „Wir haben große Probleme, Stellen zu besetzen und Leute zu finden, die das Handwerk verstehen“, sagt Anzenberger. Angesicht der schwierigen Situation am Arbeitsmarkt und seiner Erfahrungen bei der Feuerwehr kam ihm die Idee, beide Welten zu verbinden und Jugendliche bei einem unterhaltsamen Event sowohl an die Feuerwehr als auch an das Handwerk heranzuführen.
Feuerwehrarbeit ist Handwerk
Der Bezug von Feuerwehr und Handwerk liegt aus Sicht des Jugendwarts auf der Hand. „Feuerwehrarbeit ist Handarbeit“, sagt Anzenberger, schließlich werde bei Einsätzen ganz praktische Arbeit geleistet, müssten beispielsweise Personen mit schwerem Gerät aus einem Auto geschnitten werden oder Äste abgesägt. Deshalb war für Anzenberger eine Zusammenführung beider Bereiche beim Projekt „Feuerwehr trifft Handwerk“ nur schlüssig.

Zusammenarbeit von Kreisjugendfeuerwehr und regionaler Firma
Im Vorfeld des Projekts hat sich Anzenberger mit der in Büchlberg ansässigen Holztechnik-Firma Waldbauer abgestimmt, die den besonderen Tag für die Jugendlichen gerne mit ausführen wollte. Außerdem wurden über die verschiedenen Kommunen Jugendliche aus der Region zu der Aktion eingeladen. Rund 100 Teilnehmer haben sich schließlich bei der Kreisjugendfeuerwehr Passau angemeldet, darunter auch viele Mitglieder der kommunalen Jugendfeuerwehren und weitere Jugendliche in der Berufsfindungsphase, wie Anzenberger sagt.
Spannender Parcours auf Firmengelände
Für den Aktionstag selbst, der im Sommer 2023 auf dem Firmengelände in Büchberg abgehalten wurde, haben sich sowohl die Ansprechpartner seitens der Firma als auch die Vertreter der Kreisjugendfeuerwehr verschiedene praktische Stationen ausgedacht, die von den Jugendlichen in kleinen Teams bewältigt werden sollten. „Die Jugendlichen mussten zum Beispiel einen Gartenzaun aufbauen, verschiedene Holzsorten erkennen, mit dem Handhobel hobeln, mit einer Handsäge eine Scheibe von einem Kantholz abschneiden oder mit dem Wasserschlauch Kegel umschieben“, erzählt Anzenberger. Alle Stationen seien im Vorfeld kurz eingeführt worden und während des Parcours durchgehend von Personal betreut. Um den Jugendlichen einen besonderen Anreiz zu geben, wurde beim Bewältigen der Stationen die Zeit gemessen und Punkte gegeben.
Präsentation von Feuerwehr und Handwerk
Begleitend zum Parcours haben sich an dem Aktionstag sowohl die Firma selbst als auch die Feuerwehr vorgestellt. „Seitens der Firma standen Ansprechpartner in der Werkstatt bereit, die den interessierten Jugendlichen jederzeit Rede und Antwort gestanden und ihnen vieles gezeigt haben“, erzählt Anzenberger. Die Feuerwehr wiederum hätte im Außenbereich ihre verschiedenen Einsatzfahrzeuge platziert und praktischen Einblick gegeben in ihre Arbeit. Am Ende des Aktionstages gab es schließlich eine Siegerehrung, bei der die drei besten Teams mit Preisen von 500, 400 und 300 Euro ausgezeichnet wurden, die von der Firma gespendet worden waren.

Spaß und Information
Aus Sicht von Anzenberger war der Aktionstag „Feuerwehr trifft Handwerk“ ein voller Erfolg und nicht ohne Grund wurde die Initiative kürzlich erst mit dem Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt 2024 ausgezeichnet. Schließlich seien Teilnehmer wie Veranstalter ausgesprochen zufrieden gewesen mit dem Projekt und sei das Konzept voll aufgegangen. „Der Spaßfaktor stand natürlich im Mittelpunkt, aber parallel dazu konnten sich die Jugendlichen informieren und eine Vorstellung bekommen von der Arbeit im Handwerk und bei der Feuerwehr“, so Anzenberger. Für die beteiligte Firma hat sich das bereits konkret ausgezahlt: so arbeitet mittlerweile ein Lehrling dort, der beim Aktionstag teilgenommen hat, außerdem haben sich mehrere Jugendliche als Praktikanten gemeldet, die ebenfalls über eine Ausbildung nachdenken.
Aktionstag soll fortgesetzt werden
Angesichts der erfolgreichen ersten Durchführung soll der Aktionstag laut Anzenberger auf jeden Fall erneut stattfinden und im besten Fall auch über den Landkreis Passau hinaus weitergeführt werden. „Das ganze Konzept ist sehr variabel und auch für andere Arbeitsbereiche, ob Handwerk oder Industrie gut vorstellbar“, so der Leiter. Wichtig sei eine gute Vorbereitung und Abstimmung im Vorfeld, zudem dürften die Übungen für die Jugendlichen nicht zu schwierig sein und nicht zu lange dauern und sollten sie im Zweifelsfall auch indoortauglich sein. Im Landkreis Passau laufen die Planungen für den Sommer 2025 bereits an und sollen mindestens zwei weitere Aktionstage stattfinden. Geeignete Firmen als Partner zu finden, ist dabei das geringste Problem, wie Anzenberger sagt. „Für die Firmen ist der Aktionstag eine große Chance und entsprechend stark ist die Nachfrage. Der Nachwuchsmangel ist so groß, dass sich viele extra bewerben, um dabei zu sein“.
