Theatercontainer
Feuerwehr mit Wow-Effekt: Wie eine Gemeindewehr Nachwuchs gewinnen will
Schwierige Nachwuchsgewinnung bei der Feuerwehr
Wie auch bei vielen anderen Feuerwehren hat man in der Märkischen Heide in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Nachwuchsgewinnung zunehmend schwerer wird. „Die Situation hat sich geändert“, sagt Manuel Borch, der Gemeindewehrführer. Früher seien die Feuerwehr und der Fußballverein die ersten Anlaufpunkte im Ort gewesen. Heute sei das anders. „Es wird immer schwerer, junge Leute zu erreichen, gleichzeitig brauchen wir dringend Nachwuchs und mehr Mitglieder. Deshalb war uns klar: wir müssen etwas tun“, so Borch.
Sensibilisierung für Brandschutz
Neben der Gewinnung von Feuerwehr-Nachwuchs ist es laut Borch eine der wichtigsten Aufgaben, „die Leute zu sensibilisieren für den Brandschutz“. Dabei sei die Feuerwehr im besten Fall eine generationenübergreifende Gemeinschaft, in der „von 5 bis 99 alle Altersgruppen vertreten“ sein können, Kinder wie Eltern und Großeltern gemeinsam an einem Strang ziehen und davon schließlich auch die Dorfgemeinschaft profitiert, wie Borch betont. „Wie können wir den Menschen das Thema Brandschutz möglichst plastisch näherbringen und vielleicht auch den ein oder anderen für das Ehrenamt gewinnen?“ – diese Fragen standen deshalb am Beginn des Projekts in der Märkischen Heide.

Größtmögliche Wirkung mit wenig Ressourcen
Angesichts der ohnehin voll ausgelasteten Mitglieder, hat man sich auf die Suche gemacht nach einem Ansatz, bei dem mit überschaubarem Aufwand möglichst viel umgesetzt werden kann. „Wir müssen versuchen, im Ehrenamt mit wenigen Ressourcen viel zu bewegen“, sagt Borch. Bislang waren seine Kollegen und er mit Brandschutzkoffern unterwegs in den Schulen und Kitas. Dies soll nun bald anders werden.
Ein Container als Theaterraum
Beim Nachdenken über neue Wege für eine möglichst attraktive Präsentation der Feuerwehr, war laut Borch schnell klar: „Wir müssen etwas Bewegliches schaffen, das wir ohne großen Aufwand von A nach B transportieren können und das einen Wow-Effekt mit sich bringt“. Die Idee: Statt mit Koffern sollen die Kollegen der Wehr in der Märkischen Heide bald mit einem LKW unterwegs sein, auf den ein umgebauter Container geladen ist. Am jeweiligen Standort laden die Feuerwehrler den Container ab und öffnen die komplette Seite „wie bei einer Bühne mit einem Vorhang“, wie Borch sagt. Die Zuschauer nehmen mit ausreichend Sicherheitsabstand vor der Container-Bühne Platz, dann startet die Vorführung.

Realitätsnah und eindrucksvoll
Im Innenraum des Containers können verschiedene Szenarien aufgebaut werden, etwa der Brand eines Tannenbaums im häuslichen Wohnzimmer oder ein Fettbrand am Küchenherd. Je nach Altersgruppe und Zielsetzung kann das „Theaterstück“ laut Borch entsprechend angepasst werden – immer aber soll das Geschehen möglichst eindrucksvoll und realistisch sein. „Im Container wird eine aufwändige Pyroanlage eingebaut. Dadurch können wir realitätsnah simulieren, während natürlich alle Sicherheitsaspekte gewahrt bleiben“, so der Wehrführer. Nach Ende der Vorführung wird der Container wieder geschlossen. Das Löschwasser wird direkt aufgefangen und es wird kein Schmutz hinterlassen am Vorführungsort. So können die Ehrenamtler sofort losstarten zum nächsten Einsatzort.
Ausbau finanziert über Spenden
Als Rahmen für das ungewöhnliche Theater wurde ein ehemaliger Überseecontainer erworben. Dieser wurde entkernt und in Folge genau geplant, „was der Theaterraum letztlich alles beinhalten soll und wo was hinkommt“, wie Borch sagt. Im Moment steht der Container auf dem Gelände einer Metallbaufirma und wird intensiv umgebaut. „Das Gerippe gibt es schon, aktuell läuft die Ausstattung“, sagt Borch, etwa mit einer Stahlküche, einer Pyroanlage und feinen Messsensoren. Getragen wird das Projekt vom Verein Mrocina und verschiedenen kommunalen Partnern, wobei die Hauptfinanzierung über Spenden läuft und die Feuerwehr beim Umbau von örtlichen Unternehmen unterstützt wird, wie Borch erzählt.
Multifunktionscontainer mit Breitenwirkung
Spätestens Anfang 2025 soll der Container laut Borch einsatzbereit sein: „Ein spannendes Theater, das an allen möglichen Orten aufgestellt werden kann und alle Altersgruppen mitnimmt“, wie der Wehrführer sagt. Das könne in Einkaufszentren, bei Stadtfesten oder beim Tag der Offenen Tür der Feuerwehr ebenso der Fall sein wie auf Schulhöfen, wo der Container durchaus auch in Verbindung mit dem Chemie- oder Physik-Unterricht zum Einsatz kommen könne, wie Borch sagt. „Container abstellen, Emotionen wecken, Vorhang zu und weiter geht’s zur nächsten Station“ – so soll die Nachwuchsgewinnung und die Sensibilisierung für den Brandschutz laut Borch in der Märkischen Heide in Zukunft funktionieren. Erst jüngst wurde der Verein Mrocina für das visionäre Projekt mit dem 3
. Preis beim 3. Ideenwettbewerb „Zukunft Ehrenamt“ ausgezeichnet.

