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Grüner Wasserstoff in den Kommunen
© Adobe Stock

Grüner Wasserstoff

Chance für die Energiewende?

von Rebecca Piron
Stellvertretende Chefredakteurin | KOMMUNAL
24. Mai 2025
Grüner Wasserstoff gilt als entscheidender Baustein für eine klimaneutrale Energieversorgung. Doch gilt das auch für die Energiewende in den Städten und Gemeinden?

Grüner Wasserstoff ist – im Gegensatz zu den vielen anderen „Farben“ von Wasserstoff – ein erneuerbarer Energieträger. Denn er wird durch die Elektrolyse von Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne oder Biomasse hergestellt. Bei seiner Nutzung wird Wasser freigesetzt. Damit ist er emissionsfrei.  In der Diskussion wird er deshalb als wichtiger Baustein der Sektorenkopplung gehandelt – als Verknüpfung von Strom, Wärme und Mobilität.

Theoretisch gibt es in den Städten und Gemeinden viele Einsatzmöglichkeiten. Drei der aktuell häufigsten sind diese:

Mobilität 

Grüner Wasserstoff kann Brennstoffzellenfahrzeuge betreiben, darunter Busse im öffentlichen Nahverkehr sowie kommunale Nutzfahrzeuge wie Müllabfuhr, Straßenreinigung oder Rettungsdienste. Wasserstoff lässt sich leicht und in größeren Mengen speichern und transportieren, was ihn vor allem für größere Entfernungen und schwerere Fahrzeuge attraktiv macht. Das haben sich einige Kommunen bereits zunutze gemacht: Seit Ende 2024 hat der Nachverkehrsbetrieb des Landkreises Rostock mit 52 Wasserstoffbussen eine der größten kommunalen Flotten. Ebenso die Duisburger Verkehrsgesellschaft mit 100 Wasserstoffbussen. Die Betriebskosten sind aktuell jedoch höher als bei Elektrobussen. 

Wärmeversorgung

In Pilotprojekten werden zur Wärmeversorgung bis zu 30 Prozent Wasserstoff in bestehende Gasnetze in Wohnquartieren beigemischt. So etwa in Hamburg und der Modellregion Fläming. Für eine Umstellung auf reinen Wasserstoffheizbetrieb fehlt jedoch die Infrastruktur und die Sicherheit der Versorgung kann nicht gewährleistet werden.

Sektorenkopplung

Grüner Wasserstoff eignet sich zur Speicherung und Sektorenkopplung von erneuerbarer Energie. Überschüsse aus Wind- und Solarstrom können in Wasserstoff umgewandelt und gespeichert werden, um sie bei Bedarf wieder zu nutzen. Dabei kann die Abwärme aus der Elektrolyse zusätzlich für die Wärmeversorgung von Wohngebieten oder Nahwärmenetzen genutzt werden. Kommunale Energieversorger nutzen diese Möglichkeiten zunehmend, um lokale Energiesysteme resilienter und nachhaltiger zu gestalten. So etwa im Projekt eFarm im Landkreis Nordfriesland. Hier wird mit Wind- und PV-Anlagen Wasserstoff für Fahrzeuge hergestellt und die Abwärme für die Beheizung von Wohnhäusern verwendet. Oder auch in Kelheim, wo Wasserstoff aus regionalen Biogasquellen den öffentlichen Nahverkehr antreibt und gleichzeitig Abfälle verwertet.

Unterschiedliche Arten von Wasserstoff:
Grauer Wasserstoff wird derzeit überwiegend durch Dampfreformierung von Erdgas hergestellt. Dabei entstehen erhebliche CO₂-Emissionen. 
Blauer Wasserstoff entsteht ebenfalls aus fossilen Rohstoffen wie Erdgas, jedoch wird dabei das entstehende CO₂ durch Abscheidung und Speicherung oder Weiterverwendung zurückgehalten, sodass weniger CO₂ in die Atmosphäre gelangt.
Türkiser Wasserstoff wird durch thermische Spaltung von Methan erzeugt. Hierbei entsteht fester Kohlenstoff statt CO₂.
Pinker Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser durch Strom aus Kernenergie erzeugt.
Weißer Wasserstoff ist natürlich vorkommender Wasserstoff, der mittels Techniken wie Fracking gewonnen werden kann.
Grüner Wasserstoff wird per Elektrolyse von Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. 

Es zeigen sich jedoch auch schnell die aktuellen Grenzen für den Einsatz von grünem Wasserstoff in den Kommunen. Der flächendeckende Ersatz von Erdgas durch grünen Wasserstoff in Haushalten wird von Expertinnen und Experten derzeit für kaum realistisch erachtet. Die Umrüstung der Gasnetze auf Wasserstoff sei technisch sehr anspruchsvoll. Zudem sei kaum absehbar, dass die Möglichkeit besteht, ausreichend grünen Wasserstoff herzustellen. Er wird bisher nicht großflächig und somit auch nicht preisgünstig genug produziert. Investitionen in Elektrolyseure und Infrastruktur sind teuer, und die Preise für erneuerbaren Strom sind für viele Projekte unwirtschaftlich. 

Der Ausbau von Wasserstoff-Verteilnetzen, Tankstellen und Speichern ist eine komplexe Aufgabe. Kooperationen auf kommunaler und regionaler Ebene sind dafür notwendig und benötigen zusätzlich Unterstützung durch Bundesförderung.

Projekte zur Wasserstofferzeugung, -speicherung und -Infrastruktur sind deshalb derzeit noch vergleichsweise kostenintensiv. Zudem muss der verfügbare Wasserstoff dort eingesetzt werden, wo er den größten Mehrwert bringen kann. Eine Priorisierung der Anwendungsmöglichkeiten bleibt so lange notwendig, wie nicht mehr grüner Wasserstoff erzeugt werden kann. 

Trotzdem ist grüner Wasserstoff für die Energiewende auch in den Kommunen von großer Bedeutung und wird schon vielerorts eingesetzt: 

Kreis Düren

Hier wird grüner Wasserstoff über Energie aus einem Solarpark und Elektrolyse hergestellt. Die komplette Busflotte soll auf Wasserstoff umgestellt werden. Auch ein Wasserstoff-Rettungswagen ist geplant. Das Vorhaben wird durch Bundesmittel unterstützt und dient dem Ziel des Landkreises, bis 2035 klimaneutral zu sein.

Stadt Wunsiedel

Im privatwirtschaftlich betriebenen Energiepark Wunsiedel wurde 2023 die größte Wasserstoffproduktionsanlage Bayerns in Betrieb genommen, mit einer Kapazität von bis zu 1.750 Tonnen grünem Wasserstoff jährlich. Das produzierte Gas wird an Wasserstoff-Tankstellen in der Region verteilt.

Städte Essen, Bedburg, Gemeinde Kaisersesch

Das Projekt SmartQuart vernetzt Strom, Wärme, Kälte, Wasserstoff und Elektromobilität in Quartieren. Der Wasserstoff übernimmt hier eine zentrale Versorgungsrolle und wird im Rahmen intelligenter Netze eingesetzt.

Landkreis Nordfriesland

Der Wasserstoffverbund „eFarm“ nutzt die Abwärme aus der Wasserstoffproduktion zur Nahwärmeversorgung und steigert dadurch den Gesamtwirkungsgrad des Systems auf bis zu 90 Prozent. 

Landkreis Rostock

Die Nahverkehrsbetriebe haben eine der größten Wasserstoffbusflotten Europas, die fast ein Drittel der Busse CO2-frei betreibt. Unterstützt wird das Projekt mit mehreren Millionen Euro aus Bundesmitteln.

Die Nationale Wasserstoffstrategie ist der Plan der Bundesregierung für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland – mit grünem Wasserstoff als Herzstück. 
Kernpunkte:

1. Grüner Wasserstoff soll vorrangig genutzt und die heimische Erzeugung bis 2030 mindestens verdoppelt werden.

2. Wo der Eigenbedarf nicht reicht, setzt man auf Importe – mit möglichst vielen internationalen Partnern, um neue Abhängigkeiten zu vermeiden.

3. Es wird ein Wasserstoffnetz aufgebaut (mindestens 1.800 Kilometer bis 2028), das Erzeugung, Importhäfen, Speicher und Verbraucher verbindet.

4. Wasserstoff soll unter anderem in der Industrie, im Schwerlastverkehr, im Strom- und perspektivisch im Wärmesektor eingesetzt werden.

5. Deutschland will bis 2030 Leitmarkt und -anbieter für Wasserstofftechnologien werden.

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