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  1. Praxis
  2. Arbeiten im Öffentlichen Dienst
  3. Darum bietet unsere Stadt die 4-Tage-Woche
Ein Rathaus stellt auf die 4-Tage-Woche um - auf freiwilliger Basis - ihr Macher zeigt, wie es funktionieren kann
Ein Rathaus stellt auf die 4-Tage-Woche um - auf freiwilliger Basis - ihr Macher zeigt, wie es funktionieren kann
© fotolia

Neues Arbeiten

Darum bietet unsere Stadt die 4-Tage-Woche

20. Juni 2023
Wedel in Schleswig-Holstein ermöglicht den Beschäftigten künftig ein neues Arbeitszeitmodell. Jörg Amelung, Leiter des Fachbereiches „Innerer Service“, erläutert im KOMMUNAL-Gastbeitrag, was die Kommune sich davon verspricht. Und er zeigt auf, wie das Modell der 4-Tage-Woche im Rathaus funktionieren kann.

Als deutschlandweite Vorreiterin wollen wir den Angestellten künftig die Arbeit in einer 4-Tage-Woche anbieten.  Die Stadt Wedel setzt Zeit bei der Mitarbeiterbindung und -anwerbung auf eine möglichst breite Palette an flexiblen Arbeitszeitmodellen. „Sicherheit“ – Jahrzehntelang punktete der Öffentliche Dienst im Wettbewerb um die besten Köpfe mit diesem Mantra. Seitdem jedoch der Fachkräftemangel in Behörden und der freien Wirtschaft immer dramatischer sichtbar wird und die Sorge vor Arbeitslosigkeit bei Jobkandidaten schwindet, verliert der Beschäftigtenwunsch nach Sicherheit rasant an Bedeutung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird deshalb mehr und mehr zum entscheidenden Faktor, wenn sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für einen Job im Öffentlichen Dienst entscheiden.

Mit der Chance in einer 4-Tage-Woche zu arbeiten, ist für die Beschäftigten der Stadt Wedel nun neben zahlreichen Teil- und Gleitzeit-Lösungen ein zusätzliches Arbeitszeitmodell wählbar. Beim Wedeler Modell bleiben die Entlohnung und die vereinbarte Arbeitszeit gleich. Die Arbeitszeit kann aber in vier anstatt fünf Tagen abgeleistet werden. Dann ist der fünfte Tag frei. Die Verteilung der freien Arbeitstage in der Woche verschiebt sich dann von aktuell zwei freien und fünf Arbeitstagen in der Woche zu drei freien und vier Arbeitstagen in der Woche. 

Bei der 4-Tage-Woche setzt die Kommune auf Freiwilligkeit 

Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen steht es frei, sich für das 4-Tage-Wochen-Modell zu entscheiden oder nicht. Gerade bei Vollzeitkräften, die dann die je nach Arbeitsvertrag rund 40 Wöchentlichen Arbeitsstunden in vier Tagen schaffen müssen, könnten die dann vier langen Tage dazu führen, beim bisherigen Modell zu bleiben. Für Teilzeitkräfte, was etwa 57 Prozent der Mitarbeitenden betrifft, könnte das Modell je nach Tätigkeit aber sehr interessant sein. Wir haben geschaut, was wir schon an Angeboten für flexiblere Arbeitszeitmodelle haben. Da waren wir mit Teilzeit, Gleitzeit und Homeoffice-Regelungen schon sehr gut aufgestellt. Weil aber für mehr als 90 Prozent der auch potenziellen Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig ist, wollten wir hier zusätzliche Spielräume schaffen. Bei unserem Bürgermeister Gernot Kaser, der selbst bis zu seiner Wahl 2022 eine Personalberatung führte, stießen die neuen Ideen auf offene Ohren.

Mit der direkten Nachbarschaft zu Hamburg steht unsere knapp 35.000 Einwohner zählende Stadt in einem besonders intensiven Wettbewerb um Fachkräfte. Mit der aktuellen Kampagne „Frischköpfe gesucht“ fahren wir deshalb bereits eine dezidierte Recruiting Kampagne. Die Diskussion um das Thema 4-Tage-Woche hat uns aufhorchen lassen und da haben wir uns drangemacht, eine Lösung zu entwickeln, die im kommunalen Gefüge machbar ist. Eine Einschränkung des gewohnten Services für die Bürgerinnen und Bürger kam nicht in Frage. Aus diesem Grund war eine Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichen Bezügen, wie sie mitunter in der Privatwirtschaft zu finden ist, nicht möglich.

Jörg Amelung leitet bei der Stadt Wedel den Fachbereich „Innerer Service“
Jörg Amelung leitet den Fachbereich „Innerer Service“.

Die 4-Tage-Woche ist nicht für alle Mitarbeiter geeignet 

Auch deshalb wird das Modell nicht für alle Beschäftigten der Stadt Wedel geeignet sein. Aber: In bestimmten Konstellationen kann unsere 4-Tage-Woche für Mitarbeiter durchaus ein sehr attraktives Modell sein. Und genau diesen Beschäftigten wollen wir das deshalb ermöglichen, um trotz der großen Konkurrenz als Arbeitgeberin attraktiv zu bleiben.

Zusätzlich zur 4-Tage-Woche hat die Stadtverwaltung Wedel die Kernarbeitszeiten von 6 bis 21 Uhr ausgeweitet und gewährt neuerdings noch einen Mobilitätszuschuss für alle Beschäftigten.

Bereits im Sommer können die ersten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich dafür entscheiden, die 4-Tage-Woche nutzen. Aktuell wird mit dem Personalrat die notwendige Dienstvereinbarung ausgearbeitet. Sie soll auch Fragen klären, die sich bei der konkreten Umsetzung der Regelung ergeben: Bestimmte Stellen sind sicherlich nicht dafür geeignet, ein 4-Tage-Wochen-Modell zu fahren. Hier werden wir auch auf Einzelfälle schauen müssen. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass etwa 80 Prozent der rund 430 Mitarbeitenden das Modell nutzen könnten. Auch müssen Regelungen gefunden werden, die dafür sorgen, dass der Service für Bürgerinnen und Bürger sich nicht verschlechtert: Es wird nicht funktionieren, dass alle immer den Freitag als freien Tag nutzen, weil auch am Freitag der Dienstbetrieb gewährleistet werden muss. Die Bürgerinnen und Bürger selbst werden von der Umstellung deshalb bei ihren Behördengängen gar nichts mitbekommen.   

Die politischen Gremien der Stadt sehen den Vorstoß positiv. Der Rat ist sich der Bedeutung des Themas Bindung und Gewinnung sehr bewusst und hat fast einstimmig einer Anpassung der Gehaltsstruktur im Rahmen des tariflich und gesetzlich Möglichen und dem Mobilitätszuschuss zugestimmt und die Änderung der Arbeitszeitmodelle wohlwollend begleitet.

Melanie Huber, Personalreferat Stadt München

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