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Die fahrradfreundlichsten Kommunen
Bei der Preisverleihung unterhält sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit einigen Kindern über Sicherheit beim Rad fahren.
© BMVI

Scheuer kürt die fahrradfreundlichsten Kommunen Deutschlands

von Rebecca Piron
Redaktion | KOMMUNAL
9. April 2019
Über die Hälfte der Radfahrer fühlen sich auf den Straßen unsicher, die meisten Großstädte verschlechtern ihre Noten. Der Fahrradklima-Test des ADFC zeigt, dass noch viel Arbeit vor den Kommunen liegt. Und dass die fahrradfreundlichsten Kommunen Deutschlands fernab der Großstädte liegen.

Das Fahrrad ist einer der größten Hoffnungsträger für eine umweltfreundliche Verkehrswende. Zur Arbeit fahren, Besorgungen machen oder Freunde besuchen - mit dem Fahrrad sind Strecken innerhalb einer Kommune für die meisten Menschen leicht zu erledigen. Das Fahrrad ist dabei deutlich günstiger als ein Pkw, leichter zu Warten und darüber hinaus klimafreundlich. Trotzdem steigt laut des Allgemeinden Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) der Anteil an Radfahrern am gesamten Verkehr seit Jahren nicht an. Nach wie vor liegt er bei elf Prozent. Zum Vergleich: In den Niederlanden liegt er bei gut 30Prozent. Der aktuelle Fahrradklima-Test erklärt, woran das liegen könnte: Über die Hälfte der 170.000 Befragten gab an, sich beim Radfahren auf deutschen Straßen nicht sicher zu fühlen. In Schulnoten rutschte das Sicherheitsgefühl von einer 3,9 2016 auf eine 4,2 im aktuellen Test für 2018. Der ADFC führt alle zwei Jahre einen Fahrradklima-Test durch, der vom Bundesverkehrsministerium finanziert wird. Nun wurden die Ergebnisse des jüngsten Tests veröffentlicht und die fahrradfreundlichsten Kommunen Deutschlands gekürt.

ADFC spricht von besorgniserregenden Ergebnissen

"Radfahren muss Spaß machen", sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer bei der Preisverleihung. "Es darf kein ewiger Kampf mit den Autofahrern sein." Genau so schätzen die 170.000 Befragten die aktuelle Situation jedoch mehrheitlich ein. Der ADFC spricht von einem "besorgniserregenden Ergebnis". Eine sichere und zusammenhängende Infrastruktur für Radfahrer gebe es in Deutschland noch immer nicht. Im Alltag würden Radfahrer regelmäßig zu schnell und mit zu engem Abstand von Autofahrern überholt oder von Falschparkern dazu gezwungen sich in den fließenden Verkehr einzufädeln. Der ADFC plädiert deshalb für breite, geschützte Radwege. Natürlich könne man eine autodominierte Stadt nicht sofort komplett umbauen. Doch einige Maßnahmen seien leicht zeitnah durchzuführen. So etwa neue Radspuren auszuweisen oder Tempo-30-Zonen einzuführen, wo ansonsten Gefahr droht.

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Die fahrradfreundlichsten Kommunen Deutschlands

Die fahrradfreundlichsten Kommunen wurden bei der Preisverleihung nach Ortsgröße prämiert. Dabei fällt schnell auf: Kleine Kommunen schneiden mit deutlich besseren Noten ab. Hier ist besonders der Pkw- und Lieferwagenverkehr geringer als in der Großstadt. Die Sieger in den verschiedenen Kategorien sind:

  • Reken mit einer Note von 1,97 (Kommunen mit bis zu 20.000 Einwohnern)
  • Baunatal mit einer Note von 2,67 (Kommunen mit 20.000-50.000 Einwohnern)
  • Bocholt mit einer Note von 2,39 (Kommunen mit 50.000-100.000 Einwohnern)
  • Göttingen mit einer Note von 3,35 (Kommunen mit 100.000-200.000 Einwohnern)
  • Karlsruhe mit einer Note von 3,15 (Kommunen mit 200.000-500.000 Einwohnern)
  • Bremen mit einer Note von 3,5 (Kommunen mit über 500.000 Einwohnern)

Auf einer Deutschlandkarte kann die Note jeder der 683 bewerteten Städte und Gemeinden eingesehen werden. Nachdem Münser über Jahre eine Vorbildfunktion als fahrradfreundlichste Großstadt hatte, rutschte es in diesem Jahr ab. Die Bemühungen um den Radverkehr hätten nachgelassen und einige Standards in der Stadt seien mittlerweile bereits veraltet, erklärt der ADFC. Insgesamt verschlechterten sich jedoch die Noten fast aller Großstädte. 85 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, in den Großstädten könne man Kinder nur mit schlechten Gefühl Rad fahren lassen. Der ADFC gab bei der Verschlechterung der Großstädte im Ranking jedoch auch zu bedenken, dass der Radverkehr in den letzten Jahren einen höheren Stellenwert in Deutschland eingeräumt bekommen hat und somit auch die Ansprüche an die entsprechende Infrastruktur gestiegen seien.

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Scheuer verspricht mehr Hilfen für den Radverkehr

Deshalb arbeite das Verkehrsministerium auch auf Hochtouren, um den Radverkehr zu verbessern, versprach Andreas Scheuer auf der Veranstaltung. Das Bundesverkehrsministerium stelle in diesem Jahr Mittel in Höhe von rund 200 Millionen Euro für den Radverkehr bereit. Es fördere damit Radwege an Bundesstraßen, Radschnellwege, innovative Modellprojekte wie zum Beispiel zur Erprobung von Lastenrädern in Logistikketten oder den Einsatz von Abbiegeassistenten. Die Förderung beziehe sich allerdings nur auf Bundesstraßen und vom Bund geförderte Radschnellwege. Für alle anderen Radwege seien Länder und Kommunen zuständig.

Ich werde bis Pfingsten Vorschläge für eine Novelle der Straßenverkehrs-Ordnung vorlegen, die den Radverkehr nutzerfreundlicher und damit noch attraktiver machen soll. Mit der Überarbeitung der Vorschriften wollen wir noch mehr Menschen dazu bringen, häufiger auf das Rad zu steigen. Ein attraktiver und sicherer Fahrradverkehr kann besonders in urbanen Räume und Metropolregionen dabei helfen, Staus zu vermeiden, den Verkehr insgesamt zu verflüssigen und Schadstoffemissionen zu reduzieren.

Andreas Scheuer

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​ Ende letzter Woche hatten die Verkehrsminister der Länder einen Katalog mit 15 Maßnahmen vorgestellt, durch die die Straßenverkehrsordnung fahrradfreundlicher werden soll. So sollen Pkw einen Mindestabstand von 1,5 Metern halten, wenn sie Radfahrer überholen, Lkw sollen in Städten nur noch in Schrittgeschwindigkeit rechts abbiegen dürfen und Einbahnstraßen in Tempo-30-Zonen sollen von Radfahrern in beiden Richtungen befahren werden dürfen. Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hatte mit Unverständnis auf die Forderungen reagiert. Sie führten zu einer Überprivilegierung der Radfahrer im Straßenverkehr.

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