Pilotprojekt
Digitale Bewässerung von Bäumen spart Geld
Die gemessenen Werte funken die Sensoren in Echtzeit an eine Kontrollstation. Diese Daten landeten letztes Jahr an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die dort entwickelte KI-Software analysierte die Werte und berechnete optimale Gießrouten für die Baumpflegerinnen und Baumpfleger der Stadt.
Stadtbäume werden virtuell abgebildet
Das funktioniert über einen digitalen Zwilling – eine digitale Variante der überwachten Bäume. Diese virtuellen Bäume sind mit den Daten der Sensoren verknüpft. Das System erkennt in Echtzeit, wie trocken oder nass der Boden rund um die Bäume ist. Es zeigt an, welche Bäume gegossen werden müssen und welche noch nicht. Diese Beobachtungen und Berechnungen vom letzten Jahr bilden nun die Grundlage für den tatsächlichen Einsatz.
Das Ziel sei, so Reinfelder, dass die Kolleginnen und Kollegen der Stadt ein Werkzeug an die Hand bekommen, das ihnen ermöglicht mehr als fünf Zentimeter Bodentiefe zu beurteilen. „Wir wollen sie befähigen, auch die Feuchtigkeit im Wurzelraum zu beurteilen“, sagt er. Wie viele Fahrkilometer und wie viel Wasser durch das KI-gestützte System und die optimierten Gießrouten tatsächlich eingespart werden, werde sich im Herbst zeigen.

Digitale Bewässerung spart Geld
Die theoretischen Berechnungen klingen jedenfalls vielversprechend:
- Einsparung Fahrkilometer: ca. 600 km
Kosteneinsparung: ca. 200 bis 400 Euro
- Wassereinsparung: ca. 250 Kubikmeter
Kosteneinsparung: ca. 1000 Euro
- 20 Neupflanzungen konnten vermieden werden. Das entspricht 70 Prozent der Ersatzpflanzungen, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Trockenheit nötig waren.
Kosteneinsparung: ca. 60 000 bis 80 000 Euro
(Quelle: Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen IIS)
„Jetzt geht es darum, den Mut zu haben, diesen digital erhobenen Daten auch zu vertrauen“, sagt Reinfelder. Denn, so erklärt der städtische Mitarbeiter weiter, ist ein Baum erst einmal in Stress geraten, weil er über einen längeren Zeitraum nicht gegossen wurde, „dann ist es sehr schwierig, ihm wieder Leben einzuhauchen.“
App statt Exceltabelle
Bisher arbeiten die Baumpfleger traditionell mit Excellisten. Etwa 500 Bäume beinhaltet eine Gießroute. In einem zweiwöchigen Rhythmus werden sie bewässert. Aufgrund der Sensoren erhalten die Mitarbeitenden nun per App und via Ampelsystem die Information, wo sie gießen müssen. Je nach dem, welche Feuchtigkeitswerte die Sensoren ermitteln, erscheinen grüne, orange oder rote Markierungen im System.
Zur Diskussion stehe, zunächst mit Referenzbäumen zu arbeiten. Das heißt, die erhobenen Daten werden nur an ausgewählten Stellen genutzt. Hier sei noch keine Entscheidung gefallen. Inwieweit die Sensoren die Gärtner im Außendienst tatsächlich unterstützen können, werde sich nach der Saison im Herbst zeigen. Die Daten werden bis dahin weiter analysiert, um den Prognose-Algorithmus kontinuierlich zu verbessern. Neben Erlangen nutzen mittlerweile auch Pirmasens, Bamberg, Berlin, Hannover, Potsdam und Garbsen die Sensortechnik.
Das Projekt ist Teil des Ideenwettbewerbs „Kommunal? Digital!“ vom bayerischen Digitalministerium. Gefördert werden Kommunen mit digitalen Ideen für mehr Nachhaltigkeit. Sie sollen Vorbildcharakter für andere Kommunen haben.