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Digitale Bewässerung mithilfe von Sensoren
Mithilfe von intelligenten Sensoren, möchte die Stadt Erlangen Wasser sparen.
© 123rf.com/profile_bignai

Pilotprojekt

Digitale Bewässerung von Bäumen spart Geld

von Monique Opetz
Freie Journalistin
6. Juni 2024
Mithilfe spezieller Sensoren überwacht Erlangen seit rund einem Jahr seine Stadtbäume. Nach einer Testphase geht es nun in die Anwendung: Ein KI-Algorithmus erstellt für die Baumpfleger die besten Gießrouten. 60 000 Euro könnte die Kommune laut Berechnungen sparen – durch geringere Fahrkilometer, effizienteren Wasserverbrauch und weniger Neupflanzungen.

„Wir verwenden das System seit April zum ersten Mal mit den im letzten Jahr erhobenen Daten“, berichtet Thomas Reinfelder vom Betrieb für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung der Stadt Erlangen. Im Jahr 2023 hat die Kommune 70 Feuchte- und 16 Niederschlagssensoren im gesamten Stadtgebiet bei Jungpflanzanlagen installiert. Die Technik stammt von dem Start-up Agvolution. Für die digitale Bewässerung überwacht jeweils ein Sensor zehn bis 15 Bäume. Um zu messen, wie nass oder trocken die Erde rund um die Bäume ist, sind die Feuchtesensoren im Boden vergraben.

Die gemessenen Werte funken die Sensoren in Echtzeit an eine Kontrollstation. Diese Daten landeten letztes Jahr an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die dort entwickelte KI-Software analysierte die Werte und berechnete optimale Gießrouten für die Baumpflegerinnen und Baumpfleger der Stadt.

Stadtbäume werden virtuell abgebildet

Das funktioniert über einen digitalen Zwilling – eine digitale Variante der überwachten Bäume. Diese virtuellen Bäume sind mit den Daten der Sensoren verknüpft. Das System erkennt in Echtzeit, wie trocken oder nass der Boden rund um die Bäume ist. Es zeigt an, welche Bäume gegossen werden müssen und welche noch nicht. Diese Beobachtungen und Berechnungen vom letzten Jahr bilden nun die Grundlage für den tatsächlichen Einsatz.

Das Ziel sei, so Reinfelder, dass die Kolleginnen und Kollegen der Stadt ein Werkzeug an die Hand bekommen, das ihnen ermöglicht mehr als fünf Zentimeter Bodentiefe zu beurteilen. „Wir wollen sie befähigen, auch die Feuchtigkeit im Wurzelraum zu beurteilen“, sagt er. Wie viele Fahrkilometer und wie viel Wasser durch das KI-gestützte System und die optimierten Gießrouten tatsächlich eingespart werden, werde sich im Herbst zeigen.

Digitale Bewässerung mit Sensoren
Sensoren messen die Feuchtigkeit in Wurzeltiefe.

Digitale Bewässerung spart Geld

Die theoretischen Berechnungen klingen jedenfalls vielversprechend:

  • Einsparung Fahrkilometer: ca. 600 km

         Kosteneinsparung: ca. 200 bis 400 Euro

  • Wassereinsparung: ca. 250 Kubikmeter

         Kosteneinsparung: ca. 1000 Euro

  • 20 Neupflanzungen konnten vermieden werden. Das entspricht 70 Prozent der Ersatzpflanzungen, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Trockenheit nötig waren.

         Kosteneinsparung: ca. 60 000 bis 80 000 Euro

(Quelle: Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen IIS)

„Jetzt geht es darum, den Mut zu haben, diesen digital erhobenen Daten auch zu vertrauen“, sagt Reinfelder. Denn, so erklärt der städtische Mitarbeiter weiter, ist ein Baum erst einmal in Stress geraten, weil er über einen längeren Zeitraum nicht gegossen wurde, „dann ist es sehr schwierig, ihm wieder Leben einzuhauchen.“

App statt Exceltabelle

Bisher arbeiten die Baumpfleger traditionell mit Excellisten. Etwa 500 Bäume beinhaltet eine Gießroute. In einem zweiwöchigen Rhythmus werden sie bewässert. Aufgrund der Sensoren erhalten die Mitarbeitenden nun per App und via Ampelsystem die Information, wo sie gießen müssen. Je nach dem, welche Feuchtigkeitswerte die Sensoren ermitteln, erscheinen grüne, orange oder rote Markierungen im System.

Zur Diskussion stehe, zunächst mit Referenzbäumen zu arbeiten. Das heißt, die erhobenen Daten werden nur an ausgewählten Stellen genutzt. Hier sei noch keine Entscheidung gefallen. Inwieweit die Sensoren die Gärtner im Außendienst tatsächlich unterstützen können, werde sich nach der Saison im Herbst zeigen. Die Daten werden bis dahin weiter analysiert, um den Prognose-Algorithmus kontinuierlich zu verbessern. Neben Erlangen nutzen mittlerweile auch Pirmasens, Bamberg, Berlin, Hannover, Potsdam und Garbsen die Sensortechnik.

Das Projekt ist Teil des Ideenwettbewerbs „Kommunal? Digital!“ vom bayerischen Digitalministerium. Gefördert werden Kommunen mit digitalen Ideen für mehr Nachhaltigkeit. Sie sollen Vorbildcharakter für andere Kommunen haben.

https://kommunal-digital.bayern/

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