Praxisbeispiel: Kommunales Klimawarnsystem
Wetterextreme mit IoT-Sensoren managen
Rund 50 Sensoren sind in der Gemeinde im Einsatz. Sie erfassen lokale Klimadaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder den Wasserstand an Bächen, bei Brücken oder Unterführungen. Diese sogenannten IoT-Sensoren messen, verarbeiten, speichern und übertragen kontinuierlich die erfassten Daten. Als maschinenlesbares Signal werden sie in Echtzeit über ein Netzwerk an die KliWAS-Plattform übertragen, die mit dem Deutschem Wetterdienst verbunden ist.
Klimawarnsystem kündigt Wetterextreme an
Über eine App landen die Informationen schließlich bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie der Feuerwehr. „Jeder Bürger kann sich die App kostenlos herunterladen und wird alarmiert, etwa wenn Starkregen eintritt“, berichtet Bürgermeister Ludwig Robold. Es gebe drei Warnstufen, zwei Vorwarnstufen, die beispielsweise ein Hochwasser und dessen Intensität ankündigen und über den Pegelstand informieren. Die letzte Stufe informiert konkret darüber, wenn das Ereignis eintreten wird.
So lassen sich drohende Überschwemmungen frühzeitig erkennen. Überschreiten die Messwerte im örtlichen Gewässer, dem Goldbach, kritische Schwellenwerte, informiert KliWAS automatisch die Bevölkerung sowie die Einsatzkräfte vor Ort. Dadurch können rechtzeitig Schutzmaßnahmen eingeleitet werden – zum Schutz von Menschen, Gebäuden und Sachwerten.
Dank Vorwarnung per App entstehen weniger Schäden
Etwa zwei Stunden bevor der Starkregen einsetzt, sendet die App eine Benachrichtigung. So haben die Rettungskräfte der Feuerwehr genügend Zeit, den Einsatz vorzubereiten. Und die betroffenen Menschen können einen Schutz bei Garagenabfahrten oder vor ihren Kellerfenstern anbringen. „So müssen später weniger Keller ausgepumpt werden und es entstehen weniger Schäden“, sagt der Bürgermeister.
Die Einwohnerzahl der Kommune liegt bei rund 8500. Zwischen 800 und 1000 Bürgerinnen und Bürger haben sich die App runtergeladen, schätzt Robold. Inwieweit sie auch abgerufen werde, wisse er nicht. „Aber ich gehe davon aus, dass die Menschen, die von Hochwasser betroffen sind, die App nutzen.“ Seit 2022 ist die App bereits im Einsatz – sie entstand im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Kommunal? Digital!“ vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales, das zehn ausgewählte Leuchtturmprojekte zwischen 2021 und 2024 gefördert hat.
Nachmachen erwünscht
Ein Ziel dieser Initiative: Nachahmung ausdrücklich erwünscht. Das KliWAS Projekt in Ergoldsbach ist auf andere Kommunen übertragbar. Das System kann mit wenig administrativen Aufwand betrieben werden. Auf etwa 50 000 Euro schätzt der Bürgermeister die Kosten, um solch ein System einzurichten und zu betreiben, „abhängig davon, wie groß die Kommune ist und wie viele Sensoren installiert werden“.
Nachfragen gäbe es bereits, etwa von Gemeinden aus der Oberpfalz. Robold steht dann gerne Rede und Antwort, denn er weiß: „Das System bringt Sicherheit und schützt die Werte der Bevölkerung. Denn mithilfe der Warnapp können die Menschen im Vorfeld reagieren und Schäden vermeiden.“ Neben Hochwasserwarnungen könne es außerdem vor extremer Trockenheit oder Hitze warnen.
Mehrwert für die Kommune(n)
Das Klimawarnsystem bietet dem Markt Ergoldsbach und anderen Kommunen zahlreiche Vorteile:
- Rettungskräfte können dank gezielter, lokaler Alarmierungen schneller und präziser reagieren.
- Die automatisierte Datenerfassung reduziert den Personalaufwand; wartungsarme Sensoren senken die Betriebskosten.
- Von den Ergebnissen profitieren viele: die Bürgerinnen und Bürger, Einsatzkräfte, Bürgermeister, Stadträte sowie lokale Unternehmen und Klimaschutzmanager.
- Die Kommunikation innerhalb der Kommune wird deutlich verbessert. Warnungen erreichen die Menschen über App in Echtzeit und gezielt für betroffene Ortsteile.
- Messdaten sind transparent über ein öffentliches Dashboard abrufbar.
- Es stärkt die Vernetzung zwischen Verwaltung, Einsatzkräften und Bevölkerung und legt den Grundstein für weitere Smart-City-Anwendungen.
Ein Nebeneffekt von KliWAS: Das Warnsystem dokumentiert Klimaveränderungen und verbessert das Krisenmanagement. Für das Sturmtief „Joshua“, das mit Sturmböen und Starkregen über Deutschland fegte, war die Gemeinde in Niederbayern jedenfalls bestens gewappnet.
Projektsteckbrief des Klima-Informations-, Warn- und Alarmierungssystem (KliWAS) als PDF:

