Best Practice
Wie KI in Kommunen erfolgreich genutzt wird
KI überprüft Anträge in Wohngeldstelle
Nach einer Test- und Trainingsphase arbeitet die Wohngeldstelle seit September verbindlich mit dem KI-Modell für die Online-Anträge. Es unterstützt dabei, die Anträge auf Vollständigkeit zu prüfen, denn 80 Prozent seien laut Hagen unvollständig. „Das System erkennt, welche Anlagen beigefügt sind und vergleicht die Angaben darin mit denen im Wohngeldantrag“, erklärt er. Handelt es sich um einen Renten- oder BAföG-Bescheid? Stimmt die Anzahl der geforderten Kontoauszüge? Die Sachbearbeiter erhalten schließlich Hinweise, welche Felder nicht korrekt ausgefüllt sind, ob Nachweise nachgefordert werden müssen oder unvollständig sind. Das spart nicht nur Zeit für die Mitarbeiter, sondern verkürzt auch die Bearbeitungsdauer für die Antragssteller.
Momentan läuft die Bearbeitung noch parallel. Das heißt, sowohl die KI als auch die Mitarbeiter prüfen die Onlineanträge. Doch das soll sich ändern: „Unser Ziel ist es, in einigen Monaten zu einer sogenannten ‚Blindverarbeitung‘ zu kommen“, so der Leiter der Wohngeldstelle. „Das heißt, dass das System zu 99 Prozent korrekt arbeitet und eigenständig fehlende Unterlagen anfordert.“
Ein weiterer Vorteil der KI-Kollegin: Die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter können via Chat rechtliche Fragen an das System stellen, denn es wurde mit dem Wohngeldgesetz, Verwaltungsvorschriften und den Inhalten des Sozialgesetzbuches trainiert. Auch interne Dienstanweisungen flossen in das KI-System ein. Für die Mitarbeitenden bedeutet das, sie erhalten nicht nur Unterstützung bei der Vollständigkeitsprüfung der Wohngeldanträge, sondern darüber hinaus Hilfe bei der Sachverhaltsermittlung und der Ablage in der E-Akte.
Kommunale Datenstrategie notwendig
Wie Kommunen KI sinnvoll nutzen können und für welche Herausforderungen welche Art der KI überhaupt geeignet ist, damit beschäftigt sich die aktuelle Studie „Künstliche Intelligenz in smarten Städten und Regionen – Innovative KI-Anwendungen für die Stadtentwicklung“ vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Studie zeigt: Für eine erfolgreiche KI-Integration brauchen Kommunen ein grundlegendes Verständnis von KI und klare Anlaufstellen für externe Expertise. Entscheidend sind Vernetzung, Kooperation und der Ausbau der IT-Infrastruktur – etwa durch eine kommunale Datenstrategie.
Ingolstadt: KIVI steuert Verkehr
Ein gutes Beispiel für Kooperation ist das Projekt KIVI, das in Ingolstadt Künstliche Intelligenz zur Verkehrssteuerung und für mehr Verkehrssicherheit einsetzt. Daran beteiligt sind neben der Kommune Ingolstadt, verschiedene Partner aus Industrie, Wissenschaft und Wirtschaft. Für KIVI installierte das Projektteam Masten an drei stark befahrenen Kreuzungen in der Innenstadt. An diesen Knotenpunkten erfassen seit 2023 Sensoren und Datenverarbeitungssysteme die Verkehrssituation. „Es geht darum, Potenziale Künstlicher Intelligenz im urbanen Verkehr darzustellen und zu erproben“, sagt Maximilian Mayer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Innovation der IFG Ingolstadt.
Mithilfe dieses sogenannten High Definition Testfeldes – innerhalb der Knotenpunkte – erfassen LiDAR-Sensoren mit spezieller Software sowie Thermalkameras sämtliche Verkehrsteilnehmer in Echtzeit. Der Datenschutz ist dabei sichergestellt, denn die Sensoren sammeln keine personenbezogenen Daten, sondern nur Bewegungsmuster der Fahrzeuge und Fußgänger. Diese Informationen werden genutzt, um einen Algorithmus zu entwickeln, der Ampelphasen im Kreuzungsdreieck effizienter und sicherer gestaltet.
KI hilft Unfälle reduzieren
Ein Warnsystem erkennt mittlerweile drohende Konflikte und warnt Autos und Radfahrer frühzeitig. „Es gibt ein zusätzliches Lichtsignal an einer Kreuzung, an der die Autofahrer mithilfe der erfassten Daten gewarnt werden“, berichtet Mayer. Früher seien an dieser Stelle zahlreiche Unfälle beim Rechtsabbiegen passiert, weil Radfahrer im toten Winkel nicht zu sehen waren.
Obwohl der Förderzeitraum Ende 2024 ausgelaufen ist, sammeln die Sensoren weiterhin fleißig Daten. Die Infrastruktur bleibt bestehen und die Technische Hochschule trainiert die KI weiter. „Unser Ziel ist, in naher Zukunft den Verkehrsfluss und die -sicherheit an diesen Kreuzungen mit den aus dem Projekt gewonnen Erkenntnissen zu verbessern“, so Mayer. Mittelfristig soll die KI im gesamten Stadtgebiet für einen reibungsloseren Verkehr sorgen.
Bamberg: Drohne erleichtert Baumpflege
Daten sammelt auch Bamberg. Allerdings nicht im Straßenverkehr, sondern aus der Luft: In dem Projekt BaKIM (Baum, Künstliche Intelligenz, Mensch) macht eine Drohne hochauflösende Bilder der Bamberger Bäume, um deren Pflege zu optimieren. Mithilfe von KI sollen Mitarbeiter in der Baumpflege den Baumbestand besser und effizienter überwachen und bei Problemen schneller reagieren können. Der Technische Projektleiter von BaKIM, Jonas-Dario Troles, berichtet von den ersten Drohnenflügen 2022. Denn auch hier gilt: Daten sind die Grundlage, um die KI zu trainieren. Auf den Drohnenbildern markierte ein Förster schließlich die einzelnen Baumarten und glich sie vor Ort ab.

Diese gelabelten Daten dienen als Trainingsgrundlage: damit die KI lernt, welche Luftbilder wie zu deuten sind. Sie basiert auf tiefen neuronalen Netzen, die es ermöglichen, Daten auf komplexe Weise zu verarbeiten.
Künftig sollen die Baumpfleger und Förster mithilfe einer Webapplikation sehen, welche Bäume ihre Aufmerksamkeit benötigen. Wo Borkenkäfer ihr Unwesen treiben oder wo Bäume auf dem Trockenen sitzen. Die Idee ist, schneller reagieren zu können, als es üblicherweise möglich ist – wenn die Baumpfleger die Parkanlagen und Bäume am Straßenrand per Auto abfahren oder zu Fuß begutachten.
KI-Training - Städte arbeiten zusammen
„Wir haben einen ziemlich großen Stadtpark mit 50 Hektar“, berichtet Troles. Die Baumpfleger würden sich nur die Bäume an den Wegen anschauen, nicht aber innerhalb des Stadtparks. „Da fehlt es an Personal“, gibt der technische Projektleiter zu bedenken. Aktuell entwickelt das Team die Webapplikation. Im März 2026 soll die Applikation online sein. Für das KI-Training arbeitet Bamberg bereits mit Lemgo zusammen. Künftig sollen weitere Kommunen dazukommen.
Diese digitalen Ansätze zeigen, wie KI Städte bereits smarter macht: Sie wertet Daten schnell aus, vereinfacht Abläufe und unterstützt auf unterschiedlichen Ebenen. Die BBSR-Studie zeigt, dass Kommunen damit besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sind. Gleichzeitig macht die Studie klar: KI ist kein Allheilmittel, sondern ein nützliches Werkzeug für klar abgrenzbare Probleme – etwa mehr Sicherheit im Straßenverkehr, effizientere Infrastrukturen oder Arbeitsabläufe.


