Lebendige Dorfmitte
So entsteht ein Dorftreffpunkt - eine Kommune macht es vor!
Der Dorftreffpunkt für Jung und Alt
Mit dem Projekt dasgute.haus ist in der Fachwerkstadt im hessischen Wetteraukreis ein außergewöhnlicher Ort entstanden, an dem unterschiedlichste Interessen fruchtbar zusammenfinden. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg.
Dorftreffpunkt: Von der Idee zum Konzept
Agnes Model und Stefanie Krause, die beiden Initiatorinnen des Projekts, haben sich vor einigen Jahren im Eltern-Kind-Treff kennengelernt. Beide waren sie junge arbeitende Mütter und beide vermissten sie ähnliche Dinge. „Wir haben damals gemerkt, was uns selber fehlt“, erzählt Krause. „Ein Familiencafé zum Beispiel, in das man entspannt reinkommen kann samt Kinderwagen und Kleinkind“ und darüber hinaus ein Portal, über das man sich vernetzen, informieren und orientieren kann, welche Angebote für Familien es gibt in Butzbach.
Bei vielen gemeinsamen Treffen entwickelten die beiden Frauen ihre Ausgangsidee weiter und nahmen bald noch weitere Punkte in den Blick. So sollte auch Co-Working möglich sein bei ihrer Vision, zudem sollten sich die Generationen begegnen und eine Kinderbetreuung ebenso angeboten werden wie verschiedene kulturelle Veranstaltungen.

Marktplatz, Arbeitsplatz und Spielplatz in einem
Aus dem großen Ideenpool entstand schließlich ein konkretes Konzept: Unter dem Namen „dasgute.haus“ sollten sich an einem passenden Ort drei verschiedene Lebensbereiche miteinander verbinden. Da sollte es den „Marktplatz“ geben, um zusammen zu kommen, sich zu vernetzen, auszutauschen und zu orientieren. Eine zentrale Rolle sollte zweitens der „Arbeitsplatz“ spielen, also alles, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt unterstützt und arbeitenden Eltern mehr Spielraum gibt. Und schließlich sollte unter dem Titel „Spielplatz“ ein Angebot entstehen, das Kreativität, Spiel und Kultur beinhaltet.
Einbindung der kommunalen Gremien in das Projekt Dorftreffpunkt
Das dreiteilige Konzept haben die Initiatorinnen ab 2018 verschiedenen Stellen präsentiert und in städtischen Beiräten und Ausschüssen vorgestellt. Dabei haben sie von Anfang an betont: „Unser gutes Haus soll ein Haus für die ganze Stadt und alle Generationen werden“, so Model und Krause. Die Reaktionen der verschiedenen Gremien seien grundsätzlich sehr positiv gewesen, wobei viele auch skeptisch gewesen seien „angesichts der Vielfalt, die wir abdecken wollten“.
Der Dorftreffpunkt ist genossenschaftlich organisiert
Auch wenn die Corona-Pandemie und die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten die Realisierung des Konzepts massiv erschwerten, gründeten Model und Krause im Oktober 2020 schließlich dasgute.haus eG i.G. als gemeinnützige Sozial- und Kulturgenossenschaft. „Wir wollten keine Cafébesitzer werden – so entstand früh die Idee zu einer Genossenschaft“, sagt Model und diese bewähre sich sehr. Mit 100 Euro erwirbt man einen Anteil an der Genossenschaft und ein Stimmrecht, mittlerweile gibt es 124 Mitglieder, Tendenz steigend. Dabei muss man kein Mitglied sein, um das Angebot von dasgute.haus zu nutzen. Die Leitung des Projekts übernimmt der geschäftsführende Vorstand.
Familienfestival im Freien
Da es in den Monaten nach Gründung noch keine Räumlichkeiten gab, wichen Model und Krause ins Freie aus und organisierten im Sommer 2021, finanziert über Fördergelder, ein Familienfestival im Park. Der Titel lautete „Das Rappeln in der Kiste“, zu erleben waren Spiel- und Kulturangebote für alle Generationen, Netzwerktreffen und Co-Working-Möglichkeiten, begleitet von einer familienfreundlichen Infrastruktur. „Das wurde sehr gut angenommen“, so die Gründerinnen, und die Bürger hätten dadurch eine konkrete Vorstellung von ihrem Projekt bekommen.
Räumlichkeiten für den Dorftreffpunkt
Im Herbst vergangenen Jahres war es dann schließlich soweit: Geeignete Räumlichkeiten mitten in der Butzbacher Altstadt wurden frei und das Projekt dasgute.haus konnte im November 2021 zwar kein ganzes Haus, aber zumindest einen 120 Quadratmeter großen Raum samt Küche und Bad beziehen. Seit knapp einem Jahr hat dasgute.haus dort nun Gestalt angenommen. Es gibt eine Spielecke, Co-Working-Bereiche, eine Quiet-Zone und einen Kaffeetisch. Getränke und Snacks stehen zur Selbstbedienung bereit und findet nach einem Arbeits- und Spieletag abends ein Yogakurs oder Konzert statt, können die Möbel auch unkompliziert weggeräumt werden. „Wir haben versucht, den Raum so multifunktional wie möglich einzurichten“, sagen Model und Krause, und er wird durchgehend intensiv genutzt.

Finanzierung des Projekts
Von kommunaler Seite wird dasgute.haus kontinuierlich unterstützt. So übernehmen die städtischen Gremien für drei Jahre die Hälfte der Warmmiete. Zudem sind für das anerkannte Familienzentrum verschiedene überregionale Fördertöpfe zugänglich und können auch Förderungen für Einzelprojekte beantragt werden. Weitere Einnahmequellen sind Spenden sowie die Umsätze, etwa die Gelder, die für den Konsum im Café eingenommen werden. Die beiden Initiatorinnen haben bis zum Sommer komplett ehrenamtlich gearbeitet, seither erhalten sie ein kleines Gehalt. Außerdem sind eine pädagogische Fachkraft und eine Kulturassistentin jeweils für einige Stunden angestellt. „Man muss das Ganze wie ein Startup sehen – langfristig soll unser Modell etabliert werden, denn viele Ehrenamtliche brauchen einen Hauptamtlichen“, so Krause.

Vielseitiges Angebot durch Ehrenamtliche
Wovon Krause und Model vor etlichen Jahren noch träumten, ist heute Realität. So ist mit dasgute.haus ein beliebter Treffpunkt mitten in Butzbach entstanden, an dem die Bereiche Arbeit-, Markts- und Spielplatz tatsächlich neben- und miteinander funktionieren und den Bürgern ein vielseitiges Angebot zur Verfügung steht. Das hat wesentlich zu tun mit den zahlreichen Engagierten, die sich mit ihren Kompetenzen einbringen, wie Krause sagt. „Wir sind überwältigt, wie schnell die Belebung des Hauses funktioniert hat und wie viele Angebote von den Ehrenamtlichen kommen“, so die Gründerin. Da gibt es einen Vortrag zur gesunden Ernährung ebenso wie einen Business-Stammtisch, finden Spielenachmittage, Kochkurse und Theaterworkshops statt und kommen Menschen quer durch alle Altersgruppen miteinander in Kontakt. „Dasgute.haus wird sehr gut angenommen. Uns erreichen so viele tolle Ideen und wir haben eine Riesenliste mit lauter Sachen, die wir noch anbieten könnten und für die uns im Moment schlicht die Zeiten und die Räume fehlen“, sagt Model. Visionen für die Zukunft gibt es also genug.

