Familienfreundlichkeit
Familie geht vor: Wie sich die Stadt Meppen für bessere Vereinbarkeit einsetzt
Moderner und familienfreundlicher Arbeitgeber
„Als Stadt wollen wir für unsere Mitarbeitenden ein möglichst moderner und attraktiver Arbeitgeber sein. Deshalb brauchen wir angenehme Arbeitsbedingungen, damit bei uns eine gute Arbeit möglich ist, die Leute sich wohlfühlen und gesund bleiben“, sagt Matthias Funke, der Erste Stadtrat in Meppen. In den vergangenen Jahrzehnten seien die Fragen der Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf beziehungsweise Beruf und Pflege immer mehr ins Blickfeld gerückt. Wenn es darum geht, was Familienfreundlichkeit eigentlich bedeutet, sagt Funke: „Wir möchten als Stadtverwaltung für Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenskonzepten offen sein und die Familienfreundlichkeit nicht nur im Titel tragen und als PR-Slogan vorne an stellen, sondern tatsächlich im tagtäglichen Arbeitsumfeld umsetzen.“
Wichtiger Ansatz gegen Fachkräftemangel
Dass das Thema in Meppen verstärkt in Angriff genommen wird, hat auch mit dem Ringen um Fachkräfte zu tun. „Wir haben wie alle anderen Städte mit Personalmangel zu kämpfen“, sagt Funke. Und im Unterschied zur freien und wettbewerbsorientierten Wirtschaft könnten Kommunen ganz besonders mit ihren familienfreundlichen Strukturen punkten. „Gerade in Zeiten, in denen es in der Wirtschaft nicht so rosig aussieht, können wir als kommunaler Arbeitgeber mit besonders guten Rahmenbedingungen für mehr Vereinbarkeit neue Mitarbeitende gewinnen“, sagt Funke und entsprechend würde man in Meppen auf die Familienfreundlichkeit der Stadtverwaltung auch gezielt in den Stellenausschreibungen hinweisen.

Weg zur Zertifizierung
Um die Arbeitsbedingungen in der Breite so zu verändern, hat man sich in Meppen 2018 einem Prozess zur familienfreundlichen Zertifizierung durch die Emsländische Stiftung für Familie und Beruf angeschlossen, die vom Landkreis und dem Wirtschaftsverband Emsland gegründet worden ist. „Wir wollten uns ernsthaft und professionell mit dem Thema beschäftigen und möglichst greifbare und pragmatische Konzepte für die Praxis entwickeln“, sagt Funke. Dabei sollten nicht nur die Führungskräfte einbezogen werden, sondern auch die Mitarbeitenden selbst mit ihren Bedürfnissen und Ideen. „Von Beginn an hatten wir für den Prozess eine große Unterstützung durch die gesamte Verwaltung. Wir wollten möglichst breit in die Kommune schauen und die unterschiedlichen Situationen am Arbeitsplatz unter die Lupe nehmen“, sagt Funke. Neben der Gleichstellungsbeauftragten und Vertretern des Fachbereichs Personal seien Kolleginnen und Kollegen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und privaten Situationen ins Projektteam geholt worden, um möglichst vielfältige Lebenswelten einzubeziehen. Begleitet von einem Coach wurden schließlich verschiedene Workshops durchgeführt und familienfreundliche Ansätze entwickelt.

Konkrete Maßnahmen
In Folge der Workshops wurden in der Stadt Meppen verschiedene kleine wie größere Maßnahmen umgesetzt, die unterm Strich alle zu mehr Vereinbarkeit beitragen sollen. So wurden ein Stillzimmer eingerichtet und die Arbeitsplätze selbst modernisiert, um hybrides Arbeiten und alternierende Telearbeit reibungslos zu ermöglichen. Seit Anfang 2024 ist zudem eine neue Dienstvereinbarung in Kraft, die noch mehr Flexibilisierung bei den Arbeitszeiten ermöglichen soll. „Die Mitarbeiter können nun zwischen 6 und 19 Uhr arbeiten, haben also deutlich mehr Spielraum“, sagt Funke. Ein weiterer Ansatz, um mehr Vereinbarkeit zu unterstützen, ist die zunehmende Einführung von Online-Schulungen im Rahmen von Studium und Fortbildungen statt der Verpflichtung zu Dienstreisen, damit den Beschäftigten mehr Zeit für Privates und Familie bleibt.
Vereinbarkeitslotsen als Ansprechpartner
Neben den ganz konkreten Maßnahmen ist ein wesentlicher Schlüssel für ein familienfreundlicheres Klima laut Funke die Kommunikation. Das Ziel: Mitarbeitende sollen mit ihren Fragen und Problemen möglichst niedrigschwellig und unbürokratisch Ansprache und Hilfe bekommen und ihre Arbeitsorganisation der jeweiligen privaten Situation anpassen können. Hierzu wurden in der Stadt Meppen betriebliche Vereinbarkeitslotsen eingeführt, die Kontaktpersonen für pflegende Beschäftigte und (werdende) Eltern sind. Zudem werden die Führungskräfte speziell geschult, um ihre Teams auch in Sachen Vereinbarkeit noch besser zu beraten. Ebenfalls wichtig: „Als Kommune versuchen wir, neben den erfahrenen Kräften ganz besonders auch die jungen Kollegen und Auszubildenden in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen, damit wir als Verwaltung zukunftsfähig bleiben und die Bedürfnisse der jungen Generation nicht aus dem Blick verlieren“, so Funke.
Andauernder Prozess
Die Einführung der verschiedenen Maßnahmen für mehr Vereinbarkeit und die Beschäftigung mit dem Thema Familienfreundlichkeit haben sich laut Funke bislang absolut ausgezahlt. „Es wird von unseren Mitarbeitenden sehr wertgeschätzt, dass wir uns um bessere Arbeitsbedingungen bemühen und die Stimmung in der Verwaltung ist ausgesprochen gut“, sagt Funke. So würden die Mitarbeitenden spüren, dass ihre individuellen Bedürfnisse ernst genommen werden und die Freiheit bei der Arbeitszeitgestaltung sehr schätzen. Gerade erst wurde die Stadt Meppen als familienfreundliche Arbeitgeberin rezertifiziert. Klar ist für Funke aber auch: „Der Weg zu noch mehr Familienfreundlichkeit ist ein ständiger Prozess. Als Kommune müssen wir da immer am Ball bleiben.“


