Stadtmarketing
Heimat nicht nur im Herzen
Heimat: Wie Rödlinghausen sie sieht
Der Ort litt unter dem Wegzug junger Menschen in die umliegenden Städte. „Was können wir tun, damit die Menschen noch mehr zusammenhalten und wie können wir die regionale Stärke hervorheben?“ Das waren die Fragen, die Lux und seine Mitarbeiter damals umtrieben. In den folgenden Jahren hat die Gemeinde vorrangig auf Bildung und den Ausbau digitaler Medien gesetzt und einen Zusammenschluss der Unternehmer vor Ort unterstützt. Mit Erfolg: Heute ist Rödinghausen ein lebendiger Ort, in dem über 80 Vereine und Initiativen aktiv sind. „Gerade in der heutigen Zeit kann eine Heimat Stabilität und Sicherheit geben“, sagt Lux. Dabei klinge der Begriff Heimat erst einmal altmodisch, von den Bürgern aber werde er oft verwendet. „Die Bürger denken hier an Nähe, an Geborgenheit, Familie, Freunde, eine gute Infrastruktur und ihr vertrautes Umfeld“, so Lux, und nur durch die Bürger entwickle sich die Heimat auch weiter.
Heimatpreis gewonnen
Um ihr Engagement für die Region zu unterstreichen, hat sich Rödinghausen 2019 als erste Kommune des Landkreises beim Heimatpreis des Landes Nordrhein-Westfalen beteiligt und ist mittlerweile im fünften Jahr mit dabei. Die 5.000 Euro Preisgeld werden in der Kommune gestaffelt ausgewiesen, prämiert werden Bewerber, die sich in gesondertem Maße und mit kreativen Projekten für das Gemeinwohl einbringen. Laut Organisatorin Barbara Düsterhöft bewerben sich pro Jahr rund neun Vereine oder Initiativen, in der Jury sitzen neben ihr Vertreter der Fraktionen, der Bürgermeister und der Kreisheimatpfleger.
Fichtel-Emojis als Erfolgsstory
„Die beste Werbung für eine Region ist es, wenn sich die Menschen dort wohlfühlen“, sagt auch Katharina Becher, die im Kreis Wunsiedel im Fichtelgebirge die Fachgruppe für Imagepflege und regionale Identität leitet. Damit das Heimatgefühl nicht nur analog gepflegt werden kann, hat man sich dort etwas Besonderes ausgedacht. So wurde im Rahmen der 2020 gestarteten und vom Land mit 400.000 Euro geförderten Kampagne „Freiraum Fichtelgebirge“ ein vielfältiger Partizipationsprozess in Gang gesetzt, um die regionale Identität zu fördern. „Wir wollten zeigen, dass man stolz sein kann auf die Region und sie einzigartig ist, mit allem, was man hier findet. Das funktioniert nur zusammen mit den Bürgern“, sagt Becher. Ein wesentlicher Teil der Kampagne war die Abstimmung über „Fichtel-Emojis“, also digitale Symbole zum Versand bei Nachrichten am Smartphone, die eine Besonderheit der Region darstellen.
Die Bürger konnten Vorschläge liefern und über Postkarten und Online-Voting abstimmen. 200 Fichtel-Emojis wurden auf diesem Wege herausgefiltert, 60 können nun via App heruntergeladen und verschickt werden, wobei die digitale Palette vom lokalen Eishockey-Verein bis zu kulinarischen Spezialitäten reicht. „Diese Aktion war ein großer Erfolg und die Beteiligung enorm“, erzählt Becher. Parallel zur Kampagne sei auch in der Wirtschaft ein regelrechter „Fichtel-Boom“ ausgebrochen. „Wir merken: Die Unternehmer sind wieder stolz auf ihre Region und das Fichtelgebirge wird gerade zur Marke.“
Kaiserslautern: Lied für Lautern gesucht
In Kaiserslautern hat man sich 2019 auf die Suche nach dem Klang der Heimat gemacht und den Wettbewerb „Lied für Lautern“ ausgeschrieben. Das Ziel: Eine neue Stadthymne, die das Lebensgefühl der Stadt einfängt. Initiatorin des Wettbewerbs war die heutige Oberbürgermeisterin Beate Kimmel. Der Wettbewerb sollte „die Liebe zur Stadt wecken und über ein gemeinsames Lied eine Verbindung schaffen“. 28 Beiträge wurden eingesandt, wobei vom Volksgesang bis zum Rap alles vertreten war. Gekürt wurden unter Beteiligung der Bürger drei Beiträge, die professionell vertont wurden. Mehrere gekrönten Beiträge führte laut Kimmel allerdings dazu, dass keiner der Songs bislang wirklich zur neuen Stadthymne geworden ist. „Rückblickend wäre es besser gewesen, sich für nur einen Song zu entscheiden und diesen dann gezielt zu promoten“, sagt sie.

Musik geht von Herz zu Herz und kann sich schnell verbreiten."
Menden: Marke für die Stadt gefunden
Ein Zeichen sehen und an die Heimat denken – kann das funktionieren? In Menden ist dies das Ziel eines Markenbildungsprozesses, der vom Stadtmarketing in enger Zusammenarbeit mit Bürgermeister und Stadtrat durchgeführt wurde. „Lange Zeit über hatte hier jede Organisation ihr eigenes Logo und gab es kein einheitliches Symbol für unsere Stadt“, berichtet Melanie Kersting, Geschäftsführerin des Stadtmarketings. Gleichzeitig gebe es in Menden ein ausgesprochen starkes Heimatgefühl, „ein starkes Miteinander und Wir-Gefühl“. „Das ist hier definitiv keine Worthülse, wir haben extrem viele Vereine, ein großes Freizeit-, Sport- und Kulturangebot und Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe haben neben der mittelständischen Wirtschaft einen wichtigen Stellenwert“. Hinzu käme der historisch gewachsene Kern der Identität der Stadt.

Wir wollen, dass unser Markenzeichen so oft wie möglich verwendet wird."
Unterstützt mit einem Extrabudget von 120.000 Euro wurde 2022 ein Markenbildungsprozess gestartet, bei dem die Stadtgesellschaft einbezogen wurde. Was macht Menden aus? Was sind unsere Stärken und was macht unsere Heimat so attraktiv? So lauteten die Fragen. Das neue Markenzeichen wurde im Stadtrat beschlossen und mit Social-Media-Aktionen und intensiver Plakatierung offiziell eingeführt: ein einprägsames Tor-Symbol, abgeleitet aus dem Stadtwappen, in jeder Farbe verwendbar und einfach nachzuzeichnen. „Wir wollen, dass das Markenzeichen so oft wie möglich verwendet wird“, sagt Melanie Kersting.
