Roboter als Mitarbeiter in Behörden - KI kann unterstützen.

Künstliche Intelligenz

Kann KI den Personalmangel in Behörden lösen?

von Franz-Reinhard Habbel

Gastautor, Digitalpionier

2. September 2024

Die Mär, dass künstliche Intelligenz Arbeitsplätze vernichtet, ist überholt. Den Fachkräftemangel löst KI somit nicht. „Wir kommen nicht umhin zu hinterfragen, welche Aufgaben der Staat wirklich übernehmen muss“, meint Franz-Reinhard Habbel.

Eine Studie zeigt, dass mit generativer künstlicher Intelligenz der Fachkräftemangel in Deutschlands Verwaltungen um bis zu 165.000 Personen reduziert werden könnte. Nach Angaben des Deutschen Beamtenbundes fehlen bundesweit rund 550.000 Vollzeitkräfte bei über 5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Die Studie geht davon aus, dass KI vor allem im kommunalen Bereich für einfache Routineaufgaben eingesetzt wird. Einsatzpotenziale werden in der Kommunikation, in der beschleunigten Bearbeitung von Anträgen, in der schnelleren Softwareentwicklung und in der Erstellung kreativer Beiträge gesehen. Erste Chatbots, die Bürgerinnen und Bürger beim Ausfüllen von Anträgen unterstützen, gibt es bereits in Siegburg, Bad Oeynhausen oder Heidelberg, Nürnberg, Schorndorf, im Kreis Bergstraße und in München. Viele weitere Kommunen werden folgen.

Was ist der Unterschied zwischen KI und Automatisierung?

KI und Automatisierung werden oft verwechselt. Unter Robotic Process Automation versteht man die automatisierte Bearbeitung strukturierter Geschäftsprozesse durch digitale Software-Roboter. In Hannover wird die Technik eingesetzt, um den Prozess der Bearbeitung von Anträgen auf Wohngeld zu automatisieren. Die KI prüft die Dokumente der Antragssteller auf Vollständigkeit. Überall dort, wo keine Ermessensentscheidungen getroffen werden müssen, kann der Einsatz die Bearbeitung von Verwaltungsprozessen deutlich beschleunigen. Gerade in Kommunalverwaltungen ist es personalintensiv, eingereichte Dokumente auf Vollständigkeit zu prüfen. Diese Aufgabe können zukünftig Bots übernehmen.

Künstliche Intelligenz kein Allheilmittel

Tatsächlich können durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz Arbeitsschritte eingespart oder der Fachkräftemangel gemildert werden. Ein Allheilmittel gegen den stetigen Personalzuwachs im öffentlichen Dienst ist dies jedoch nicht. Vielmehr muss der Aufgabenzuwachs politisch klar hinterfragt werden. Muss der Staat für alles zuständig und verantwortlich sein? Wie kann staatliches und kommunales Handeln in Form einer umfassenden Kooperation zwischen Staat und Kommunen gestaltet werden? Hier ist die Politik gefordert, wenn Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit und seinen Wohlstand dauerhaft erhalten will. An einem Wandel und damit einer grundlegenden Modernisierung der Verwaltung führt kein Weg dran vorbei. Der Einsatz von KI ist dabei nur ein Baustein.