Naturschutz
Parkpflege: Von ehrenamtlicher Gärtnerin profitieren
Parkpflege: Pflanzbeet-Patenschaften
Gibt es Ehrenamtliche, welche die Stadt Nürnberg bei der Pflege der Grünbereiche unterstützen wollen, wird das in der Kommune über sogenannte "Pflanzbeet-Patenschaften" oder auch "Baum-Patenschaften" geregelt, erläutert André Winkel, Pressesprecher des Servicebetriebs auf Anfrage von KOMMUNAL. Konkret wird jeweils ein Patenschaftsvertrag aufgesetzt, in dem der genaue Rahmen für die Gestaltung der Fläche definiert wird. Dass sich Bürger für das Grün im öffentlichen Raum engagieren, sieht Winkel als außerordentlich erfreuliche Entwicklung und positives Zeichen. So sagt er: "Wer eine Baum- oder Beetpatenschaft übernimmt, identifiziert sich mit seinem Stadtviertel und gibt damit auch ein Statement ab, dass ihm die Entwicklung seiner Stadt nicht egal ist. Egal an welchem Ort - hier haben sich Menschen dazu entschlossen, aktiv zu werden und anzupacken."
Ehrenamtliche Gärtnerin für Heilkräuter
Der Auslöser für Wiebells Engagement war ein Artikel in den Nürnberger Nachrichten. Gesucht wurden ehrenamtliche Hobbygärtner, die sich unter Federführung des Bund Naturschutz für den Hallertorgarten, einen Kräutergarten an der Nürnberger Burg engagieren wollen. Zuvor war der Bund Naturschutz 2010 auf den zuständigen Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg der Stadt Nürnberg zugegangen und hatte eine Anfrage gestellt, ob freiwillige Helferinnen und Helfer eine Fläche auf der Hallertormauer übernehmen können, die ehemals von der Firma Bionorica konzipiert und gepflegt wurde.
Die Stadt nahm dieses Angebot dankbar angenommen, wie André Winkel vom Servicebetrieb berichtet. Für Wiebell wiederum tat sich ein spannendes, neues Aufgabenfeld auf. „Ich arbeite als Krankenschwester und interessiere mich persönlich für Heilkräuter, außerdem arbeite ich gerne im Garten. Deshalb habe ich mich damals gleich gemeldet“, erzählt die Hobbygärtnerin. Von der Pflege der Heilkräuter und ihrer Verwendung hatte sie anfangs wenig Ahnung. „Ich habe mir Fachliteratur besorgt und mich eingelesen“, erzählt Wiebell.

Hesperidengärten als Hauptarbeitsort
Nachdem Susanne Wiebell zunächst im Hallertorgarten im Einsatz war, kam mit den Hesperidengärten vor knapp zehn Jahren ein weiterer Heilkräuterort ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine historische Gartenanlage im Nürnberger Stadtteil St. Johannis, die lange Zeit über verfallen war und vom dortigen Vorstadtverein wiederbelebt und nach historischem Vorbild neu errichtet wurde. Ein zentraler, aber auch pflegeaufwändiger Teil der Gärten sind 24 Kräuterbeete. „Der Garten wird zwar grundsätzlich von den städtischen Gärtnern betreut, aber es bleibt zu wenig Zeit für die Kräuterbeete“, so Wiebell. Deshalb hat die Stadt Nürnberg bereits 2014 die Anfrage an den Bund Naturschutz gerichtet, ob sich seine Mitglieder um diesen Gartenteil kümmern könnten.
"Sowohl der Heilkräutergarten am Hallertor als auch die Kräuterbeete in den Hesperidengärten zeichnen sich durch eine hohe Anzahl von Kräuterarten auf engstem Raum aus. Dementsprechend hoch und aufwändig ist die Pflegeintensität der Flächen. Wegen der vielen öffentlichen Grünflächen kann der Servicebetrieb Öffentlicher Raum diesen Pflegeaufwand alleine nicht leisten. Für den Bund Naturschutz wiederum war die Anfrage attraktiv. „Wir haben uns die Anlage angeschaut und den Garten als sehr reizvolle Anlage erkannt“, erzählt Wiebell, die seither viel zur Belebung der Heilkräuterbeete beigetragen hat.

Enge Abstimmung mit der Stadt
Heute engagiert sich eine Gruppe von fünf Ehrenamtlichen unter Federführung von Susanne Wiebell regelmäßig in den Hesperidengärten. Als Schnittstelle zwischen dem Bund Naturschutz und der Stadt Nürnberg steht Susanne Wiebell in ständiger Absprache mit den städtischen Grünmeistern, wie sie sagt, und orientiert sich bei ihrer Arbeit klar an dem historischen Vorbild der Gartenanlage von einst. „Wir haben anfangs genau geklärt, welche Aufgaben wir übernehmen dürfen und was hier wachsen soll“, sagt Wiebell.
Jeden Dienstagnachmittag treffen sich die fünf Hobby-Gärtner seither in den Hesperidengärten und arbeiten in den Kräuterbeeten. „Das ist arbeitsintensiv, macht aber viel Spaß“, sagt Wiebell, und man bekomme viel zurück. Dabei findet die Hauptarbeit im Frühjahr, Sommer und Herbst statt und entsprechend sind auch die Gärten von April bis Oktober geöffnet und öffentlich zugänglich. „Ich schau’ aber auch an anderen Wochentagen und auch im Winter immer wieder vorbei und sehe nach, wie sich die Pflanzen entwickeln“, sagt Wiebell, die längst mit Augenzwinkern von „ihrem Garten“ spricht.

Naturerlebnis und interessante Begegnungen
Für Wiebell und ihre Mitstreiter im Grünen ist es ein „großer Schatz mitten in der Natur zu arbeiten und mitzuerleben, wie sich die Anlage entwickelt“. Mindestens ebenso sehr aber erfüllt die ehrenamtliche Gärtnerin der Austausch mit den zahlreichen Besuchern, die an den Heilkräuterbeeten stehen bleiben. „Die Hesperidengärten sind ein sehenswerter Punkt in der Stadt und hier ist immer Betrieb“, sagt Wiebell. Interessierten Besuchern gibt die Heilkräuter-Expertin Führungen über die Historie des Gartens und die einzelnen Pflanzen und gibt Einblick in ihre Arbeit in den Beeten. „Die meisten Leute sind sehr erstaunt, dass wir kein Geld dafür bekommen“, betont sie und sieht in den Gesprächen für sich selbst einen großen Gewinn. So habe sie schon Australiern, Russen oder Amerikanern die Kräuter in den Hesperiden-Gärten gezeigt, Schulklassen im Heimat- und Sachunterricht begleitet und Projekte im Biologieunterricht unterstützt. „Über das Gießen, Jäten und Pflanzen geht das weit hinaus“, sagt Wiebell. Das weiß auch die Stadt Nürnberg sehr zu schätzen. So stellt Winkel fest: "Die von Frau Wiebell betreuten Beete zeigen, dass hier jemand mit viel Herzblut und Verstand tätig ist. Die Flächen leisten einen wichtigen Beitrag zu Biodiversität und erfreuen die Insektenwelt ebenso wie Spaziergängerinnen und Flaneure".

