Klimaschutz
Stadt verschenkt Hausbäume
Hausbäume in die Vorgärten
Die Stadt ist Großgrundbesitzerin, besitzt Straßen, Plätze und Grünanlagen. Aber längst nicht jedes städtische Grundstück eignet sich als Baumstandort. Vor allem im besiedelten Bereich gibt es viele gegensätzliche Nutzungsinteressen. Unbebaute Grundstücke werden früher oder später bebaut. In Parks und Grünanlagen sind mögliche Baumstandorte meist schon bepflanzt. Und entlang von Straßen ist die Baumpflanzung besonders schwierig, da man nicht auf Parkplätze verzichten will oder Leitungen im Weg sind. Hat man einen guten Standort gefunden, dann sind diese Pflanzungen vergleichsweise teuer.
Vorgärten versiegelt
Dabei sind gerade Bäume im straßennahen Bereich besonders wertvoll. Auf den Straßen findet im Sommer die größte Aufheizung statt. Bäume entlang von Straßen filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, sie bremsen den Wind und verlangsamen den Verkehr durch eine optische Gliederung der Straße. Schließlich geben die Straßen einer Stadt ihr Gesicht. Grüne Straßenzüge sind attraktiv, laden zum Verweilen ein, haben eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Straßen in unserer 35.000-Einwohner-Stadt Saarlouis wurden in der Vergangenheit verkehrsgerecht ausgebaut.
Viele Vorgärten wurden versiegelt, zum Parkplatz oder zum Schottergarten degradiert. Bestenfalls verbleibt eine kleine Rasenfläche ohne Sträucher und Bäume. Aber genau diese Vorgärten bergen ein bislang wenig genutztes Potentiall! Sie liegen dort, wo Bäume am dringendsten gebraucht werden und ihre Bepflanzung bleibt häufig weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. So entstand die Idee, einen starken Anreiz für die Pflanzung von Bäumen in Vorgärten zu schaffen. Wenn schon die Stadt nicht genügend Baumstandorte findet und die städtischen Baumpflanzungen ohnehin schwierig und teuer sind, warum dann nicht einfach hochwertige Bäume einschließlich der Pflanzung an Hauseigentümer verschenken?
Geschenk mit Auflagen
Allerdings muss ein solches Geschenk mit der Verpflichtung verbunden sein, dass der Baum im straßennahen Bereich, idealerweise im Vorgarten, steht und dass er vom Eigentümer dauerhaft erhalten wird. Der Baum fällt unmittelbar nach der Pflanzung unter die städtische Baumschutzsatzung und ist nötigenfalls zu ersetzen, falls er eingeht. Dazu wird eine Vereinbarung zwischen Grundstückseigentümer und Stadt geschlossen. Zunächst sollte das Projekt mit Ausgleichszahlungen aus der Baumschutzsatzung finanziert werden - vorerst 20.000 Euro, die zweckgebunden für Baumpflanzungen einzusetzen sind. Parallel bewarb sich die Verwaltung um Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel – Energie- und Klimafonds“. Das Projekt „Hausbäume für Saarlouis“ wurde im Juni 2021 als förderwürdig ausgewählt und erhält nun eine 90-prozentige Bundesförderung.
Saarlouis will 200 Hausbäume veschenken
Bis 2025 stehen zusammen 120.000 Euro für die Pflanzung von etwa 200 Hausbäumen zur Verfügung. Die Grundstückseigentümer können aus einer umfangreichen Liste mit großen, mittleren und kleinen Laubbäumen wählen, so dass für fast jeden Vorgarten etwas dabei ist. Über die
Medien wurden die Grundstückseigentümer ab Juli vergangenen Jahres zum Mitmachen aufgerufen. Und die Resonanz ist riesig! Bis zum Antragsschluss 2022 wurden bereits Anträge für mehr als 150 Bäume gestellt.
Von den ungefähr 170 Bäumen, die wir in dieser Pflanzsaison pflanzen, davon sind etwa ein Viertel Kugelahorne und etwa 15 Prozent Kugelrobinien. Daneben sind aber auch viele andere gefragt, wie Feldahorn, Felsenbirne, Rotdorn, Weißdornbäume, Walnuss, Trompetenbaum, Blumenesche, Säulenhainbuche und Obstbäume.
Nicht nur durch das Hausbaumprojekt will Saarlouis mehr Grün auf die Privatgrundstücke bringen. Als erste Kommune im Saarland hat die Stadt seit 2021 eine Freiflächengestaltungssatzung, die bei Neu- und grundlegenden Umbauten unter anderem Baumpflanzungen und Flachdachbegrünungen vorschreibt sowie Schottervorgärten verbietet. Die Verwaltung der „heimlichen Hauptstadt des Saarlandes“, wie Saarlouis gerne genannt wird, hofft auf diese Weise, zukünftig besser für den Klimawandel gewappnet zu sein.

