Zukunftswerkstatt
So will Bad Honnef "jünger" werden
Hohes Durchschnittsalter in Bad Honnef
Am Rande der Metropolregion Köln Bonn gelegen, ist Bad Honnef mit seinen zwei großen Siedlungsgebieten und viel Wald ein gern besuchtes Naherholungsgebiet und beliebtes Lebensumfeld, insbesondere für Menschen in der reiferen Lebensphase, wie Holger Heuser, der erste Beigeordnete der Stadt feststellt. Dies zeigt sich auch in den Zahlen. Während ein relativ niedriger Anteil der Bürger zwischen 25 und 50 Jahre alt ist, ist ein recht hoher Anteil an über 60-Jährigen festzumachen. Das Durchschnittsalter liegt laut einer aktuellen Auswertung des Rhein-Sieg-Kreises in Bad Honnef bei 47,1 Jahren – im Rhein-Sieg-Kreis ist es fünf Jahre niedriger bei 42,5.
40 Modellkommunen bei der Zukunftswerkstatt
Bad Honnef ist eine von 40 Modellkommunen, die im Rahmen des Projekts bis Ende 2024 eine intensive und aus Bundesmitteln finanzierte Beratung und Begleitung erhalten, um die Stadt weiter nach vorne zu bringen und unterschiedliche Projekte in die Tat umzusetzen, die die Identität der Kommune stärken. Begleitend zur individuellen Entwicklung als Kommune, die jährlich mit 40.000 Euro gefördert wird, findet ein regelmäßiger Austausch der Kommunen statt, um sich gegenseitig zu inspirieren und auf neue Ideen zu bringen. Im Mai sind die Kommunen zum ersten Mal zusammengekommen, etliche weitere regionale und bundesweite Treffen sind geplant. Zudem läuft in den einzelnen Modellkommunen die Arbeit an.
Image als „Nizza am Rhein“
Nicht ohne Grund wurde Bad Honnef in der Vergangenheit mitunter als „Nizza am Rhein“ bezeichnet. In der Praxis zeigt sich: Kinder, die in Bad Honnef groß werden, durchlaufen zwar noch die Schulbildung in der Heimat, dann aber verlassen die meisten ihren Heimatort zu Ausbildung und Studium und kehren, wenn überhaupt, meist er in einer deutlich späteren Phase zurück und verbringen dann ihren Lebensabend hier. Junge Familien hingegen ziehen laut Heuser nur selten nach Bad Honnef. Wohl einer der Hauptgründe für das Fernbleiben junger Familien sind laut Heuser die enormen Preise am Wohnungsmarkt. „Durch die zwei Siedlungslagen ist der Platz in Bad Honnef begrenzt und beherrschen vergleichsweise hohe Preise den Wohnungsmarkt. Der bezahlbare Wohnraum ist daher natürlich ein großes Thema bei uns“, so Heuser, gleichwohl könne die Kommune hier nur in sehr begrenztem Umfang etwas ausrichten.
Gute Infrastruktur vorhanden
In kommunaler Hand liegt hingegen die Gestaltung der Infrastruktur und diese ist in Bad Honnef bereits gut aufgestellt, wie Heuser sagt. „Wir haben hier sehr gute schulische Ausbildungsmöglichkeiten, das Betreuungsangebot für Kleinkinder ist ausreichend vorhanden, zudem gibt es eine hervorragende Jugendarbeit und viele tolle Angebote für Eltern, Kinder und Familien.“ Das Problem sei nur: „Diese Angebote sind den Bürgern selbst längst vertraut und werden viel zu wenig wahrgenommen über die Stadtgrenzen hinaus“, so Heuser. So sei viel zu wenig bekannt, wie familienfreundlich Bad Honnef eigentlich sei und welch hohe Lebensqualität gerade Familien mit kleinen Kindern hier vorfinden würden.
Image-Wandel hin zur Familienstadt
Als Modellkommune im Rahmen der Zukunftswerkstatt möchte Bad Honnef genau hier ansetzen. „Eines unserer Hauptziele für die nächsten Jahre ist ein Image-Wandel. Wir wollen nicht mehr nur als Alterswohnsitz wahrgenommen werden, sondern als die Familienstadt, die wir längst sind“, sagt Heuer. „Lebensfreude verbürgt“, das Motto der Stadt, gelte schließlich explizit für alle Generationen und entsprechend feilt die Stadt im Rahmen der Werkstatt an einer besseren Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Großes Potential des Ehrenamts
Als weiteren Schwerpunkt, um den demografischen Wandel gut zu meistern, haben die Verantwortlichen in Bad Honnef das Ehrenamt erkannt. Auch hier ist laut Heuser bereits ein großes Potential vorhanden, das in Zukunft noch bewusster ausgeschöpft und koordiniert werden soll. „Ein Vorteil der Altersstruktur unserer Einwohner ist, dass etliche der älteren Bürger viel Zeit und Engagement mitbringen und sich sehr aktiv einbringen“, sagt Heuser. Dies habe sich in der Vergangenheit zum Beispiel eindrucksvoll bei der Flüchtlingskrise 2015 und auch während der Corona-Pandemie gezeigt. Diese bürgerschaftliche Kraftquelle will man in Bad Honnef nun noch intensiver aktivieren und pflegen, „damit das Ehrenamt nicht nur bedarfsorientiert trägt, sondern ein konstanter Pfeiler wird im Stadtleben“, wie Heuser sagt.
Den demografischen Wandel annehmen
Ein weiteres Thema, das mit der besonderen Altersstruktur von Bad Honnef einhergeht, ist die Gestaltung der Pflegelandschaft und die möglichst lange Wahrung der Selbstständigkeit der Senioren. Schließlich ist bei allen Bemühungen um einen Imagewandel und größere Attraktivität für Familien klar: „Wir werden den demografischen Wandel nicht umkehren können und der Anteil der älteren Bevölkerung steigt“, so Heuser. Entsprechend gelte es, „ehrlich und klar zu sehen was ist“, wie Heuser sagt, und auf die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung bestmöglich einzugehen.

Begegnung der Generationen
Das größte Anliegen ist es laut Heuser, das sich Bürger jeden Alters wohlfühlen in der Stadt und nicht nur nebeneinanderher leben, sondern gemeinsam mit den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung die Zukunft gestalten. Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt Kommunen“ ist deshalb als dritter Pfeiler für Bad Honnef die Schaffung eines Mehrgenerationenhauses geplant. Ein Ort hierfür wurde bereits auserkoren: So gibt es mit der ehemaligen Konrad-Adenauer-Schule eine kommunale Liegenschaft mitten in Bad Honnef, die zum Veranstaltungsort unterschiedlicher Angebote werden soll und zum Treffpunkt über die Generationen hinweg. Aktuell wird ein Konzept entwickelt, bald schon soll das Haus eröffnet werden.

