Mobilität der Zukunft
Eine neue Seilbahn für die alte Bundeshauptstadt
Eine Seilbahn für Bonn: schnellere Verbindungen
Der Bonner Verkehrsdezernent Helmut Wiesner erklärt: "Unser Verkehrsmodell von vor fünf Jahren braucht natürlich ein Update. Bestehen bleibt die Tatsache, dass die Seilbahn zusammen mit Schienenverkehr, SB-Bahn und Straßenbahnen den ÖPNV eindeutig schneller machen werden. Derzeit brauchen ÖPNV-Teilnehmer, die vom Venusberg nach Bonn-Beuel wollen, im Schnitt 42 Minuten. Mit der geplanten Seilbahn werden es nur 19 Minuten sein. Damit kann - gerade in der Rush Hour - kein PKW mithalten." Die geplante Seilbahn soll ebenso wie der weitere Ausbau des ÖPNV ein wesentlicher Meilenstein sein auf dem Weg in eine Kommune, in der der Autoverkehr nur noch 25 Prozent der täglichen Mobilität ausmacht.
Gegner kritisieren das Seilbahn-Projekt
Gegner des Projektes haben sich auch schon formiert. Sie monieren: keine Entlastung des Verkehrs, der hohe Stromverbrauch und Wälder müssten weichen. Helmut Wiesner schüttelt den Kopf: "Unsere Verkehrsmodelle sagen etwas anderes. Den Planungen zufolge müssen wir keine Schneisen in Wälder schlagen, um die Masten für die Seilbahn aufzustellen. Die Seilbahn führt über die Wälder hinweg. Es wird auch argumentiert, dass die Feuerwehr im Notfall - etwa bei Ausbruch eines Feuers - die Bahn nicht erreichen könnte. Auch das stimmt so nicht." Den Vorwurf, die geplante Seilbahn sei eine CO₂-Schleuder, hält der Verkehrsdezernent für hanebüchen: "Unsere U-Bahnen kommen derzeit auf etwa 11 Kilowattstunden Verbrauch.
Die Planungen für die zukünftige Seilbahn liegen pro 100 Passagiere und Kilometer bei 5 Kilowattstunden." Zudem soll der Strom zu 100 Prozent aus regenerativer Produktion kommen. Alle relevanten Umweltverbände, heißt es aus der Kommune, seien ebenso für das Projekt wie die Bonner Großunternehmen. "Und auch in der Stadtgesellschaft erleben wir einen großen Rückhalt." Der Protest komme, Hinweise darauf gebe es einige, von einer kleinen Gruppierung mit Eigeninteressen, sagt der Verkehrsdezernent.
Kosten für die Seilbahn derzeit nicht bezifferbar
Bleibt das Kostenargument. Die Gegner rechnen vor: 86 Millionen Baukosten und 7 bis 10 Millionen Betriebskosten für die Kommune jährlich. Helmut Wiesner kann sich nicht erklären, woher diese Summen zum jetzigen Zeitpunkt kommen. Er unterstreicht: "Da wird nicht seriös argumentiert, weil zum jetzigen Zeitpunkt noch gar keine Kosten genannt werden können. Dafür sind die Planungen noch gar nicht weit genug gediehen. Die Kommune rechnet derzeit auf jeden Fall mit weniger als 1 Million Euro Betriebskosten pro Jahr. Alles andere ist - inklusive möglicher Fördergelder - noch völlig offen."
Die Vorteile der Seilbahn auf einen Blick:
- Seilbahnen sind sichere und attraktive Verkehrsmittel.
- Die Trasse wird optimal mit dem Bus- und Schienenverkehr verknüpft.
- Das Bauvorhaben beinhaltet keine aufwändigen und kostenintensiven Infrastrukturmaßnahmen wie Tunnel oder Brücken.
- 12,4 Millionen PKW-Kilometer können eingespart werden.
- Bessere Luft und weniger Lärm sind die Folge.
- Auf der Strecke Venusberg - Bonn-Beuel halbiert sich für Fahrgäste die Reisezeit.
- Keine Wartezeiten: Alle 20 bis 40 Sekunden kommt eine Gondel.
- Die Trasse verbindet sich via S-Bahn mit dem Flughafen Köln/Bonn.
- Stationen und Gondeln sind für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder barrierefrei.
- Es werden keine Sondertickets fällig: Jobtickets, Monatstickets und Schülertickets sowie alle Verbundfahrkarten sind gültig.
- Für Touristinnen und Touristen ergeben sich Ausblicke über Stadt, Fluss und das Siebengebirge.
- Freizeitziele in der Region sind leichter - und ohne PKW-Staus - erreichbar.

Eine Seilbahn in Bonn? Die sollte es schon viel früher geben!
Übrigens ist das Projekt Seilbahn in Bonn gar nicht so neu, wie es scheint. Bereits 1949, erklärt Helmut Wiesner, habe es entsprechende Planungen in der neuen Bundeshauptstadt gegeben. "Damals befand sich auf dem Venusberg, auf dem heute die Uniklinik steht, noch eine Kaserne." Die Probleme von damals gibt es noch heute: Der Venusberg boomt. Beschäftigte der Klinik, Studentinnen und Studentinnen, Besucherinnen und Besucher erzeugen sehr viel Verkehr. Die PKW-Zufahrten können nicht ausgebaut werden und Parkplätze sind ebenso rar. Aber nicht nur der Venusberg soll mit der Seilbahn entlastet werden, sondern der gesamte Verkehr in Bonn. Ein gutes Beispiel für ein solches Verkehrsmodell können die Bonner Verantwortlichen in einer Projekt-Partnerstadt Bonns beobachten: In der bolivianischen Hauptstadt La Paz findet sich das größte urbane Seilbahnprojekt der Welt: 10 Linien verkehren hier auf 30 Kilometer.

