Digitale Dörfer
Auch kleine Gemeinden können Smart City
Smart City: Konzept nicht nur für große Kommunen
So verlangt etwa der rentable Betrieb von physischer Infrastruktur eine bestmögliche Bündelung von Nachfrage und Nutzern. Datenbasierte Steuerungs- und Planungsprozesse können dabei einen großen Mehrwert bieten. Kurzum: Alles, wofür die Smart City steht, ist ebenso relevant für kleine Gemeinden wie für große Städte. Allerdings muss das Smart-City-Konzept entlang der besonderen Herausforderungen, Rahmenbedingungen und Ressourcen kleiner Kommunen zunächst in deren Realität übersetzt werden.
Ziele einer smarten Kommune
Technik ist gerade in kleinen Kommunen nur nachrangig. Eine smarte Kommune ist eine kleine Gemeinde mit ländlicher Prägung, die technisch intelligent vernetzt ist und eine kooperations- und kollaborationsfördernde Governance aufweist. Ziele der smarten Kommune sind die Erfüllung kommunaler Aufgaben, eine nachhaltige Entwicklung sowie die Verbesserung von Lebensqualität und von Standortattraktivität. Smart zu sein bedeutet in kleinen Gemeinden also zuerst und vor allem digitale Technologien für die Erfüllung kommunaler Aufgaben fruchtbar zu machen. In Abgrenzung zur Smart City geht es also nicht darum, vorrangig Technik in städtischen Anwendungsszenarien zu erproben. Vielmehr ist der Technikeinsatz nachrangig zur Aufgabenerfüllung. Aus dem bunten Strauß an kommunalen Aufgaben können für die smarte Kommune folgende Handlungsfelder verwendet werden: innere Verwaltung, Sicherheit, Ordnung und E-Government, Schule, Kinder und Jugend, Kultur, Soziales, Gesundheit und Freizeit, räumliche Entwicklung, Infrastruktur, Mobilität, Umwelt und Wirtschaft.
Bedarfsplanung mit digitalen Möglichkeiten
Ausgehend von aktuellen kommunalpolitischen Herausforderungen, den langfristigen Auswirkungen des demografischen Wandels, den Anforderungen der Bürger an die Lebensqualität in Deutschland sowie dem tatsächlichen rechtlichen Handlungsspielraum kleiner Gemeinden können diese Handlungsfelder weiter in mehrere untergeordnete Zielbilder ausdifferenziert werden. Dazu zählt etwa eine prädiktive, also eine vorhersagende, kleinräumliche Bedarfsplanung in der Kinderbetreuung. Gemeint ist damit eine zumindest in Teilen automatisierte Auswertung relevanter Daten aus eigenen kommunalen Fachverfahren sowie öffentlicher Datenquellen wie Kinder- und Jugendstatistiken oder Arbeitsmarktdaten. Davon profitieren sowohl Planungsergebnis als auch der Planungsprozess. Ein weiteres Beispiel ist die technologiebasierte Gewährleistung von Versorgungsstabilität durch den Einsatz von Sensoren und Aktoren verbunden mit einer datenbasierten Optimierung der Infrastrukturauslastung. Denkbar ist beispielsweise eine verbesserte Steuerung des Energie- oder Wasserverbrauchs. Ein Anwendungsszenario, das mit Blick auf die Klimafolgenanpassung und eine dynamische Bevölkerungsentwicklung weiter an Relevanz gewinnen wird.
Eigene Handlungsempfehlungen für kleine Gemeinden
Die smarte Kommune lässt sich nicht von der Kommunalverwaltung allein am Reißbrett entwerfen. Der praktische Weg zur smarten Kommune ist zuweilen ein steiniger und unterscheidet sich abermals von dem Weg der Großstadt zur Smart City. Für Entscheidungsträger in kleinen Gemeinden braucht es deshalb eigene Handlungsempfehlungen, wie die smarte Kommune Realität werden kann. Nach eingehender Analyse des Vorgehens ausgewählter Pilotkommunen lassen sich sechs Schritte und zwei begleitende Prozesse als Mindeststandard kommunaler Strategieentwicklungsprozesse definieren. Im Einzelnen geht es um die Motivation zur Bearbeitung des Themas Digitalisierung, die Festlegung von übergeordneten Zielen, die Durchführung einer Ist-Analyse zur Bestimmung des Ausgangspunktes der Digitalisierung in der Gemeinde, die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die Auswahl von Digitalisierungsmaßnahmen, die qualitative Weiterentwicklung der Digitalisierungsstrategie, die prozessbegleitende Öffentlichkeitsarbeit sowie die Ausgestaltung der organisatorischen Zuständigkeit innerhalb der Kommunalverwaltung. Bei der praktischen Umsetzung dieser Schritte gilt es einige Fallstricke zu vermeiden, Erfolgsfaktoren zu nutzen und Besonderheiten zu beachten.
Gemeinderat mit gestaltender Rolle
Beispielsweise sollten Verantwortliche der Kommunalverwaltung darauf achten, dass dem Gemeinderat eine gestaltende, keine nur begleitende, Rolle zugewiesen wird. Die Kommunalverwaltung ist in diesem Kontext insbesondere zur Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Befähigung von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten aufgefordert. Kommunalpolitische Mandatsträger müssen vielfach erst in die Lage versetzt werden, in der gebotenen fachlichen Tiefe über digitalpolitische Themen beraten und entscheiden zu können.
Die gute Nachricht ist, dass kleine Kommunen nicht ahnungslos in ein Abenteuer aufbrechen müssen, sondern von den Erfahrungen profitieren können, die andere Gemeinden bereits vor ihnen auf dem Weg zur smarten Kommune gemacht haben.
Zur Dissertation "Zukunft smarte Kommune"
