Neue Formate
Ideen auf dem Bierdeckel – Bürgerbeteiligung neu gedacht
Heimatliebe auf dem Bierdeckel
Was bedeutet Mitbestimmung für Dich? Welches Thema würde Dich zur Beteiligung motivieren? Oder: Was würdest Du gerne mit Deinen Nachbarn in Oldenburg gestalten? Diese und weitere Fragen finden sich seit kurzem auf den sogenannten „Oldenburger Deckeln“. Dabei handelt es sich um besondere Bierdeckel, die von der Koordinierungsstelle Partizipation der Stadt gestaltet wurden und Dialogöffner sein sollen für die Bürger. Der Hintergedanke: Engagement entwickelt sich oft aus Gesprächen heraus und dem Gedankenaustauch über die eigene Heimat. Deshalb werden in Oldenburg insgesamt 500 Bierdeckel in den Gastronomiebetrieben der Stadt verteilt, um die Menschen zum Nachdenken über die Stadt anzuregen. „Oldenburg lebt von der Vielfalt und den Ideen aller Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt Daniela Janßen von der Koordinierungsstelle. „Mit den Oldenburger Deckeln schaffen wir eine einfache und spielerische Möglichkeit, sich auszutauschen und Impulse zu setzen.“ Wer tiefer einsteigen möchte, wird dann auch gleich auf die städtische Beteiligungsplattform „Gemeinsam Oldenburg“ verwiesen.
Selbstwirksamkeit erfahren mit dem Mängelmelder
„Sag’s uns einfach“ – so lautet der Aufruf der Stadt Halle an die Bürger. Die Idee: Fällt den Bürgern in ihrem Umfeld etwas auf, was kaputt ist, verschmutzt oder beschädigt, können sie via den kommunalen Mängelmelder unkompliziert eine Meldung machen. Gerade erst wurde die neue Version des Melders online gestellt, bei der sich das System unkompliziert an die jeweiligen Endgeräte anpasst und die Bürger gleich mehrere Bilder hochladen können. „Die neue, überarbeitete Version stärkt und verkürzt den ,Draht‘ zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung. Wir können schneller handeln, Probleme lösen und Hinweise bearbeiten“, sagt Bürgermeister Egbert Geier.

Mit dem Bürgermeister bei Whats App chatten
Für viele Menschen ist WhatsApp ein häufig und unkompliziert genutzter Messenger-Dienst im Alltag. Das kann man auch bei der kommunalen Arbeit nutzen. In Kappelrodeck hat man damit gute Erfahrungen gemacht. „Kommunikation auf Augenhöhe und Transparenz sind heute in unseren Kommunen als aktive Bürgergesellschaften glücklicherweise Standard", sagt Bürgermeister Stefan Hattenbach, und der direkte, konstruktive Austausch sei wichtig für unsere Arbeit für die Allgemeinheit und Gemeindegesellschaft. In Corona-Zeiten entstanden, hat sich in Kappelrodeck eine WhatsApp-Bürgersprechstunde etabliert. Das funktioniert vergleichsweise simpel: Regelmäßig wird via die Kommune die nächste derartige Sprechstunde bekannt gegeben. Die Bürger können hierzu eine eigene Nummer einspeichern und in der besagten Stunde ihre Anliegen schreiben. Außerhalb dieser Zeit laufen Nachrichten an diese Telefonnummer ins Leere. Die Telefonnummer und der Name der Chat-Partner werden ausschließlich von Bürgermeister Stefan Hattenbach und den beteiligten Fachkräften der Gemeinde zur Beantwortung der entsprechenden Anfragen verwendet.
Mit dem Bürgermeister spazieren gehen
In Neuses, einem Ortsteil der Gemeinde Freigericht, hat man den Spaziergang als Format für die Bürgerbeteiligung entdeckt. Das Motto lautet „Mit dem Bürgermeister durch...“ und so findet zu bestimmten Zeiten jeweils ein rund 60-minütiger Spaziergang mit dem Bürgermeister durch einen bestimmten Stadtteil statt. Die Bürger können ihre Anliegen, Ideen und Wünsche dabei gleich direkt vor Ort besprechen und mit dem Bürgermeister ins Gespräch kommen. „Fragen stellen, Ideen einbringen, auf wichtige Themen im Ortsteil hinweisen – und das unmittelbar vor Ort, das ist die Idee hinter dem neuen Format“, sagt der Bürgermeister Waldemar Gogel.
Spielerisch die Stadt mitentwickeln
Bürgerbeteiligung soll Spaß machen und nicht als Bürde, sondern als Chance erlebt werden. Das ist das Ziel des Beteiligungsprojekts „Let’s play Klimaanpassung“, das gerade in Brandenburg an der Havel entwickelt wird. „StadtSpielRaum“ lautet der Titel eines kostenlosen Onlinespiels, das die Bürger aktiv in die Stadtentwicklung einbinden will. Das funktioniert so: die Spielenden können die Bauhofstraße als zentral gelegenes Modellareal in Brandenburg an der Havel virtuell umgestalten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Klimaanpassung und nachhaltige Stadtentwicklung, wobei die Spielenden verschiedene Anpassungsmaßnahmen spielerisch ausprobieren und ihre jeweiligen Auswirkungen auf die Umwelt virtuell nachzuvollziehen können.

Bürgerdialog im virtuellen Raum
Ebenfalls digital ist der virtuelle Bürgerdialog, ein außergewöhnliches Format, mit dem man in Aalen bereits erste Erfahrungen gesammelt hat. Das Prinzip: Die Bürger treffen sich mit Vertretern der Stadtverwaltung in einer virtuellen Welt und können dort mit ihnen ins Gespräch kommen. Damit das funktioniert, benötigen die Bürger eine Virtual-Reality-Brille oder einen PC mit Internetanschluss. Der Vorteil: Egal, wo man sich gerade befindet – via einen Avatar kann man sich in der virtuellen Stadthalle treffen, dort herumspazieren, die Räume wechseln und sowohl die Frageecke besuchen als auch mit dem Bürgermeister selbst ins Gespräch kommen. „Virtuelle Welten werden unsere Nutzung des Internets und damit unseren Alltag maßgeblich verändern. Der virtuelle Bürgerdialog ist ein erster Schritt in eine solche virtuelle Welt. Der Dialog im virtuellen Raum ist ein echtes Erlebnis und ermöglicht eine neue, einfache und effektive Art der Kommunikation, z.B. durch interaktive Formate, anschauliche Beispiele oder informative Modelle“, so die Stadt. In Aalen hat ein solcher Dialog 2024 das erste Mal testweise stattgefunden. Die Reaktion der Teilnehmer war noch verhalten. Auf die Frage „Halten Sie virtuelle Bürgerdialoge mit VR Brillen für sinnvoll?“ haben 35 mit „Nein“ geantwortet, 28 mit „Ja“ und 5 mit „Mir egal“. Der Oberbürgermeister Frederick Brütting sieht durchaus auch noch viel Verbesserungspotential, damit letztlich noch mehr Dialog stattfinden könne, aber stellt fest: „Für einen ersten Gehversuch bin ich zufrieden“. Weitere virtuelle Bürgerdialoge sollen folgen.


