Digitalisierung
"Digitales Amt"- kleine Kommune online groß
Wie funktioniert das "Digitale Amt"?
Auf der Website des Bayerischen Staatsministerium für Digitales können Kommunen ihre Online-Dienste mit dem Bayern-Portal verlinken. Die zentrale Erfassung sorgt dafür, dass jeder Bürger und jede Bürgerin mit wenigen Klicks erfährt, welche Dienstleistungen sie in welcher Kommune online abrufen können. Sebastian Kramer, Hauptamtsleiter Personal und EDV in Heroldsbach, erklärt: "Nehmen wir das Beispiel Meldebescheinigung. Als Bürgerin oder Bürger geben Sie einfach die Postleitzahl Ihres Wohnortes an, dann sehen Sie sofort, welche Dienstleistungen online abrufbar sind, wer dafür in welcher Abteilung zuständig ist, wie und zu welchen Zeiten Sie diesen Menschen erreichen. Die Seite ist ganz gut gemacht, was noch fehlt ist eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit für das Portal." In erster Linie dient das Portal also der Bürgerschaft, gleichzeitig macht das Bayern-Portal mit diesem Service für alle sichtbar, welche bayerischen Kommunen mit der Digitalisierung schon weit vorangekommen sind. Aber Sebastian Kramer sieht neben der Bürgerfreundlichkeit auch einen Vorteil für die Kommunen selbst: "Das Formularwesen muss nicht von jeder Kommune intern gepflegt werden, weil das zentral im Ministerium geschieht. Gleichzeitig bekommen wir als Kommune umfassende Rechtsgrundlagen."
Digitale Dienstleistungen für Bürger
Die Liste der Dienstleistungen, die der Bürger, die Bürgerin via Bayern-Portal abfragen kann, ist lang. Für Heroldsbach sind das zum Beispiel: Erlaubnis-Anträge für eine abfallwirtschaftliche Tätigkeit, Beantragungen für die Erlaubnis zum Führen eines Kampfhundes oder der Eintragung in ein Berufsregister oder Taxigenehmigungen. Manche Dienstleistungen sind aber auch in Heroldsbach noch nicht onlinefähig. Bauanträge funktionieren derzeit zum Beispiel nur analog. Ein Grund dafür: Manche Dienste sind einfach abhängig von den Angeboten externer Softwarehersteller. Derzeit fehlen häufig die Querverbindungen zu bereits im Einsatz befindlicher, kommunaler Software. Sebastian Kramer unterstreicht: "Da ist an vielen Stellen noch Luft nach oben. Teilweise kann der Bürger, die Bürgerin bereits jetzt ein PDF ausfüllen und einreichen. Leider fehlt es den Kommunen dann aber an entsprechenden Weiterverarbeitungsmöglichkeiten, sodass das Formular dann doch wieder ausgedruckt werden muss."

"Digitales Amt": Was wird häufig genutzt?
Das "Spitzenprodukt" aus dem Hause Heroldsbach: die Beantragung von Briefwahlunterlagen. Die Daten, sagt Sebastian Kramer, würden mit dem Scannen eines QR-Codes sofort erkannt. Allerdings hält er auch diesen Vorgang für verbesserungsfähig: "Leider haben wir noch keine Möglichkeit, die Unterlagen dann auch digital zuzustellen. Dafür landet noch immer Papier in den Briefkästen unserer Bürgerinnen und Bürger. Das Problem: Es gibt in diesem Bereich - und in einigen anderen - noch keine Medienbruchfreiheit." Wesentlich besser funktionieren in Heroldsbach die Zählerstands-Ablesungen. Ein gut und häufig genutzter Service, der dem Amt viel Papier und Versandkosten erspart. Ebenfalls sehr erfolgreich nutzen die Bürgerinnen und Bürger die Online-Anmeldung für Kita- und Krippenplätze. Der Vorteil: Die Platzvergabe erfolgt ebenfalls digital.
Cyberkriminalität: Heroldsbach will autark sein
Seit einem Angriff von Cyber-Kriminellen auf den digitalen Dienstleister "Südwestfalen-IT" sind im Sauerland viele Kommunen schon seit Wochen nur noch via Telefon erreichbar. Ein Vorfall, der sich jederzeit überall in der Republik wiederholen kann. Das weiß auch Sebastian Kramer: "Wir haben schon früh erkannt, dass das Arbeiten in einem kommunalen Verbund Gefahren birgt. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Bereich auch als kleine Kommune möglichst autark zu agieren und eine unabhängige Infrastruktur aufzubauen."

