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Dorfgemeinschaftshaus
Das neue Zentrum der Dorfgemeinschaft.
© Neuendorf

Lebendige Ortsmitte

Vier Wände für die Dorfgemeinschaft

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
2. August 2023
In der Eifel hat ein neu gebautes Dorfgemeinschaftshaus die Bürger eines kleinen Ortes wieder zusammengebracht. Über ein Erfolgsprojekt für eine lebendige Dorfmitte nach der Corona-Durststrecke.

Eine lebendige Dorfgemeinschaft hängt nicht zwingend an der Größe. Gerade im Kleinen kann großer Zusammenhalt entstehen – vorausgesetzt, es gibt einen Ort, an dem man sich treffen kann. In einem kleinen Ort in der Eifel lag die Dorfmitte lange Zeit brach, die Corona-Pandemie tat ihr Übriges dazu. Ein neues Dorfgemeinschaftshaus brachte nun die Wende.

Geringe Einwohnerzahl, große Dorfgemeinschaft

Mit gerade einmal 110 Einwohnern ist die Ortsgemeinde Neuendorf in der Eifel ein denkbar kleiner Ort. Eingebunden in die Verbandsgemeinde Prüm, ist er dennoch selbstständig organisiert und verfügt über ein reges Gemeindeleben, wie Theo Roderich, der Bürgermeister des Ortes, feststellt. „Wir haben hier eine lebendige Gemeinschaft und verschiedene aktive Vereine und es gibt einen großen Zusammenhalt im Ort“, so der Bürgermeister.

Fehlender Treffpunkt in der Ortsmitte

Allerdings: „Es fehlte ein Platz, an dem wir zusammen kommen konnten“, sagt Roderich. Früher einmal habe es drei Wirtshäuser im Ort gegeben, doch längst hat Neuendorf das Schicksal vieler kleiner Orte am Land ereilt und gab es dort weder Gaststätte noch Einkaufsmöglichkeiten und Treffpunkte. Mit dem Wegfall der Infrastruktur wurde Neuendorf zum reinen Wohnort. Die Folge:  Gemeinderatssitzungen wurden notgedrungen in Privatwohnungen abgehalten, Vereine mussten ständig räumliche Kompromisse eingehen, wie Roderich erzählt.

Ein Dorfgemeinschaftshaus entsteht

Bald stand im Neuendorfer Gemeinderat der Entschluss fest: Es braucht ein neues Gemeindezentrum, im dem die Dorfgemeinschaft zusammenkommen kann und das sich sowohl für Tagungen, Sitzungen und Vereinsabstimmungen eignet als auch zum ausgelassenen Feiern. 2014 tat sich schließlich eine Möglichkeit auf: Ein altes Bauernhaus stand zum Verkauf und die Gemeinde erwarb das heruntergekommene Gebäude in Bestlage mitten im Ort. Das Haus wurde komplett abgerissen und der Rat machte sich an die Konzeption. „Die Planungen haben uns sehr beschäftigt und wir sind im Vorfeld in vergleichbare Gemeinden gefahren und haben verschiedene andere Dorfhäuser besichtigt, um genauer abzustimmen, was wir brauchen und wollen“, erzählt Roderich. Unterstützt wurden sie bei diesem Prozess auch durch die Verbandsgemeinde Prüm.

Beraten, abstimmen und feiern

Nachdem die Planungen abgeschlossen waren, entstand von 2016 bis 2021 ein einstöckiges, ökologisch hochwertiges und behindertengerecht zugängliches Dorfgemeinschaftshaus. Innen befindet sich ein Gemeinderaum von 130 Quadratmetern, in dem rund 80 Leute untergebracht werden können, zudem gibt es eine Küche, eine Theke sowie einen Lagerraum und eine Garage mit kleiner Werkstatt. Ergänzend zum Haus wurde ein Terrassenbereich mit Bänken und Stühlen angelegt, der ebenfalls als Treffpunkt dienen kann. Künstlerisches Symbol des „gemeinschaftliche Miteinanders von Jung bis Alt“, das an diesem Ort gepflegt werden soll, ist laut Roderich ein Relief an der Außenmauer mit dem Titel „Dorfgemeinschaft“ des regional bekannten Künstlers Hubert Kruft.

Relief an Wand des Gemeinschaftshauses
Das Relief "Dorfgemeinschaft" an der Außenwand des neuen Treffpunkts

Über eine halbe Million Euro Kosten

Dass die Finanzierung der neuen vier Wände für die Dorfgemeinschaft möglich war, liegt an der stabilen wirtschaftlichen Situation in Neuendorf. „Die Gemeinde steht finanziell vergleichsweise gut da aufgrund des großen Gemeindewaldes“, so Roderich, außerdem gäbe es seit Kurzem zwei große Windkraftanlagen, die der Gemeinde regelmäßig Gelder einbringen. Die Kosten für das neue Gebäude beliefen sich insgesamt auf rund 600.000 Euro; 106.000 Euro wurden von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier als Förderung übernommen.

Nutzung durch Bürger und Gemeinde

Seit das Dorfgemeinschaftshaus im Mai 2022 eingeweiht wurde, wird es laut Roderich intensiv genutzt – von Bürgern, Vereinen und politischen Gremien gleichermaßen. So finden dort Gemeinderatssitzungen und Besprechungen ebenso statt wie die Treffen des örtlichen Hundevereins und die Proben der Tanzgruppe. Für alle Neuendorfer Einwohner und Vereine ist das neue Ortszentrum kostenfrei nutzbar, außerdem kann das Haus auch von außerhalb angemietet werden.

Sitzungssaal
Der Sitzungssaal im Dorfgemeinschaftshaus in Neuendorf

Die Gemeinschaft feiern

Der Gemeinderat tagt im Dorfgemeinschaftshaus nicht nur als politisches Gremium, er agiert auch regelmäßig als Veranstalter. „Wir haben es uns vom Gemeinderat zur Aufgabe gemacht, hier regelmäßig Veranstaltungen durchzuführen“, erzählt Roderich. Entsprechend wurde die Alte Neuendorfer Kirmes am Hilariusfest wiederbelebt und wurden bereits ein Oktoberfest, eine Silvesterfeier und der Burgsonntag im neuen Zentrum abgehalten.

Zusammenhalt nach Corona-Zeit stärken

Noch läuft die Werbung für die Veranstaltungen hauptsächlich analog. Im Vorfeld der Events bekommt jedes Haus in dem kleinen Ort eine Einladung und werden Flyer verteilt. Die Rückmeldungen der Neuendorfer Bürger seien hierauf durchwegs positiv und die Veranstaltungen gut besucht, wie Roderich feststellt. Für den Bürgermeister der Ortsgemeinde ist das nach der Durststrecke der Corona-Jahre kein Wunder. So sagt er: „Durch Corona hatte die Gemeinschaft sehr gelitten und war der Ort ziemlich tot. Für den Neustart war das Haus dann ideal und die Bürger sind ganz dankbar und froh, dass sie hier nun wieder zusammenkommen können“. So kehrt mit dem Dorfgemeinschaftshaus auch ein Stück Normalität zurück nach Neuendorf.

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