Neue Mobilität
Ein Dorf, zwei E-Autos, viele Mitfahrer
Der Vorteil: Wer nur wenig fährt, braucht kein eigenes Auto mehr und jedes Auto weniger senkt die privaten Lebenshaltungskosten und die Emissionen. Die Nutzer mit Führerschein sollen, wenn immer möglich, andere Menschen - die vielleicht gar nicht oder nicht mehr Auto fahren können - mitbefördern. Gesteuert wird die Vergabe mit einer modernen dorf-mobil.app. Das Besondere: Das Projekt ist gemeinwohlorientiert und sozial angelegt. Rendite? Nicht gewünscht.
Was kann die dorf-mobil.app?
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Sie erlaubt es den Teilnehmern, einen Mobilitätskalender anzulegen.
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Sie führt mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Fahrwünsche aller Nutzerinnen und Nutzer zusammen.
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Sie erstellt Vorschläge für gemeinsame Fahrten und optimale Fahrzeiten und Fahrstrecken.
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Die App eröffnet „Touren-Chats“, um mögliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Fahrt in Kontakt zu bringen.
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Die App zeigt den Status der Fahrzeuge hinsichtlich Pflege und Ladestand an.
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Mithilfe der App lassen sich die Fahrzeuge auf- und zuschließen.
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Fahrerinnen und Fahrer, die andere mitnehmen, erhalten automatisch eine Ermäßigung.
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Sie zeigt Rechnungen an und hat eine Funktion für die Abbuchung der Beiträge.

Nachahmung - dringend erwünscht
Die Anschaffungskosten für die beiden Fahrzeuge hat die Stadt Freyburg übernommen, ebenso die Gelder für die Aufstellung einer Ladesäule. Udo Mänicke, Bürgermeister von Freyburg, betont: "Das Projekt in Schleberoda unterscheidet sich in einem wesentlichen Teil von anderen Mitfahr-Angeboten; es ist digital auf der Höhe der Zeit und hat einen sozialen Charakter! Die dorf-mobil.app hilft uns als Politiker im ländlichen Raum, eine Perspektive für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln." Eine Perspektive, die auch andere kleine Ortschaften für sich entdecken können. Die App jedenfalls ist leicht auch für andere Orte nutzbar zu machen. Voraussetzung allerdings: Das Projekt darf nicht profitorientiert angelegt werden. Interessierte Kommunen können sich unter dieser Mailadresse an die Initiatoren wenden: sum.schleberoda@gmail.com
E-Car-Sharing - es gibt Pilotprojekte auch anderswo
Ähnliche Wege geht die Stadt Marburg in drei ländlichen Randgebieten. In einem dreijährigen Pilotprojekt sind dort jeweils zwei E-Fahrzeuge von einem ehrenamtlich getragenen Car-Sharing-Angebot anzumieten. Finanziell trägt sich das Projekt noch nicht selbst, die Nutzungshäufigkeit und die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer unterscheiden sich je nach Standort. Auch die gemeinsame Buchungsplattform hat die Stadt in Auftrag gegeben und finanziert. Im Landkreis Barnim läuft ein kommunales E-Mobilitätsangebot. Schon seit 2019 ermöglicht es Institutionen und Bürgerinnen und Bürgern die Nutzung einer Sharing-Flotte aus E-Autos, E- und Cargobikes.
E-Car-Sharing - warum das die Verkehrswende voranbringen - könnte
Die Vorteile eines solchen Systems liegen auf der Hand: Ein Carsharing-Fahrzeug kann laut Studien durchschnittlich elf private Pkw ersetzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brauchen keinen Stellplatz, müssen keine eigenen Investitionen tätigen und sind an keine Laufzeit gebunden. Was gerade Menschen mit geringem Einkommen zugutekommt. Expertinnen und Experten fordern deshalb: Die Politik sollte nicht den Besitz von E-Autos fördern, sondern die Investitionen in Car-Sharing-Flotten und Car-Sharing-Ladesäulen. Außerdem sollten Verbrenner im Besitz stärker besteuert und Car-Sharing-Flotten steuerlich entlastet werden. Nur so, heißt es, bekäme man dauerhaft weniger Autos auf den Straßen, weniger Versiegelung durch Parkflächen und sinkende CO₂-Emissionen durch den Verkehr.

