Vermächtnis
Senioren-Projekte als Geschenk an die Gemeinde
Große Summe zum Wohle der Senioren
Noch zu Lebzeiten war das Ehepaar Ilse und Günter Leifheit gerne im malerischen Garmisch-Partenkirchen; nach dem Tod der Stiftungsgründer wurde ihr großes Vermächtnis an die Gemeinde in Bayern verkündet. Eine enorme Ehre, aber auch eine ebensolche Herausforderung, wie die heutige Bürgermeisterin Elisabeth Koch, erzählt. „57 Millionen Euro von der Leifheit-Stiftung waren natürlich ein großes Geschenk und hören sich erstmal toll an, aber damit einher geht auch eine immense Verantwortung“, so Koch. Um dieser gerecht zu werden, hat man in der Kommune umgehend einen Expertenrat einberufen, der neben den politischen Vertretern mit Juristen, Wissenschaftlern und Finanzexperten besetzt war.

Kommunale Projekte im Sinne der Stiftung
„Uns war es wichtig, sehr behutsam vorzugehen und das Geld ganz im Sinne der Stiftung zu investieren“, so Koch. Die Stiftungszwecke waren klar definiert: So sollten die Gelder für Garmisch-Partenkirchener Seniorinnen und Senioren eingesetzt werden und sowohl in die Errichtung und den Unterhalt von Pflegeeinrichtungen fließen, als auch Forschung unterstützen, die Hilfestellungen für ein gutes Leben im Alter untersucht. Ausgehend von diesen Vorgaben, hat der Expertenrat die verschiedenen Themen gewichtet und verschiedene Projekte herauskristallisiert, die man der Reihe nach angehen wollte. Als Trägerin dieser wurde die LongLeif GaPa gGmbH als 100prozentige Tochter der Kommune gegründet, bei der Bürgermeisterin Koch auch die Aufsichtsratsvorsitzende ist.
Servicezentrum für alle Belange rund ums Alter
Als erster Schritt wurde im Zentrum von Garmisch-Partenkirchen ein zweiteiliges Bauprojekt umgesetzt. Ein Teil davon war der Erwerb und die Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Finanzamts durch die Kommune, wo seit April 2023 unter dem Titel „LEIFHEIT ServiceZentrum“ Beratung und Informationen für alle Fragen rund um das Alter angeboten werden. „Uns ist es gelungen, hier alle wichtigen Beratungsstellen unterzubringen“, sagt Koch, und so seien von der Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas über die Dienststelle des Malteser Hilfsdiensts e.V. bis hin zum Pflegestützpunkt im Landkreis Garmisch Partenkirchen verschiedene zentrale Anlaufstellen im Herzen des Marktes vertreten.

Neuer Wohnraum für Senioren mitten im Ort
Neben der Sanierung des Altbaus zum Servicezentrum ist direkt dahinter ein Neubau entstanden, der ebenfalls im April eröffnet wurde. Mit 23 barrierefreien und rollstuhltauglichen 1-2-Zimmer-Apartements bietet der Wohnkomplex insgesamt 33 Senioren und Seniorinnen Wohnraum. Hierbei steht das selbstbestimmte Wohnen im Vordergrund, verbunden mit einem sozialen Angebot. So steht im Erdgeschoss ein Wohncafé mit Terrasse Bewohnern wie Besuchern für gemeinsame Aktivitäten und private Feiern zur Verfügung, außerdem ist dort ein Seniorentreff mit einem breiten Angebot an Kursen und Aktivitäten angesiedelt. „Die Öffnung des Hauses war uns sehr wichtig“, sagt Koch, schließlich sollen die neuen Bewohner eingebettet sein in das Leben des Ortes.

Bedürftigkeit als Voraussetzung
Das Besondere an dem Wohnkomplex mit dem Titel „DAS LEIFHEIT“: Die Wohnungen sind ausschließlich für sozial bedürftige Senioren aus Garmisch-Partenkirchen mietbar, die Höhe der Miete wird nach dem jeweiligen Einkommen berechnet. Aus Sicht von Koch ist das ein großer Zugewinn für die Stadtgemeinschaft. „Garmisch-Partenkirchen ist einer der teuersten Flecken Deutschlands – nun können sozial bedürftige Senioren mitten im Ort wohnen, direkt neben dem Kurpark, der städtischen Infrastruktur und dem ÖPNV. Wir haben die ehemals nach außen gedrängten Senioren so zurück in den Ort und in die Gesellschaft geholt“, sagt die Bürgermeisterin. Für die neuen Bewohner sei das von unschätzbarem Wert, wie erste Rückmeldungen zeigen, und die Nachfrage nach den Wohnungen sei im Vorfeld riesig gewesen.
Geriatronik-Zentrum in Planung
Stiftungszweck und Auftrag an die Stadt Garmisch-Partenkirchen ist nicht nur die Schaffung von Infrastruktur für ältere Menschen, sondern auch die Investition in Forschungsprojekte. Im Fokus steht hierbei die junge Wissenschaft der Geriatronik, konkret der Einsatz von Robotik und maschineller Intelligenz in der Geriatrie, Gerontologie und der Altenpflege. Die Bauleitplanungen für ein Zentrum mit einem solchen Schwerpunkt laufen in Garmisch-Partenkirchen bereits auf Hochtouren. Hierfür hat die Kommune eine Bahnbrache als Grundstück erworben, auf dem sich die TU München ansiedeln soll und direkt daran angedockt sowohl eine Pflegeschule als auch ein Pflegeheim der Caritas entstehen werden, in dem die neuen Errungenschaften zur Anwendung kommen. „Bei der Geriatronik geht es nicht um einen Ersatz der Pfleger durch Roboter, sondern um Entlastungsassistenz, also darum, die Pfleger bei ihrer Arbeit zu unterstützen“, betont Koch, und das sei ein wesentlicher Beitrag zur Zukunft in der Pflege.
Bereicherung nicht nur für Senioren
Auch wenn der Fokus der Stiftung auf dem Wohle der Senioren liegt – aus Sicht von Koch tragen die Projekte letztlich zum Wohle aller bei. So sagt die Bürgermeisterin: „Garmisch-Partenkirchen wird ja oft das Altenheim Deutschlands genannt, weil sich so viele Menschen im Alter hier niederlassen. Dank der Gelder können wir das Beste daraus machen“. Dabei würden die Mittel der LEIFHEIT Stiftung nicht nur etwas für Senioren bringen, sondern für alle Generationen, schließlich werden Arbeitsplätze generiert und entstehen durch die Forschungseinrichtungen spannende Bildungsmöglichkeiten. Für die Kommune ist die Arbeit mit den bisherigen Projekten längst nicht zu Ende: „Wir haben die nächsten 50 Jahre gut zu tun“, so Koch, und Ideen gibt es viele.

