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  3. So arbeiten Kommunen mit Kennzahlen
Kennzahlen: Sie verraten viel mehr als ein Schneider-Maßband.
Kennzahlen: Gut, um Ist-Zustände zu dokumentieren und Abweichungen von Zielvorgaben aufzuspüren
© 123rf.com/profile_pavelis

Prozessmanagement

So arbeiten Kommunen mit Kennzahlen

von Annette Lübbers
Reporterin
1. Dezember 2023
In Unternehmen bereits Standard, in Kommunen nicht unbedingt: Daten sammeln via Kennzahlen. Das Landratsamt München nutzt diese besondere Form der Datenerhebung, ganz besonders, wenn es um Klimaschutz und die Energiewende geht.

Fachleute erklären häufig: Was nicht gemessen wird, lässt sich nicht gut managen oder wird gar nicht erst gemacht. Das sieht Philipp Schramek, Leiter der 29++ Klima. Energie. Initiative., im Landkreis München ganz ähnlich. Der Landkreis München habe sich schon im Jahr 2016 im Rahmen der Klimainitiative 29++ ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt: nämlich bis 2030 die jährlichen pro-Kopf-Emissionen im Landkreis München auf 6 Tonnen CO2-Äquivalent zu reduzieren. "Dafür führte der Landkreis neben strukturellen Maßnahmen auch ein kontinuierliches Energie-Controlling ein. Durch die Erhebung von Kennzahlen für den Treibhausgasbericht können wir sehr viel realistischer planen und ein wesentlich effektiveres Controlling durchführen. Neben einer neuen Bewusstheit für das Thema sind faktenbasierte Entscheidungen tatsächlich unabdingbar, wenn man als Landkreis und als Kommune in Sachen Klimaschutz und Energiewende wirklich vorankommen will."

So sehen sie aus - die Emissionen im Landkreis München

Kennzahlen: Was verbirgt sich dahinter?

Kennzahlen sind Maßeinheiten für Informationen, in Zahlen verdichtete Informationen. Kennzahlen sind immer miteinander vergleichbar, messbar und sie sind der Bewertungsmaßstab für einen Ist-Zustand oder einen laufenden Prozess. Ursprünglich wurden Kennzahlen vorrangig in Unternehmen genutzt, um betriebliche Prozesse zu quantifizieren und sie besser beurteilen zu können. Zugrunde liegen den Kennzahlen alle für die einzelnen Sektoren relevanten Unternehmensdaten. Mittlerweile werden diese Kennzahlen aber auch in Verwaltungen genutzt. Im Landkreis München geschieht dies zum Beispiel, um die Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität abzubilden und versteckte Potenziale aufzuzeigen. 

So funktioniert das Arbeiten mit Kennzahlen

Franz Reicherzer, auch er Mitarbeiter im Referat Energie, Mobilität und Verkehrliche Infrastruktur des Landratsamtes: "Um den Ist-Zustand auf dem Weg zu einem klimaneutralen Landkreis abzubilden, nutzen wir eine spezielle Software für Kommunen, in die wir alle von den Energieversorgern mitgeteilten Energieverbräuche einspeisen. Eine solche Software ist erforderlich, weil leider nie alle Energieverbrauchsdaten einer Kommune oder eines Landkreises abgefragt werden können. Denken Sie beispielsweise an den privaten Heizölverbrauch. Hierzu genaue Mengen zu erfahren, ist leider nicht möglich. Die Software kann aber diese Lücken im Energieverbrauch über statistische Daten - unter anderem Bundesdurchschnittsverbräuche, Einwohnerzahlen, zugelassenen Kraftfahrzeuge - in etwa ausgleichen." 

Ein Beispiel für den möglichen Erkenntnisgewinn?

Philipp Schramek erläutert: "Kennzahlen für den Energiebedarf in den einzelnen Kommunen und Erkenntnisse aus dem Energienutzungsplan des gesamten Landkreises vermitteln einen besseren Eindruck und fördern das Verständnis, in welchem Umfang erneuerbare Energiequellen wie etwa Wind- und Solarenergie oder natürliche Wärmequellen wie die Tiefengeothermie genutzt werden können, um den eigenen Bedarf zu decken. "

Kennzahlen zeigen: Die Ziele im Landkreis sind noch nicht erreicht.

Software: Fremd- oder Eigenleistung?

Franz Reicherzer weist darauf hin, dass die für Unternehmen und Organisationen angebotenen Softwarelösungen oft eher ungeeignet seien, speziell den Daten-Bedürfnissen von Landkreisen und Kommunen gerecht zu werden. Solche Softwareprogramme gingen davon aus, dass der gesamte Energie- und Ressourceneinsatz bekannt sei. Solange vertragliche Beziehungen mit Lieferanten und Herstellern bestehen, können solche Informationen tatsächlich erfragt werden. Aber er schränkt ein: "Einer Gebietskörperschaft, die für viele Akteure in einem Gebiet zum Beispiel eine Treibhausgasbilanz erstellen will, stehen diese Informationen aber nicht vollständig zur Verfügung. Deshalb sind spezielle kommunale Softwarelösungen erforderlich, die am Markt nicht so häufig sind. In jedem Fall ist klar: Ein aussagekräftiges Energie-Controlling ist einigermaßen aufwendig und erfordert entsprechende personelle Ressourcen.“

Kennzahlen: wie häufig sollten sie erhoben werden?

Alle zwei Jahre werden im Landkreis die relevanten Daten zur Entwicklung von Treibhausgasemissionen neu erhoben, Abweichungen vom Zielpfad aufgespürt und Prognosen erstellt. Der letzte Bericht erschien in München 2020. Die Zahlen wurden den 29 Kommunen zur Verfügung gestellt, die dann ihren eigenen Pläne hin zu mehr Klimaneutralität entsprechend angleichen konnten. Denn die besten Kennzahlen, so Franz Reicherzer nützten nichts, wenn daraus keine Handlungsanleitungen abgeleitet und dann auch umgesetzt würden. Philipp Schramek ist der Auffassung, dass die Arbeit mit Kennzahlen einen Dreiklang brauche:

  • Eine umfassende Analyse der Kennzahlen, gefolgt von der Formulierung faktenbasierter Ziele;
  • sinnvolle, möglichst effiziente Projekte definieren, die von der Bevölkerung unterstützt werden und diese selbst ins Handeln bringen;
  • gute Planungen und ein effektives Controlling auf dem Weg zur praktischen Umsetzung.     

Arbeit mit Kennzahlen? Der Landkreis hilft gerne

Grundsätzlich ist der Landkreis München gerne bereit, sich von anderen Landkreises und Kommunen kopieren zu lassen. Philipp Schramek: "Es ergibt wenig Sinn, wenn wir unsere Erfahrungen für uns behalten würden. Wenn Landkreise und Kommunen sich für unsere Tools interessieren, können sie gerne Kontakt zu uns aufnehmen."  

Hier finden Sie den letzten Bericht über die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen im Landkreis München.

Der Landkreis hat seinen Kommunen unter anderem ein Treibhausgas-Ziele-Tool zur Verfügung gestellt. Auf dieser Seite gibt es eine Downloadmöglichkeit für eine Dokumentation, die die Funktionsweise des Instruments erläutert. Spannend für Kommunen und Landkreise, die Vergleichbares noch nicht in die Wege geleitet haben.  

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