Kommunen
So sind Musikschulen erfolgreich
Musikschulen als Bildungsinstitution
Neben Grundbildung, Ergänzungsfächern und Ensembleunterricht liegt das Hauptaugenmerk auf einem „aufbauenden und langfristigen Instrumental- und Vokalunterricht“, untrennbar verbunden mit Angeboten für das gemeinschaftliche Musizieren. „Musikschulen haben nicht nur eine Vermittlungsaufgabe. Sie sind eine wichtige Bildungsinstitution in einer Kommune“, hebt Pannes hervor. Damit die Musikschulen in den Kommunen zum klingenden Zentrum werden, müsse ihr Angebot so bürgernah wie möglich sein. „Ein barrierefreier Zugang ist entscheidend – sowohl räumlich als auch sozial und finanziell.“ Dies bedeutet: Je wohnortnaher das Angebot der Musikschule ist, desto besser wird es genutzt; zudem müssen finanzielle Unterstützungen gewährleisten, dass keine Kinder und Jugendlichen aufgrund ihres sozialen Hintergrunds vom Unterricht ausgeschlossen werden.
Fast die Hälfte der Gebühren über Beiträge
„Musikschulen sind elementarer Teil des Jugend- und Bildungsangebots und der Kultur einer Kommune“, sagt Pannes. Sie sei auch jener Part, der die höchsten eigenwirtschaftlichen Beiträge erbringe. Etwa 47 Prozent der Gesamtkosten werden im Bundesdurchschnitt von den Musikschulen selbst erbracht über die Schülerbeiträge – der Rest der Aufwendungen wird zum größten Teil von den Trägern sowie durch Zuschüsse der Länder übernommen. Gleichwohl sind die Musikschulen freilich „kein klassischer Teil des Verwaltungsapparats mit standardisierten Vorgängen“, sagt Pannes, „sondern ein bürgernaher Teil, der sehr individuell und vielfältig und kreativ agiert“. In der Praxis ist das mitunter ein Balanceakt. „Man kann nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass jeder Teil der Verwaltung und der kommunalen Spitze per se verinnerlicht hat, was eine Musikschule bedeutet.“ Umso wichtiger sei es, ein Bewusstsein zu schaffen für das, was
Musikschule für die Kommune sein könne, nämlich „ein kommunales Kompetenzzentrum für musikalische Bildung für Kinder und Erwachsene, das über viele Wege in die Kommune hineinwirkt“.

Wie eine solch lebendige Einbindung konkret aussehen kann, ist eindrucksvoll in Regensburg zu erleben. Bereits 1910 wurde dort eine Singschule gegründet, 1971 folgte die Musikschule, 1981 fusionierten beide Schulen in kommunaler Trägerschaft. Heute hat die Regensburger Sing- und Musikschule ihren Sitz am Bismarckplatz und beherbergt hier aktuell 66 Lehrkräfte, sieben Verwaltungsmitarbeiter und rund 3.600 Schüler. Als Teil des Kulturreferats nimmt Musikschulleiter Wolfgang Graef regelmäßig an Stadtratssitzungen und Amtsleiter-Besprechungen teil.
Vergünstigter Unterricht
„Die Musikschule gehört in Regensburg zur Stadtkultur dazu und ist fest im Schulsystem eingebunden“, erzählt Graef. So kooperiert die Schule mit 18 Schulen, darunter sowohl Grund- und Ganztagsschulen, an denen gebührenfreier Sing-, Flöten- und Trommelunterricht angeboten wird. Finanziert werden diese 151 Kooperationsstunden von der Stadt und dem Freistaat Bayern. „Für uns ist diese Außenwirkung ganz entscheidend. Sie lässt die Musik zu einem normalen, wichtigen Teil ihres Alltags werden. „Die meisten Schüler kommen über die Kooperationssysteme zu uns“, berichtet der Musikschulleiter. Auch bei den regulären Angeboten direkt an der Musikschule sei geregelt, dass „jeder Schüler bei uns den Unterricht zu einer Gebühr bekommt, die er auch bezahlen kann“. So gibt es Gebührenermäßigungen für Inhaber des Stadtpasses, Familienermäßigungen und ein erfolgreiches Bonussystem, bei dem Kinder, die am Ensembleunterricht teilnehmen, vergünstigten Unterricht bekommen.

Dass die Musikschule so erfolgreich ist, liegt auch wesentlich an der finanziellen Unterstützung durch die Stadt. Knapp 1,5 Millionen Euro wurden 2021 von der Stadt Regensburg gezahlt, zudem kann Musikschulleiter Graef bei seiner Arbeit auf die Hilfe der Querschnittsämter zählen, etwa auf das Personalbüro, das Vergabeamt oder das Ordnungsamt. Und auch die Stadt profitiert: Mit rund 180 Veranstaltungen im Jahr bereichert die Musikschule das Kulturleben vor Ort, oft umrahmen Schüler städtische Events. „Wir sind nicht autark und das ist auch gut so“, sagt Graef. Vielmehr könne er neue Ideen und Projekte nur dann umsetzen, wenn sie auch von städtischer Seite mitgetragen werden. Das erfordere manchmal durchaus Überzeugungsarbeit, zahle sich aber aus. „Die Kreativität muss da sein und dableiben.“
Musikschule kooperiert mit Schulen und Vereinen
Um diesen Gestaltungsspielraum nutzen zu können, braucht es auch die Unterstützung durch die Bürger. In Regensburg ist das der Fall. Durch diverse Kooperationen mit den Schulen und den örtlichen Vereinen sowie den aktiven Förderkreis und eine rege Pressearbeit ist die Musikschule fest in der Stadt und im Bewusstsein der Bürger verankert. „Die Regensburger stehen für ihre Musikschule ein und sehen sie als einen wichtigen Teil ihrer Stadt. Das ist die beste Voraussetzung für unsere Arbeit“, sagt Wolfgang Graef.

