Personalwesen
Personal gewinnen und halten durch höhere Stellenbewertungen?
Verwaltungen, die moderne Arbeitsformen, Arbeitsorte und Arbeitszeiten bieten, sind attraktiver als andere. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume zu gewähren und sie an der Strategie- und Zielentwicklung zu beteiligen, steigert nachweislich deren Bindung an den Arbeitgeber. Gleichwohl bleibt der Ruf nach höherer Bezahlung. Mitarbeitende und Führungskräfte erleben die aktuellen Änderungen in der „neuen Arbeitswelt“ als Herausforderung.
Digitalisierung, agiles und mobiles Arbeiten etc. sind Parameter der Veränderung. Im Kern geht es u. a. um das Überwinden von Fach- und Hierarchiegrenzen, um Partizipation, um ein Agieren in komplexen Strukturen, um ein Fördern von innovativen Ideen oder auch um ein Beschäftigen mit Zukunftsszenarien in kooperierenden Arbeitskontexten (KGSt®-Bericht 8/2018).
Künftige Führung ist durch ein werteorientiertes Führungsverständnis geprägt. Vertrauen, eigenverantwortliches Arbeiten, eine Steuerung über Ziele und Ergebnisse sowie Kommunikation und Kooperation auch auf Distanz sind tragende Prinzipien.
Das KGSt®-Modell Stellenbewertung erlaubt diese Veränderungen sachgerecht zu bewerten. Im KGSt®-Bericht 7/2019 sind neben den Hinweisen zur Feuerwehr Optionen für eine Stellenbewertung der Zukunft (ab Seite 23/31 ff.) beschrieben. Flexibilität und Chancen können proaktiv genutzt werden. Dies beginnt beim Fertigen von Stellenbeschreibungen und endet beim Ergebnis im Bewertungsprozess.
Das Arbeiten in interdisziplinären Teams erfordert einen höheren Schwierigkeitsgrad bei den dienstlichen Beziehungen; iteratives Arbeiten oder die Reflexion der Kollaboration bedingt eine erhöhte Kommunikationsfähigkeit. Neue Funktionen wie Product Owner, Scrum Master oder Projektlotsen sind meist keine leitenden Funktionen, können aber im Rahmen der Ausführungsverantwortung im Sinne des KGSt®-Gutachtens 1/2009 gestärkt bewertet werden.
Die KGSt®-Datenbank Stellenbewertung 2.0 schafft mit nachlesbaren Stellenbeschreibungen/-bewertungen mehr Transparenz für alle Beteiligten. Es geht nicht um das Verhindern von höheren Bewertungen, sondern um ein Commitment zu klaren Kriterien und zu einer einheitlichen Bewertungskultur in der jeweiligen Organisation unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten – gerade jetzt in den schwierigen Zeiten der Personalgewinnung/-bindung.

Norbert Ottersbach ist Vertreter des KGSt-Vorstands und Experte für Stellenbewertungen nach KGSt und TVöD
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