Präventionsprojekt
Coaches für mentale Gesundheit an Schulen
„Mental Health Coaches“ bundesweit im Einsatz
Das Programm „Mental Health Coaches“ wird seit diesem Schuljahr bundesweit an über 100 Schulen und 88 Standorten von den Jugendmigrationsdiensten und den Trägern der Jugendsozialarbeit umgesetzt. Gefördert vom Bundesjugendministerium (BMFSFJ) richtet sich das Programm an Schüler der weiterführenden Schulen, die in ihrer mentalen Gesundheit und Resilienz gestärkt werden sollen. Auch einer Mittelschule im bayerischen Amberg wurde für das Programm ausgewählt; seit Schuljahres-Beginn ist dort Sinah Mönch als Mental Health Coach im Einsatz. Angestellt ist die ausgebildete Sozialpädagogin hierfür beim CJD Jugendmigrationsdienst Sulzbach-Rosenberg, wobei sie vor Beginn ihrer Tätigkeit eine viertägige Basis-Qualifikation zum Thema mentale Gesundheit absolviert hat, die von den Fachreferenten der Trägergruppen und des Servicebüros der Jugendmigrationsdienste angeboten wurde.
Netzwerken und Präventionsarbeit an den Schulen
Seit September ist Mönch als Mental Health Coach an zwei Schultagen pro Woche fest in der Mittelschule in Amberg vor Ort, außerdem veranstaltet sie verschiedene Workshops. Dabei trifft sie auf eine „bunte Schülerschaft, wobei jeder mit einem Rucksack an Erfahrungen hierherkommt“, wie Mönch sagt, und entsprechend individuell versucht sie die Kinder und Jugendlichen anzusprechen. Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg ihrer Tätigkeit ist laut Mönch ein Austausch mit allen Akteuren an der Schule. So sagt die Sozialarbeiterin: „Als Mental Health Coach liegt mein Fokus zwar klar auf den Schülern, aber ich bin im Alltag mit der kompletten Schulfamilie in Kontakt, arbeite eng mit dem Schulsozialarbeiter zusammen und informiere die Lehrer über das Programm“.

Resilienz und mentale Stabilität als Ziele
Die Ziele und Inhalte des Mental-Health-Coach-Programms sind ebenso weich wie wichtig. „Es geht um die mentale Gesundheit, darum, dass man sich wohlfühlt und es einem insgesamt gut geht“, sagt Mönch. Um auch in Krisen stabil zu bleiben und resilient und selbstbewusst durchs Leben zu gehen, sollen die Schüler mithilfe der Mental Health Coaches lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle sensibel wahrzunehmen und darauf zu reagieren. „Sagen was ist, tun was hilft“, lautet das Motto des Programms, mit dem auch ein offenerer Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit allgemein erreicht werden soll.
Workshops als Schlüssel
Neben den zahlreichen Gesprächen sind es laut Mönch insbesondere die Workshops, bei denen wirklich alle Schüler einer Klasse erreicht werden können. Hierbei können die Schüler selbst mitentscheiden, welche Themenschwerpunkte gesetzt werden. Mal steht dort die Klassengemeinschaft im Zentrum, mal geht es um die Aktivierung von Ressourcen in schwierigen Lebenssituationen. „Wie kann ich mit belastenden Gefühlen umgehen?“ „Was brauche ich, damit es mir gut geht und wo finde ich Hilfe“ – das sind Fragen, welche die Schüler zusammen mit Mönch bearbeiten. „Das Ziel ist es, dass die Schüler letztlich Handlungsmöglichkeiten haben und gestärkt und gewappnet sind für Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt“. Dadurch, dass sie selbst keine Lehrkraft sei und in den Workshops auch der Notendruck wegfalle, nähmen die Schüler das Angebot gut an und werde oft eindrucksvoll sichtbar, welche Talente und Fähigkeiten die Schüler jenseits der Unterrichtsfächer haben.

Corona-Nachwirkungen
Auslöser für die Entwicklung des Programms „Mental Health Coaches“ war nicht zuletzt die Corona-Pandemie mitsamt ihrer Nachwirkungen. So litten insbesondere Kinder und Jugendliche unter den Einschränkungen dieser Zeit. Dies zeigt sich laut Mönch auch in der täglichen Praxis. „Das Miteinander muss definitiv wieder mehr gestärkt werden“, sagt die Sozialarbeiterin. „Während der Corona-Zeit hatten die Kinder ja kaum soziale Kontakte. Man musste funktionieren und die Zeit irgendwie überstehen. Das hat natürlich Auswirkungen und das merkt man auch deutlich im Kontakt mit den Schülern“. Als Mental Health Coach liegt der Fokus von Mönch erst einmal auf präventiven Angeboten. Nimmt sie tiefergehende Probleme bei einzelnen Schülern wahr, verweist sie auf weiterführende schulinterne sowie externe Hilfs- und Beratungsangebote.
Verstetigung des Projekts sinnvoll
Vorerst ist das Projekt der Mental Health Coaches für nur ein Schuljahr gefördert, nach den ersten Monaten spricht aus der Erfahrung von Mönch allerdings viel für eine Fortführung und Verstetigung. „Angesichts der vielen Krisenherde, den Folgen der Corona-Pandemie, der Kriege und der Inflation sind die Jugendlichen oft sehr verunsichert, in welche Zukunft sie gehen und haben hier viele Sorgen und Ängste“, so die Sozialpädagogin. Hinzu kämen der Leistungsdruck, Schulprobleme und sonstige Krisen im Privatleben. „Mentale Gesundheit ist hier enorm wichtig und es ist für alle Lebensbereiche hilfreich, wenn man gelernt hat, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und weiß, was einem guttut“, so Mönch. Da sich der Alltag der Kinder vor allem in der Schule abspiele, sei diese der ideale Ort, um mit der Präventionsarbeit anzusetzen und auch alle Kinder zu erreichen. „Mentale Gesundheit ist ein großes Thema und braucht viel Beziehungsarbeit“, so Mönch. Aber schon jetzt erlebt sie in ihrer täglichen Arbeit, wie wertvoll diese sein kann.
Mehr Infos zum Präventionsprogramm "Mental Health Coaches" hier
