Bäder
Schwimmen im Container - Erfahrungen im Kreis Düren
Schwimmcontainer sollen hohe Nachfrage bedienen
„Es gibt deutlich mehr Kinder, die nicht schwimmen können, als früher“, stellt Wolfgang Schmitz fest. Der Geschäftsführer des Kreissportbunds Düren e.V. beobachtet die Entwicklung seit Längerem und der Bedarf an Schwimmunterricht sei so hoch wie noch nie. Der Grund: 25 Prozent der Grundschulen hätten keinen Zugang zu Schwimmbädern und viele kommunale Bäder würden schließen. Hinzu kämen die Kosten für Schwimmkurse von 100 bis 200 Euro, die sich manche Eltern nicht leisten könnten, wie Schmitz sagt. Die angebotenen Kurse in den verbleibenden Bädern sind gleichwohl komplett ausgebucht: „Aktuell betragen die Wartezeiten für Kurse in den kommunalen Schwimmbädern in der Region 2 bis 3 Jahre“, sagt Schmitz – eine wertvolle Zeit, die verloren gehen würde, um Kinder das Schwimmen beizubringen.
„Fit wie ein Fisch“ zeigte enormen Bedarf
Wie hoch der Bedarf wirklich ist, hat man im Kreis Düren beim Projekt „Fit wie ein Fisch“ festgestellt, das 2022 im Kreis und 2023 in der Stadt Düren durchgeführt wurde. Damals wurden über die Sommerferien die ansonsten geschlossenen Hallenbäder und Schulschwimmbäder geöffnet und dort kostenfreie Schwimmkurse angeboten. 130 Übungsleiter waren im Einsatz, die innerhalb von 14 Tagen 2000 Kinder beschult haben. „Wir haben damals gemerkt: Der Bedarf ist riesig“, so Schmitz. Nur 17 Minuten nach Freischaltung des Buchungsportals seine alle Plätze weg gewesen, 10.000 Anfragen kamen auf die 2.000 verfügbaren Plätze. Angesichts der dramatischen Kluft zwischen Angebot und Nachfrage entstand die Idee, mit einem mobilen Schwimmcontainer durchs Land zu touren.

Modellvorhaben im Land NRW
Vom September 2023 bis September 2025 wird nun ein Modellvorhaben vom Land NRW finanziert, bei dem mobile Schwimmcontainer jeweils über mehrere Wochen an verschiedenen Standorten im Regierungsbezirk Köln halten und Kinder dort kostenlos Schwimmunterricht erhalten. Aktuell steht der mobile Schwimmcontainer in Köln-Chorweiler. Auch für die Kommunen ist das Angebot aktuell kostenfrei, wobei der Kreissportbund Düren, der das Projekt betreut, für jede finanzielle Unterstützung dankbar ist, wie Schmitz sagt.
Angst verlieren und schwimmen lernen
„Wir möchten so viele Kinder wie möglich erreichen, sie ans Wasser gewöhnen und ihnen im besten Falle das Schwimmen beibringen“, sagt Schmitz. Dabei gehe es erst einmal darum, die Angst vor dem Wasser zu verlieren. Für viele Kinder, die zuvor kaum in einem Schwimmbad waren, sei das ein großer Schritt, der im Container bewältigt werden könne. In Folge gehe es darum, das Schwimmen selbst zu erlernen – ein Ziel, das etliche Kinder bei den Kursen im Container erreichen. Und auch für die weiteren Kinder zahlt sich das Training im Schwimmcontainer laut Schmitz aus. „Kinder, die schon im Container an einem Kurs teilgenommen haben, lernen danach deutlich schneller das Schwimmen, als wenn sie von Null auf zum ersten Mal ins Wasser steigen und nach langer Wartezeit einen Kurs in einem der konventionellen Bäder besuchen“, so der Geschäftsführer.
Becken statt Badewanne
Bei dem Schwimmcontainer, der aktuell im Regierungsbezirk Köln im Einsatz ist, handelt es sich um einen umgebauten alten Überseecontainer, in dem sich ein 11,5 Meter langes und 2,8 Meter breites Becken befindet. Die Tiefe reicht von 90 Zentimetern bis zu 1,30 Metern. 38 Kubikmeter Wasser umfasst das mobile Schwimmbad, die Standard-Temperatur beträgt 30 Grad und kann bis zu 34 Grad erwärmt werden. „Wer Kritik übt, sollte sich erstmal so einen Container ansehen“, sagt Schmitz. Schließlich handele es sich entgegen mancher Vorurteile dabei keineswegs um eine größere Badewanne, sondern um ein ordentliches Becken, in dem die Kinder auch tatsächlich das Schwimmen erlernen könnten. Auch die hygienischen Vorgaben sind erfüllt. So werden mittels einer modernen Pool-Steuerungsanlage für den öffentlichen Bereich etwa die Chlor- und pH-Werte erfasst, reguliert und bei Bedarf an die Kontrollstelle übertragen; zudem sind im Container ergänzend zum Becken Toiletten und Duschen vorhanden. Für das Umkleiden steht im Kreis Düren ein weiterer Container zur Verfügung, der an den Schwimmcontainer angeschlossen wird.

Mobil und kosteneffizient
„Wir können überall dorthin kommen, wo Bedarf ist“, sagt Schmitz. Während die Anfahrtswege zu einem stationären Schwimmbad je nach Schulstandort sehr weit und zeitintensiv seien, könne der Schwimmcontainer direkt neben einer Schule abgestellt werden und könnten die Kinder dadurch je Schwimmeinheit eine deutlich längere Zeit im Wasser verbringen. 6 bis 8 Wochen steht der Container üblicherweise neben einer Grundschule und erhalten die Kinder der Klassen 1 bis 4 geblockt Schwimmunterricht. Dann zieht er weiter zum nächsten Standort, wo Bedarf herrscht. Auch was die Kosten anbelangt, bringt der Container laut Schmitz Vorteile. 400.000 bis 500.000 Euro würde ein neuer Schwimmcontainer kosten – im Vergleich zum Bau oder auch zur Instandhaltung eines festen großen Schwimmbads also eine deutliche Ersparnis.

Gute Resonanz
Bereits ein knappes Jahr ist der mobile Schwimmcontainer im Kreis Düren im Einsatz und nach der Erfahrung von Schmitz bewährt sich das zusätzliche Mini-Schwimmbad sehr. Die Kinder seien begeistert und würden sichtlich die Angst vor dem Wasser verlieren bei den Kursen und auch die weiteren Angebote, unter anderem Babyschwimmen, Aquagymnastik für Senioren und inklusive Kurse hätten sich bewährt. „Alle, die den Schwimmcontainer live erleben, sind begeistert“, sagt Schmitz.
Hilfreiche zusätzliche Wasserfläche für Kommunen
Obwohl die Kommunen im Rahmen des Modellvorhabens aktuell keine Kosten tragen, sind sie eng eingebunden in das Projekt, wie Schmitz sagt. „Der Einsatz des Containers funktioniert nur dann, wenn Kommune und Schule mitspielen“, so der Geschäftsführer, und entsprechend würden die Bürgermeister des jeweiligen Standorts eingeladen, den Container zu besichtigen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Dabei handle es sich natürlich nicht um einen Schwimmbad-Ersatz, vielmehr um eine lohnende Ergänzung des kommunalen Angebots, wie Schmitz betont. „Letztlich bieten die Schwimmcontainer einfach eine mobile und kostengünstigere zusätzliche Wasserfläche, die sehr hilfreich sein kann“, so der Leiter des Kreissportbundes, der aktuell einen weiteren Container, finanziert mit Spendengeld, zum Schwimmort umbaut. Das überzeugendste Argument dafür ist laut Schmitz letztlich der Schutz des Menschenlebens. Denn: „Wenn ein Kind ins Wasser fällt, das einen Kurs im Container besucht hat, dann ertrinkt es nicht mehr“.


