Digital vernetzt auf dem Land
Smarte Regionen: Digital vernetzt auf dem Land
Smarte.Land.Regionen - ein Projekt in sieben Landkreisen
Einer davon ist der Landkreis Vorpommern-Greifswald. Der stellvertretende Landrat Jörg Hasselmann verspricht sich viel von dem Projekt, das sich „Smarte.Land.Regionen“ nennt. „Wir möchten unseren Flächenlandkreis mithilfe von Digitalisierung weiter attraktiv gestalten und den Weg dafür ebnen. Unser Ziel ist, bürgernahe Dienste anzubieten und damit eine höhere Lebensqualität zu erreichen“, sagt Hasselmann.
Landkreis Vorpommern-Greifswald: die Erfahrungen
Anke Radlof, Sprecherin im Landkreis Vorpommern-Greifswald, berichtet von schwierigen Ausgangssituationen für das Projekt. „Eine der größten Hürden der Digitalisierung im ländlichen Raum ist der langsame Ausbau von Breitband- und Mobilfunknetzen“, sagt Radlof. „Das führt dazu, dass der ländliche Raum im Vergleich zu den Ballungszentren schlechter mit schnellem Internet versorgt ist, was private Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen stark beeinträchtigt, sodass die Regionen weniger attraktiv werden für Fachkräfte und Unternehmen.“ Zudem sei die Bevölkerung älter und damit auch weniger technikaffin. „Ländliche Regionen sind oft räumlich stark verteilt, was die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Unternehmen und anderen Akteuren erschwert“, sagt Radlof. „Netzwerke und Cluster, die für die Innovationsförderung und den Wissensaustausch in der Digitalisierung wichtig sind, sind in ländlichen Gegenden weniger ausgeprägt.“

Wir möchten unseren Flächenlandkreis mithilfe von Digitalisierung attraktiv gestalten.“
Vernetzung und Kompetenzaufbau gehörten daher zu den wichtigsten Maßnahmen im Rahmen des Projektes. Neu geschaffen hat man etwa die digitale Plattform „kuubu“. Dort können Kita-Erzieher gezielt nach Angeboten für ihre Gruppen suchen: Spezielle Theateraufführungen sind dort verzeichnet, Angebote der Stadtbibliothek, der Museen oder auch der Freiwilligen Feuerwehren. „Das Ziel war es, die Kindergruppen mit Einrichtungen zusammenzubringen, die Angebote für die Kinder machen“, sagte Kilpert. Denn bisher sei es oft von Zufällen, wie etwa den Arbeitsstellen der Eltern, abhängig gewesen, ob eine Kita-Gruppe einmal zu Gast bei der Feuerwehr oder der Polizei war oder lieber das Landestheater besuchte. „Im ländlichen Raum gibt es oft Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung“, sagt Radlof. „Traditionellere Strukturen und Bedenken bezüglich Digitalisierung, beispielsweise im Punkt Datensicherheit und Datenschutz, tragen dazu bei, dass digitale Innovationen nicht immer die gewünschte Akzeptanz finden.“ Dies könne den Prozess der Digitalisierung verlangsamen und Investitionen unattraktiv machen.
Radlof verweist auch auf andere Dinge, die im Landkreis Vorpommern-Greifswald an den Start gingen: kostenlose Bildungsprojekte rund um die Digitalisierung, etwa ein in Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald angebotener „DigiDialog“ oder ein Austausch von Best Practices für Unternehmer, Motto: „Bits & Matjes“.

Zusammen mit der Landkreisverwaltung des benachbarten Landkreises „Mecklenburgische Seenplatte“ betreibt man eine E-Learning-Plattform und digitale Planspielplatten für die Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren. Zudem trägt eine Alarmierungsapp zu einer Verbesserung der digitalen Infrastruktur bei: „Hierzu wurden zwei Volkshochschulen, über 32 Einsatzleitwagen und 34 Gerätehäuser sowie zwei Feuerwehrtechnische Zentralen sowie Ausbildungsräume des Kreisfeuerwehrverbandes mit interaktiven Displays, Laptops, Tablets, Videokonferenztechnik und Drohnenübertragung ausgestattet“, sagt Radlof. „Zudem wurden sechs Drohnen übergeben und die Piloten mit Drohnenführerscheinen befähigt.“
Ehrenamt und Zusammenhalt mit digitalen Angeboten stärken
„Es ging bei dem Projekt um das Thema digitale Daseinsvorsorge“, sagt Anne-Marie Kilpert, Abteilungsleiterin für „Smart-City-Design“ beim Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern. Sie hat im Auftrag des Ministeriums das Projekt begleitet. „Auf dem Land müssen Sie für alle kommunalen Angebote grundsätzlich viel mehr Fläche überwinden als in der Stadt“, sagt Kilpert. Zudem sei die Einwohnerdichte viel geringer. „Da kann die Digitalisierung helfen, um Angebote zugänglicher zu machen“, sagt Kilpert. „Auch das Ehrenamt und der Zusammenhalt in der Gesellschaft können mit digitalen Angeboten gestärkt werden – da kann man auf dem Land viel größere Effekte erzielen.“ Als Beispiel nennt Kilpert ein anderes Projekt: Unter dem Label „Digitale Dörfer“ hatte man schon 2018 einen „Dorffunk“, eine App zur digitalen Kommunikation im ländlichen Raum, geschaffen. Das Projekt habe sich mittlerweile bundesweit etabliert.
Bernkastel-Wittich: Dorfgemeinschaftshäuser digital vermieten
Aber auch in den anderen deutschen Landkreisen, die an dem bundesweiten Projekt für smarte Regionen teilnahmen, gab es Innovationen: In Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz gab es ein Projekt zur digitalen Vermietung von Dorfgemeinschaftshäusern. „Man wollte sie besser an die Frau und den Mann bringen und nicht nur an alteingesessene Vereine“, sagt Kilpert. Es entstand ein dynamischer Raumbuchungsdienst, dessen Ziel es war, die Hemmschwelle abzubauen, die Dorfgemeinschaftshäuser auch unter der Woche zu nutzen.
Hingegen wurde etwa in Neustadt an der Waldnaab ein digitales und dezentrales Gesundheitszentrum aufgebaut, um die medizinische Versorgung in der weiten Fläche des Landes zu verbessern. „Alle diese Dinge können von den teilnehmenden Kreisen künftig auch weiter betrieben werden“, sagt Kilpert. Alle Projekte der „Smarten Landregionen“ seien grundsätzlich auf der Basis von Open-Source-Anwendungen entstanden. Andere Kommunen, die an den Softwarelösungen oder der Thematik generell Interesse hätten, könnten die Programme unproblematisch adaptieren. „Wir sind generell auch offen für weitere Interessierte“, sagt Kilpert.
Die Wissenschaftlerin zieht eine positive Bilanz. „Die Landkreise haben für sich Vorteile im kooperativen Ansatz gesehen“, sagt Kilpert. Das sei bemerkenswert – denn bislang seien Kommunen im Bereich der Digitalisierung häufig „Ich-bezogen“: Für dasselbe Problem gibt es in unterschiedlichen Kommunen unterschiedliche Lösungen, die meist als teure Eigenentwicklung entstanden seien. Das ändere sich jetzt.
der Deutschen haben Zugang zu
5G-Mobilfunknetzen.

