Stadtführungen
Einheimische führen Gäste durch die Stadt
Angebot der Berlin Greeter kostenlos
„Bei uns bekommt man etwas, das man für Geld nicht kaufen kann – deshalb ist es auch kostenlos“, sagt Hans Strömsdörfer, der seit Gründung 2010 bei den Berlin Greeters mit an Bord ist und sich ehrenamtlich für die Idee engagiert. Dabei ist Berlin eine von mittlerweile 18 Kommunen in Deutschland, in denen mal als Verein, mal als lose Gruppe organisierte Einheimische sogenannte Greets anbieten, individuell gestaltete Spaziergänge durch die Stadt. Gegründet wurde die Urorganisation bereits 1992 in New York, 30 Jahre später sind Gruppen in verschiedensten Ländern vertreten.
Spaziergänge durch die Stadt
Das Grundprinzip der Greeters ist denkbar simpel: „Greets sind Spaziergänge durch eine Stadt mit jemandem, der sich dort auskennt“, sagt Strömsdörfer. „Ein Berliner nimmt dich quasi an die Hand und führt dich herum, als wärst du ein Freund von ihm, dem er seine Lieblingsplätze zeigt und Anekdoten aus dem Stadtleben erzählt“, so der erfahrene Greeter. Damit ein solcher Spaziergang möglichst ergiebig wird, müssten sich beide Seiten wirklich aufeinander einlassen. „Meist beginnt dann ganz schnell ein Austausch. Das macht es auch so spannend“, sagt Strömsdörfer.
Von der Anfrage zur Begegnung
In der Praxis der Berlin Greeter geht dem Austausch eine Anfrage der Gäste über die Website voraus. Hier tragen die Besucher ihr Alter, ihre Herkunft und den Termin ihrer Berlinreise ein, außerdem können sie besondere Wünsche und Interessen angeben. Wurde die Anfrage auf der Website hochgeladen, wird sie an das Team der Greeter weitergereicht und mit etwas Glück findet sich ein Greeter, der im relevanten Zeitraum Zeit und Lust hat auf einen Spaziergang. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. So sollen nie mehr als sechs Personen bei einem Rundgang mit dabei sein, meist seien es erfahrungsgemäß sogar nur ein oder zwei Personen, was laut Strömsdörfer die persönliche Ebene zwischen Greeter und Gast verstärkt.
Kommunikationsfreudig und offen
Hans Strömsdörfer ist ein begeisterter Greeter und versucht regelmäßig, auch weitere Mitstreiter für das besondere Ehrenamt zu gewinnen. Die Anforderungen hierfür seien überschaubar. „Das Einzige, was ein Greeter wirklich mitbringen muss, ist ein mitteilsames und offenes Wesen. Salopp gesagt: Man sollte Spaß daran haben, zu schnacken“, so Strömsdörfer. Außerdem solle man gut zu Fuß sein, schließlich läuft man mit seinen Gästen meist zwei bis drei Stunden durch die Stadt. Darüber hinaus ist wenig erforderlich, schließlich gehe es nicht um eine historische Stadtführung, sondern um persönliche Einblicke und da sei der Greeter selbst die größte Sehenswürdigkeit. Was die Ausübung des Ehrenamts anbelangt, sei es zudem ein großer Vorteil, dass man komplett steuern könne, wie intensiv man sich engagiert und wie oft man als Greeter unterwegs ist. „Ob ein Greet pro Monat oder drei in der Woche – alles ist möglich“, so Strömsdörfer.
Ziele jenseits touristischer Pfade
„Im Gegensatz zur klassischen Stadtführung gibt es bei uns kein Produkt, das verkauft wird – und dadurch, dass das Angebot kostenlos ist, entsteht auch keine Anspruchshaltung beim Buchenden“, so Strömsdörfer. Vielmehr reizt es ihn bei seinen Touren gerade jene Seiten von bekannten Vierteln zu zeigen, die man als Tourist nicht ohne Weiteres entdecken würde. Welche er hierfür auswählt, passt er seinem jeweiligen Gast an. „Das ist am Anfang immer sehr spannend – ich weiß ja überhaupt nicht, wen ich da vor mir habe und wie der tickt“, erzählt Strömsdörfer. Umso mehr müssten sich Greeter und Gast aufeinander einlassen, damit beide Seiten von der Tour profitieren.
Hohe Nachfrage nach Führungen
Aktuell 30 Greeters sind in der Berliner Gruppe aktiv, neue Mitglieder sind jederzeit erwünscht, schließlich ist die Nachfrage nach Greets in der Hauptstadt enorm. „Die Anfragen sind hoch und wir können aktuell nur etwa die Hälfte davon bedienen“, so Strömsdörfer. Die Greeter selbst pflegen neben ihrem Engagement ein intensives Netzwerk untereinander und machen auf ihr Angebot via Website und Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam. Fixkosten fallen hierbei kaum an, die punktuellen Ausgaben werden via Spenden finanziert.
Kommune profitiert
Den Kommunen, in denen die Greeter aktiv sind, bietet sich durch die kostenlosen Stadtrundgänge für Besucher ein lohnender Mehrwert. „Ein Greet ist eine sehr freundliche Art des Willkommen-Heißens in einer Stadt“, sagt Strömsdörfer, und dieses funktioniere vor allem deshalb so gut, weil es von den Bewohnern selbst gestaltet werden würde. In Frankreich kooperieren die Greeter daher häufig direkt mit den Kommunen und werden dort nicht selten kommunal organisiert. „Viele französische Kommunen schmücken sich mit diesem Angebot und haben erkannt, was für ein Juwel das für ihre Außenwirkung ist“, so Strömsdörfer. In Deutschland sind die Greeter überwiegend unabhängig von der Kommune organisiert, wobei sich auf den örtlichen Websites zunehmend Verweise finden auf das Angebot der Greeter.
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