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  3. Eine Gemeinde kämpft gegen Flaschenwasser
Wasser aus Flasche
Lieber Leitungswasser als fertig abgefülltes Wasser - wegen der Umwelt.
© AdobeStock

Wassermanagement

Eine Gemeinde kämpft gegen Flaschenwasser

von Annette Lübbers
Reporterin
9. Juli 2023
Ein sorgsamer Umgang mit Wasser - mit Hilfe eines Vereins und viel ehrenamtlichem Engagement will eine Marktgemeinde im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech das Thema "Wasser" bei Verwaltung und Bürgern verankern. Ziel ist es dabei auch, von abgefülltem Flaschenwasser wegzukommen. Dabei helfen Trinkwasserbrunnen und Trinkwasser-Stationen.

Deutschland ist ein regenreiches Land. Aber die Sommer werden länger und die Temperaturen steigen. In manchen Regionen Deutschlands denken Kommunen schon wieder über Verbote im Bereich Wassernutzung nach. Trotzdem setzt sich die Erkenntnis nur langsam durch, dass das überlebenswichtige Nass auch bei uns zu einem raren Gut werden könnte, mit dem es zu haushalten gilt. In der Marktgemeinde Kaufering ist man dabei, einen sorgsameren Umgang mit Wasser zu propagieren und auch selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Treiber der Entwicklung sind Silke Meusel, ehrenamtlich im  Umwelt- und Klimabeirat der Marktgemeinde tätig, und Bürgermeister Thomas Salzberger, der als Schirmherr des angestrebten Wasser-Quartiers Kaufering fungiert.

Was ist ein Wasser-Quartier?

Aus welchen Gründen will Kaufering als erste Gemeinde im Landkreis ein sogenanntes Wasser-Quartier werden? Silke Meusel erläutert: "Vielerorts sind die Grundwasserspiegel bereits jetzt massiv gesunken und Kommunen müssen sich überlegen, wie sie weiterhin zuverlässig die kostbare Ressource Wasser an Ihre Bürger und Bürgerinnen verteilen können - da kommen wir in Kaufering leider auch nicht drum rum." Besonders wichtig sei es, die Menschen davon zu überzeugen, dass Leitungswasser eine hohe Qualität hat und anstelle von Wasser aus Flaschen getrunken werden sollte. Denn Wasser in Plastik-, aber auch in Glasflaschen gekauft, ist mit einem hohen CO2-Abdruck belastet.

Frischer Trunk aus dem Hahn - Kampf gegen CO2 und Plastik.

Refill-Stationen: Wasser ganz umsonst

Dafür setzt die Gemeinde auf Bildung, aber auch auf die eigene Vorbildrolle. Der Umwelt- und Klimabeirat forciert die Errichtung von Trinkwasserbrunnen in der Gemeinde - die erste steht im Rathaus - und sogenannte Refill-Stationen, an denen die Menschen ihre mitgebrachten Trinkflaschen wieder füllen können. Ohne Aufwand und völlig umsonst. In der VHS und in der Bücherei von Kaufering stehen bereits solche Stationen, ebenso in zwei städtischen Schulen. Ebenso will man heimische Unternehmen in Gesprächen davon überzeugen, für ihre Mitarbeitenden Trinkbrunnen oder Refill-Stationen einzurichten. 

Externes Know-how  wird  genutzt

Ende Februar hat Silke Meusel einen ersten Gründungs-Workshop organisiert. Weitere sollen folgen. Die Arbeit geschieht in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein a tip: tap e.V., für den Silke Meusel hauptamtlich tätig ist. Der Verein macht sich für eine Wasserwende stark, bietet Bildungsangebote zum Thema Wasser und berät Unternehmen, Organisationen und Kommunen. Wie organisiere ich eine Kampagne für Leitungswasser? Was muss ich beim Aufstellen von Trinkbrunnen beachten? Wie funktionieren Refill-Stationen?

Silke Meusel erläutert: "Der Verein stellt der Kommune ein sogenanntes Wasser-Quartierpaket zur Verfügung: Flyer, Poster, Refill-Sticker, Bildungsmaterial. Zwei kostenlose Online-Seminare sind ebenfalls dabei. Damit erhält die Kampagne in Kaufering den ersten Schwung." Zusätzlicher Mehrwert: Über den Verein hat die Kommune Zugriff auf das breit aufgestellte Netzwerk des Vereins. Kaufering kommt so in Kontakt mit anderen Kommunen, die in Sachen "Wasser-Quartier" schon länger unterwegs sind und bereits eigene Erfahrungen gemacht haben. 

Trinkwasserspender im Rathaus

Silke Meusel hat bei allen Sitzungen im Blick, welches Wasserangebot die Sitzungstische ziert. "Natürlich muss das Rathaus mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb auch die Aufstellung eines Trinkwasserspenders im Februar. Geldsparen mit Wasser aus dem Wasserhahn ist natürlich für jede Kommune gut. Allerdings dürfte in manchen Kommunen dabei ein Problem auftauchen: Oft zahlen Verwaltungen für die Wasserfläschchn gar nicht, sondern erhalten sie als Sponsoring-Artikel. In dem Fall muss sich jede Kommune selbst fragen, wie wichtig ihr der Umstieg selbst ist."   

Wasser zunehmend knappes Gut

Über die Energiekrise werde überall geredet, dass Thema Wasser sei in manchen Kommunen aber noch gar nicht richtig angekommen, sagt Meusel. Aber sie appelliert auch an die Bürgerschaft. "Viele können sich noch gar nicht vorstellen, dass wir - wenn wir alle auf Leitungswasser umsteigen - dass 1,5-fache des innerdeutschen Flugverkehrs an CO2 einsparen könnten. Das ist eine gigantische Summe und eine extrem hohe Einzahlung auf unser Klimaschutzkonto." In Österreich sei man, unterstreicht die Beirätin, bei dem Thema schon viel weiter. In Hotels etwa würden die Betreiber Werbung für die Qualität des heimischen Trinkwassers machen, indem sie Karaffen mit Leitungswasser statt abgefülltem Flaschenwasser in die Hotelzimmer stellen. Silke Meusel lacht: "Angereichert mit Pfefferminze, Zitrone oder einem Zweig Rosmarin macht das auf den Gast sogar einen besseren Eindruck als achtlos hingestelltes Flaschenwasser", sagt sie.    

Informationen zum Thema Wasser:

Kommunen, die ebenfalls Wasser-Quartier werden wollen, können sich hier über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein a tip: tap e.V. informieren. Ebenfalls eine Recherche wert: Das Projekt "Wasserwende" des Vereins. 

Auch interessant: Die Non-Profit-Organisation Refill Deutschland. Allein in der Gründungsphase haben sich 50 Städte und Gemeinden den Namen "Refill-Stadt" verdient. Seit 2019 kann jede Kommune Deutschland Refill-Stadt nennen, in denen Refill-Stationen aufgestellt sind.

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