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Home Office
© Adobe Stock

Digitalisierung

Kein Home Office ist auch keine Lösung

von Ilona Benz
Gastautorin
6. Januar 2021
Das mobile Arbeiten kommt dem modernen Wissensarbeiter deutlich näher als starre Zeiten im Büro. Die Vorstellung einer Eins-zu-eins-Umwandlung von physischer Anwesenheit in tatsächliche Produktivität ist naiv, meint Ilona Benz.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verlagerten zahlreiche Arbeitnehmerinnen ihren Arbeitsplatz an den heimischen Küchentisch. Die Digitalisierung hat es möglich gemacht. Seither nimmt auch die Zahl der veröffentlichten Studien zu, die sich im Kern immer wieder mit der Frage der Produktivität von Arbeitnehmern im Home Office beschäftigen.

Meistens kann die interessierte Leserin die Botschaft des Juristen für sich mitnehmen: Es kommt darauf an. Es kommt auf die Unternehmensgröße, die Branche, die konkrete Tätigkeit, die organisatorischen Gepflogenheiten oder das häusliche Umfeld des Arbeitnehmers an. Wer den öffentlichen Diskurs zu diesem Thema aufmerksam verfolgt, kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich hier im Wesentlichen um eine Glaubens- und Kulturfrage handelt.

Diese Veränderungen brint das Home Office

Daneben gibt es aber auch einige evidenzbasierte Aspekte, die unabhängig von der jeweils eigenen Rolle und Haltung anerkannt werden müssen. Fakt ist, dass die Reduzierung von Arbeitswegen durch Arbeit im Home Office zur Entlastung der angespannten Verkehrssituation beiträgt und damit der Abwendung der drohenden Klimakrise dient. Weiterhin ist anzuerkennen, dass der Übergang vom Industrie- ins Digitalzeitalter und die damit einhergehende Verschiebung von überwiegend körperlicher zu kognitiver Arbeit von einer Anpassung der äußeren Arbeitsbedingungen begleitet werden muss.

Physische Anwesenheit und die Bindung an ein starres System der Arbeitszeit sind Relikte der Fabrikarbeit. Wo früher vorrangig Muskelkraft und Zeit gegen Lohn getauscht wurde, schulden Wissensarbeiter heute Kreativität, Flexibilität und out-of-the-box-Denken. Schwer vorstellbar, wie dies in einer bewegungsarmen, naturfernen und unpersönlichen Umgebung eines Büros optimal funktionieren soll.

Wie produktiv ist die Arbeit im Home Office?

Darüber hinaus werden über die Home Office-Frage auch Kontroll- und Machtverhältnisse in Unternehmen und Verwaltungen neu ausgehandelt. Beides fußt vielfach noch immer stark auf der recht naiv daher kommenden Vorstellung einer eins-zu-eins-Umwandlung von physischer Anwesenheit in tatsächliche Produktivität. Beide Seiten sollten sich im jeweils eigenen Interesse auf diesen Prozess einlassen, denn er ist unvermeidbar. Das Home Office mag derzeit noch von einigen als optionaler, altruistischer Beitrag für den Klimaschutz abgetan werden. Die anfangs gestellte Produktivitätsfrage könnte sich jedoch schon morgen darüber entscheiden.

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