Wie eine Kommune sich schützt
Hacker drohen mit Angriff auf Trinkwasserversorgung
Glasfasernetze in der Trinkwasserversorgung
Seit 15 Jahren lässt der Geschäftsführer dafür systematisch Glasfaserleitungen verlegen. Von den 270 Trafo-Stationen im Versorgungsgebiet hängen inzwischen 150 in Glasfaserringen. Als erstes wurden die Glasfasernetze der Trinkwasserversorgung autark: „Wir konnten unsere beiden Wasserwerke und die drei Hochbehälter inklusive der Brunnen in einen physikalisch getrennten Ring nehmen. Der hat mit der großen, weiten Welt nichts zu tun – erlaubt uns aber, an jedem Punkt die entsprechenden Anlagen zu steuern“, erklärt Ralf Levacher.
Wassser vor Angriffen schützen
Das interne Glasfasernetz hält nicht nur Hacker draußen, es sorgt auch für mehr Effizienz, Resilienz und bessere Überwachungsmöglichkeiten der Trinkwasserversorgung in Saarlouis. Die Anlagen sind jetzt rund um die Uhr überwacht. Wenn es Störungen gibt, senden sie Signale über einen Messenger-Dienst. Rohrbrüche oder Wasserdiebstähle fallen viel schneller auf als früher, denn ein Algorithmus kontrolliert ständig, ob ein festgelegter Kontrollverbrauchswert eingehalten wird und generiert Alarmmeldungen, wenn zu hohe Abweichungen von der Norm vorliegen. „Früher ist das oft gar nicht aufgefallen, da sind Rohrbrüche wochenlang gelaufen“, sagt der Geschäftsführer. „Heute liegen die Wasserverluste bei uns im Bereich von 5 Prozent. Das ist ein guter Wert.“Obendrein lässt sich schneller aufspüren, wo ein Leck ist.
Die digitalen Kontrollmöglichkeiten sparen auch Personal ein. „Ich konnte unter anderem die nächtlichen Rufbereitschaften abschaffen. Früher hat immer jemand kontrolliert, wie die Füllstände der Hochbehälter sind. Das geht jetzt automatisch.“ In Köln nutzt man die Möglichkeiten digitaler Technik für eine Art „Immobilien-Tinder“. Das Projekt soll Angebot und Nachfrage nach gewerblichen Flächen zusammenbringen und Leerstand verhindern. Die Haupteinkaufstraßen der City, Hohe Straße und Schildergasse, gehören zu den meistfrequentierten in Deutschland. Stadtweit liegt die Leerstandsquote bei den Ladenlokalen bei lediglich 2,5 Prozent. Doch paradoxerweise wird genau das zum Problem für die Kölner Wirtschaftsförderung. Denn sie kann kaum Flächen für innovative Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomiekonzepte anbieten.
Datenbanken über lokale Geschäftsimmobilien
Um das Ansiedlungsmanagement zu verbessern, baut die Stadt aktuelle, umfassende digitale Datenbanken über die lokalen Geschäftsimmobilien auf. „Daten helfen uns, künftig schneller und besser auf Anfragen zu reagieren, um somit Angebot und Nachfrage optimal zusammenzuführen“, sagt Holger Leroy von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. „Die Digitalisierung ist ein Baustein dafür, zukünftig Ansiedlungen schnell und passgenau zu ermöglichen.“ Möglich wird das durch ein Tool, finanziert vom Bundeswirtschaftsministerium, das aktuell mit Modellstädten wie Köln aufgebaut wird und ab dem kommenden Jahr auch anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden soll.
In Köln sah das konkret so aus: Ein Dienstleister erfasste alle Ladenlokale mit Anschrift, Geschäftsname sowie Leerstand, Verkaufsfläche und Foto. „Wir starteten somit eine Beobachtung der Handelssituation in der Innenstadt, mit der wir auch die langfristige Entwicklung darstellen können. Sofern der Leerstand steigen sollte, können wir künftig schneller geeignete Gegenmaßnahmen einleiten.“ Außerdem wissen die Kölner jetzt mehr über die Passantenfrequenz in den Einkaufsstraßen und probierten neue Erhebungsmethoden wie Laserfrequenzmessung oder mobilfunkbasierte Frequenzmessung aus. Wichtig ist der Stadt aber vor allem auch der Austausch mit anderen Kommunen. Gute „analoge“ Kommunikation gehöre zum Erfolg immer noch dazu, speziell im Rheinland.
Bäume per App richtig bewässern
Zurück in die Hitze der vergangenen Sommer führt ein drittes, bemerkenswertes Digitalprojekt: Bäume schützen per App. Konkret geht es um eine Baum-App im Ruhrgebiet. Regelmäßig bewässern Mitarbeiter der Gelsendienste, des kommunalen Dienstleistungsunternehmens der Stadt Gelsenkirchen, die neu gepflanzten Bäume an den Straßen, in den Grünanlagen und auf den Friedhöfen. Doch, weil die Hitzeperioden früher beginnen, länger andauern und höhere Temperaturen mit sich bringen, kommen sie mit dem Gießen der Jungbäume kaum noch hinterher. Deshalb suchen die Gelsendienste mit einer App „Gießpaten“ aus der Bürgerschaft, die ehrenamtlich einen Baum in der Nachbarschaft bewässern. Per Smartphone können sich Interessierte damit aus einer interaktiven Karte einen Baum in ihrer Nähe auswählen und sich als Gießpate für ihn anmelden.
100.0000 Stadtbäume digitalisiert
„Der Vorteil der Stadt Gelsenkirchen ist, dass uns im Unterschied zu anderen Kommunen schon seit 2005 ein digitales Baumkataster vorliegt“, sagt Projektmanagerin Daniela Geier, die die BaumApp entwickelte und koordinierte. Im Baumkataster finden sich die Informationen der fünf Baumkontrolleure der Stadt, die regelmäßig den Bestand überprüfen. Aktuell sind rund 100.000 Stadtbäume im Netz erfasst und auf übersichtlichen Stadtplänen anzuklicken. Diese breite Datengrundlage floss in die neue Baum-App ein. Am Aufbau des neuen Angebots beteiligten sich unterschiedliche Fachleute der Stadt Gelsenkirchen – von der für das Thema Digitalisierung zuständigen Stabsstelle „Vernetzte Stadt“, über die Datenschutzbeauftragten und die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Gelsen-Net, einer Tochter der Stadtwerke Gelsenkirchen, die die Koordinierung der Programmierung übernahm. Die Zeit drängte: Nach drei Monaten Entwicklungszeit sollte die App nutzbar sein.
Gießpaten gefunden
Das Angebot kam an: Rund 400 Gießpaten konnte die Stadt so bisher gewinnen. Daniela Geier kann sich vorstellen, dass das Tool bald auch eine Ökobilanz der einzelnen Bäume anzeigen könnte und nachvollziehbar macht, was sie angesichts des Klimawandels für die Stadt wert sind. Auch eine Kooperation mit einer anderen Gieß-Initiative ist geplant. Sie hofft, dass in diesem zweiten Entwicklungsschritt auch junge Menschen zum Mitmachen animiert werden können und einmal stolz Fotos von sich mit „ihren“ Bäumen in ihren Social Media-Accounts posten. Digital wird sich die Botschaft „Mein Freund, der Baum hat Durst“ noch schneller verbreiten.

