
Studie
So verändert Corona das Ehrenamt
Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie stellen das Ehrenamt vor große Herausforderungen. Ganz besonders davon betroffen ist die Gruppe der Ehrenamtlichen, die als Risikogruppe gilt und deren Lebenssituation sich dadurch grundlegend geändert hat. Dies hat sich auch deutlich auf das ehrenamtliche Engagement älterer Menschen ausgewirkt. So können viele ältere Menschen ihre freiwillige Tätigkeit nicht mehr in gleichem Ausmaß wie zuvor ausüben, wie eine aktuelle Studie der Hochschule Luzern nun offenbart.
Studie zu Ehrenamt in Pandemie
Durchgeführt wurde die Studie von Mario Störkle, Dozent am Institut für soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern (HSLU) und den HSLU-Forschenden Stephan Kirchschlager und Meike Müller, die über 400 ältere Menschen über 65 in der Schweiz befragt haben, die sich ehrenamtlich engagieren. Dabei waren Männer und Frauen je zur Hälfte vertreten; als ehrenamtliche Tätigkeitsbereiche wurden unter anderem Fahrdienste, Betreuungsangebote, Unterricht und Nachbarschaftshilfe genannt.
Kontaktbeschränkungen als Hürde
Nach Erkenntnis der Autoren war es für die Befragten insbesondere ab Beginn der ersten Coronawelle im März 2020 durch die starken Kontaktbeschränkungen und behördlichen Vorgaben, aber auch durch die eigene potentielle Gefährdung besonders schwierig, weiter ihrer Tätigkeit nachzugehen. So haben während der ersten Welle zahlreiche ältere Menschen ihr Engagement entweder vollständig oder teilweise pausiert (62 Prozent), 14 Prozent aller Befragten haben sogar bekundet, ihr freiwilliges Engagement während dieser Zeit vollständig und dauerhaft beendet zu haben. Dabei zeigte sich signifikant die Bedeutung des Alters der Ehrenamtlichen: So neigten jüngere Engagierte unter 65 Jahren während der ersten Welle deutlich weniger dazu, ihr Engagement vollständig einzustellen, als Befragte der höheren Altersklassen ab 65 Jahren.
Freiwillige fürs Ehrenamt
Angesichts der Krise wurden aber auch neue Wege beschritten, wie die Studie der Hochschule zeigt. So konnten ältere Ehrenämtler ihre Tätigkeiten teilweise auf jüngere Helfer übertragen und hier neue Freiwillige gefunden werden – laut Studie gaben 27 Prozent die freiwillige Tätigkeit teilweise oder vollständig an jüngere Mitmenschen ab, bei weiteren elf Prozent war dies zumindest teilweise der Fall. Zudem haben 38 Prozent der Befragten kreative neue Wege beschritten, um weiterhin tätig sein zu können. So wurden etwa Treffen auf Online-Kanäle verlagert, Telefonate ersetzten persönliche Begegnungen und bestimmte Angebote konnten unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen weiterhin aufrechterhalten werden. Manche Hilfeleistungen seien unter Pandemie-Bedingungen laut Störkle allerdings tatsächlich schwer durchführbar gewesen, etwa Fahrdienste, Besuche und Hausarbeitshilfen.
Entspannung in zweiter Coronawelle
Die zweite Corona-Welle hat sich im ehrenamtlichen Engagement der älteren Menschen deutlich weniger markant niedergeschlagen als die erste Welle. So zeigt die Studie, dass die ehrenamtlichen Tätigkeiten ab Mitte Oktober 2020 seltener unterbrochen wurden und es nur noch 32 Prozent waren, die bei ihrer Tätigkeit pausierten (im Gegensatz zu 62 Prozent während der ersten Welle). „Die freiwillig Engagierten haben sich offenbar schnell mit der neuen Realität arrangiert und sich aufgrund der mittlerweile etablierten Schutzmaßnahmen wieder sicherer gefühlt“, sagt der Studienleiter Mario Störkl. Das macht Hoffnung auch für die weitere Bewältigung der Pandemie in den Kommunen.
Mehr Informationen!
Und hier finden Sie die Studie als pdf: