App
Feuerwehr top vorbereitet und schnell im Einsatz
App FRIEDA unterstützt Feuerwehrs-Arbeit seit 2022
„Bis Anfang 2022 lief bei uns nahezu alles analog mit handschriftlichen Zetteln, abgehefteten Einsatzdaten und Unterlagen in Aktenordnern“, erzählt Steven Helbing, der stellvertretende Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Bad Tennstedt. Dann kam das Angebot vom Land Thüringen, dass jede Ortsfeuerwehr mit einem eigenen Tablet versorgt werden würde, ausgestattet mit der Feuerwehr - Rettungs - Informations – Daten - App, kurz FRIEDA. Für die Feuerwehr in Bad Tennstedt war das eine große Chance: „Wir haben dieses Angebot sofort angenommen und sind sehr froh, dass uns diese App zur Verfügung gestellt wurde“, so Helbing. Schließlich würde sie zahlreiche Möglichkeiten bieten, die die Feuerwehr zuvor nicht hatte und die im konkreten Einsatzfall eine enorme Zeitersparnis mit sich bringen.

App beim Brandeinsätzen und Unfällen im Einsatz
Die Vorteile durch die App spürt Helbing bei jedem Einsatz, ganz gleich, ob es um einen Brandfall oder einen Unfall geht. Als besonders hilfreich erlebt er etwa die Möglichkeit der Abfrage von Gefahrengütern. Das bedeutet konkret: Ist bei einem Unfall ein LKW mit besonderen Gütern beteiligt, können die Feuerwehrleute mittels eine Eingabe der Gefahrengutnummer in die App sofort checken, um welches Mittel es sich handelt und was dabei zu beachten ist. „Früher mussten wir die Nummer erst an die Leitstelle weitergeben, diese hat dann recherchiert und sich wieder zurückgemeldet. Jetzt können wir wahnsinnig viel Zeit und Aufwand sparen – das ist auch wichtig für den Schutz der Einsatzkräfte selbst“, so der Wehrführer. Gleiches gilt für die Möglichkeit der Atemschutz-Überwachung. Das heißt: Gehen bei einem Brand verschiedene Trupps in das brennende Gebäude, muss der Atemschutz überwacht werden – früher lief dies laut Helbing manuell ab, wurden also Listen geführt, der Taschenrechner bedient und auf die Uhr geschaut. „Dank der App wird in diesem Fall jetzt automatisch vom System berechnet und kontrolliert, wie lange der Druck auf der Flasche ist und wann die Kollegen spätestens wieder raus müssen“, sagt Helbing.

Schnellere Orientierung und Vorbereitung durch App
Ein weiterer Pluspunkt ist nach Erfahrung von Helbing die Möglichkeit, mit der App die Gegebenheiten einer bestimmten Region abzurufen. So können die Feuerwehrler etwa die vorhandenen Hydranten-Systeme eintragen und im Plan markieren, wo Hydranten mit welchem Leitungs-Durchmesser genutzt werden können. „Früher mussten wir entweder während der Fahrt in Ordnern blättern oder im schlechtesten Fall erst vor Ort nach dem nächsten Hydranten suchen“, sagt Helbing. Nun könne man sich vom Navi direkt zum nächsten Hydrant leiten lassen, den die App aufzeigt. Ebenso hilfreich sind die Objektpläne beispielsweise von Kindergärten, Schulen oder Firmen, die in der Dokumentenbibliothek der App hinterlegt und je nach Bedarf abgerufen werden können. „Dadurch erfährt der Einsatzleiter wichtige Informationen über mögliche Gefahren, spezielle Hinweise zur Örtlichkeit, Wegbeschreibungen und vieles mehr“, so Helbing.
Besonders stark genutzt: die Rettungsdatenblätter
Am intensivsten nutzt die Freiwillige Feuerwehr Bad Tennstedt bei der App FRIEDA bislang die Rettungsdatenblätter. Dabei handelt es sich um detaillierte Fahrzeuginformationen, die bei Verkehrsunfällen überaus relevant sein können. Das Prozedere: Wird ein Unfall gemeldet, fragt die Leitstelle die Nummernschilder ab. Die Kennzeichen der Unfallwagen werden dann direkt an die Einsatz-Feuerwehr weitergegeben, welche diese wiederum in die App eingibt. „In Folge erhalten wir mit nur einem Klick alle wichtigen Daten zu den beteiligten PKWs, etwa welchen Antrieb sie haben, wo die Airbags und die Batterien verbaut sind, wo Gasdruckdämpfer, Airbag-Gasgeneratoren oder auch Gurtstraffer sitzen“. Auch zu Elektrofahrzeugen gebe es entsprechende Infos, etwa wo die Hochvoltkomponenten sitzen und wo die Steuergeräte und weitere Batterien. In der Praxis sei dies von enormem Nutzen. „Anhand der Datenblätter wissen wir sofort, wie wir herangehen können an die PKWs“, sagt Helbing. Früher hätten sie das alles erst vor Ort checken müssen und so gerade im Fall von eingeklemmten Personen wertvolle Zeit verloren.

Hoher Nutzen für die Praxis
„Die App macht unsere Arbeit um vieles leichter und bringt einen extrem großen Nutzen für die Praxis“, stellt Helbing fest. Natürlich müsse man sich erst einmal einarbeiten, aber grundsätzlich sei die Handhabung einfach aufgebaut und intuitiv zu erfassen. Hat man sich einmal mit der App vertraut gemacht, sei der Zeitgewinn immens. „Alles, was wir bisher erst an der Einsatzstelle machen konnten, können wir jetzt schon auf den Anfahrtsweg klären – das bringt uns mindestens fünf Minuten Zeitgewinn und das ist viel Zeit, wenn es um ein Menschenleben geht“, so Helbing. Besonders hilfreich sei hierbei: abgesehen von der Kennzeichen-Abfrage stehen alle Funktionen auch offline zur Verfügung. Was aktuell noch fehlt, sind aus Sicht von Helbing ergänzende Datenblätter zu LKWs oder Transportern. „Diese wären sehr hilfreich bei Verkehrsunfällen mit entsprechenden Fahrzeugen“, so der Wehrführer.
Digitalisierung über App hinaus
Im Vergleich zu den Umständen bei früheren Feuerwehr-Einsätzen ist bei der Feuerwehr Bad Tennstedt viel passiert. „Früher haben wir Kameraden von einem Einsatz ganz analog über die Sirenen erfahren, dann sind wir nichtswissend zum Gerätehaus gefahren und haben dort erst die grobe Sachlage erfahren. Die genauen Details mussten wir dann oft erst am Einsatzort selbst herausfinden“, so Helbing. Nicht zuletzt durch den Einsatz der App FRIEDA sei das heute vollkommen anders. Auch darüber hinaus hat die Digitalisierung Einzug erhalten bei der Feuerwehr Bad Tennstedt. So werden im Einsatzdokumentationsprogramm Fireboard sämtliche Einsätze dokumentiert, außerdem gibt es ergänzend zu den Sirenen eine Zusatzalarmierung via die App Divera 24/7, die direkt mit der Leitstelle gekoppelt ist und bereits erste Einsatzdaten anzeigt.
Handwerkliche Schulung nicht ersetzbar
So praktisch das Tablett und die App auch sind – klar ist für Helbing auch: eine manuelle Schulung und eine handwerklich fundierte Ausbildung der Kameraden bleibt immer zwingend notwendig. Schließlich könne jedes technische Gerät einmal kaputt sein und dann müssten die analogen Wege reibungslos funktionieren

